Redensarten Lexikon
Kandare
Einen an (in) die (bei der) Kandare nehmen (kriegen, legen): ihn streng(er) behandeln, straff halten; eigentlich: ihn schärfer zügeln. Kandare ist die Gebißstange am Zaumzeug des Pferdes, die ein scharfes Zügeln ermöglicht, da sie über der Zunge des Pferdes liegt. Diese Zaumtechnik wurde zuerst von den Ungarn (magyarisch kantar = Zaum) zusätzlich zur einfachen Zäumung, der Trense, benutzt. Im 18. Jahrhundert wurde die Kandare in Deutschland eingeführt; ihr Gebrauch im übertragenen Sinne entstammt aber erst dem ausgehenden 19. Jahrhundert. In Gerhart Hauptmanns ›Biberpelz‹ II heißt es: »Dem (Gastwirt Fiebig) woll'n wir mal bißchen Kandare anlegen«. Zuweilen lautet die Redensart auch im gleichen Sinne, aber deutlicher: Jemanden auf Kandare reiten, d.h. mittels einer Kandare zügeln. Jemanden bei der Kandare halten: ihm enge Zügel anlegen, ihm keinen Freiraum lassen. Entsprechend auch: Einen Ruck an die Kandare kriegen: zur Ordnung gerufen werden; Sich an die Kandare nehmen: Selbstbeherrschung üben (soldatensprachlich); vgl. französisch ›serrer la bride à quelqu'un‹; niederländisch ›iemand op de stang rijden‹, wobei mit ›stang‹ die Gebißstange, d.i. die Kandare, gemeint ist.
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