Redensarten Lexikon
Kanne
Zu tief in die Kanne gucken (blicken, schauen); synonym zu: ›Zu tief ins Glas schauen‹, sich betrinken; schon im 16. Jahrhundert bei Johann Fischart (›Geschichtklitterung‹ S. 212). Entsprechend Die Kanne nicht lange leer stehen lassen: gerne und häufig trinken.    Kannegießer nennt man einen Bierbankpolitiker, Stammtischstrategen, d.h. eine Person, die in Gasthäusern ohne den gehörigen Sachverstand politisiert; dazu das Verb ›Kannegießern‹. Kannegießen war einst die wichtigste Arbeit im Handwerk der Zinngießer, die deshalb auch Kannengießer genannt wurden. Zu sprichwörtlichem Gebrauch kam das Wort durch literarischen Einfluß. 1722 wurde in Kopenhagen Ludwig v. Holbergs Lustspiel ›Der politische Kannegießer‹ (›politiske kandestöber‹) aufgeführt. Das Stück wurde nach der Übersetzung von Delharding 1742 auch in Deutschland sehr beliebt, und die Verbreitung der Redensart zeigt, welchen Eindruck es damals gemacht hat. Fortan hieß ein Stammtischpolitiker, ein leidenschaftlicher, aber beschränkter Zeitungsleser ein politischer Kannengießer. Man übertrug das Wort später auch auf leeres oder gemütliches Geschwätz in anderen Dingen und sprach von ästhetischen, theologischen u.a. Kannengießern. Seit der 2.
Hälfte des 18. Jahrhunderts sind diese Begriffe im Deutschen geläufig.
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