Redensarten Lexikon
Kappe
Etwas auf seine (die eigene) Kappe nehmen: die Verantwortung (auch: die Unkosten, die Folgen) für etwas übernehmen. Etwas auf eigene Kappe machen: etwas ohne Auftrag auf eigene Verantwortung machen. Es kommt auf seine Kappe: dafür trifft ihn die Verantwortung, es geht auf seine Rechnung. Die Kappe ist an die Stelle des Kopfes getreten, der die Verantwortung übernommen hat; Hut. Diese erst seit Heinrich v. Kleist belegte Redensart geht vielleicht auf die Bedeutung der Kappe als Teil der Amtstracht (z.B. eines Richters, eines Beamten) zurück, sagt man doch rheinisch ähnlich: ›se schuwen alles op seng Kapp‹, sie machen ihn für alles verantwortlich. Entsprechend Das kann ihm die Kappe kosten: das kann ihn sein Amt, seine Stellung kosten. Doch könnte Kappe auch den Mantel (englisch cape) bedeuten, auf den einer Prügel bekommt, denn Einem etwas auf die Kappe geben (ähnlich: auf die Mütze) heißt: ihn verprügeln, und mit gleicher Übertragung ist zu ›Wams‹ das Verb ›verwamsen‹ = verprügeln gebildet. In älterer Sprache bedeutete ›Kappen‹ geradezu ›Prügel‹, so Kappen geben bei Grimmelshausen; dann gemildert: ›Es wird Kappen setzen‹, es wird Vorwürfe geben. Die Kappen aufklauben: die Vorwürfe ruhig hinnehmen, einstecken. Literarisch bei Sebastian Franck (›Chronik‹ 1501, B. 449b): »Wer ein Christ will sein, muß Verfolgung leiden, herhalten, die Kappen aufklauben«. Schon bei Luther ist belegt: Eine Kappe schneiden (kaufen): ein Unglück bereiten; auch mundartlich niederdeutsch ›di is ene Kappe tosneden‹, dir ist etwas Schlimmes zugedacht.    Einem die Kappe aufsetzen: ihn zum Mönch machen; entsprechend das Sprichwort ›Gleiche Brüder, gleiche Kappen‹ mit der auf die Narrenkappe gemünzten Fortsetzung: ›Gleiche Narren, gleiche Lappen‹. Er hat die Kappe an den Zaun gehängt: er ist aus dem geistlichen in den weltlichen Stand getreten; vgl. französisch ›Il a jeté le (oder: son) froc aux orties‹ (wörtlich: Er hat die Mönchskutte in die Brennesseln geworfen).
   Einem eine Kappe kaufen: ihm hart zusetzen, bezieht sich in der Sprache des 16. Jahrhunderts auf die Narrenkappe. Bei Hans Sachs sagt ein zorniger Mann, der seine Frau geschlagen hat:

   Dann ist die Gall mir überlauffen,
   Das ich ihr thu ein Kappen kauffen.

Dazu: ›Er könnte sich die Kappe sparen‹, man hält ihn so schon für einen Narren.
   Das wäre mit der Kappe geschlagen: zu grobschlächtig.
   ›Jemand isch neben der Kapp‹ (Karlsruhe): er hat seine Gedanken nicht beisammen. ›Jedem Narren (Lappen) gefällt seine Kappe‹: Jeder so wie er's mag; Kopf.

• W. MEZGER: Narrenidee und Fastnachtsbrauch. Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur (Konstanz 1991) (s. Register und ›Kappe‹ und ›Narrenkappe‹).
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