Redensarten Lexikon
Kalender
Kalender machen (auch Kalendern): grübeln, seinen Gedanken nachhängen, in sich versunken über etwas nachsinnen, Grillen fangen. Die Redensart ist seit dem 17. Jahrhundert belegt. Einst war der Kalender neben der Bibel und dem Gebetbuch das einzig Gedruckte für das einfache Volk. Er gab Auskunft über das Wetter, Ratschläge für Haus, Feld und Wald und war Nachschlagebuch für Festtage, Messen u.a. Der Kalendermacher mußte also viel und tief nachdenken. Die alten Kalender enthielten außer den Tagesangaben noch astrologische Hinweise auf angeblich glückliche und unglückliche Tage, Ratschläge über Aderlassen, Kindbadtage, Haar- und Nagelabschneiden sowie Wetterprophezeiungen für das ganze Jahr. Durch deren Unzuverlässigkeit kam die »Kalenderei«, die Goethe im ›Faust‹ II,1 (V. 4974) neben »Chymisterei« nennt, sehr bald in Mißkredit. »Drum haben unsre lieben Alten gesagt: ›Du leugest wie ein Kalendermacher‹«, sagt Andreas Gryphius. Und Grimmelshausen im ›Simplicissimus‹ (II, Kapitel 21): »Daraus urteilte ich ..., daß er Kalender machte, wie er ihm ein Bein vorsetzen und zu Fall bringen möchte«. J.G. Schnabel schreibt in dem Roman ›Insel Felsenburg‹ (1731ff., Band 5, S. 335): »Was sitzt Ihr so traurig da? Es scheint, Ihr wollet Kalender machen oder auspunktieren, ob wir auch guten Wind und Wetter auf unserer Reise haben werden«.
Kalender machen für das abgelaufene Jahr: nachdem eine Sache vorbei ist, wissen, wie man es hätte besser machen können; vgl. englisch ›to make almanachs for the last year‹. Den Kalender verbessern wollen: klügere Leute tadeln und zurechtweisen. Ich will seinen Kalender nicht: ich will auf seinen Rat nicht achten, mich nicht nach ihm richten. In seinem Kalender ist immer Quatember: er hat immer Fasttag, lebt in großer Dürftigkeit; ebenso In seinem Kalender ist nur ein Fasttag (mit dem Hintergedanken: aber der dauert das ganze Jahr): sein Tisch ist nur kärglich besetzt. In seinem Kalender ist nichts als Vollmond: er lebt herrlich und in Freuden.
Schweizerisch ›s Kalendermache nüd erdenkt ha‹, Das Pulver nicht erfunden haben. Im Kalender rot anstreichen; vgl. französisch ›marquer en rouge au calendrier‹, ⇨ rot.
• G. JUNGBAUER: Artikel ›Kalender‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 921-934; F. BORK: Kalender-, Mythen- und Weltbildstudien, Heft 1 und 2 (Leipzig 1942); F.H. BURMESTER: Calender erzählen (Bielefeld 1966); L. RÖHRICH: Joh. P. Hebels Kalendergeschichten (Lörrach 1972); H. TRUMPY: Ein Beitrag zur Erforschung der Kalender, in: Sandoz-Bulletin 17
(Basel 1981), Nr. 59; K. EDER: Kalender-Geschichten (Frauenfeld und Stuttgart 1982); H. MAIER: Die christliche Zeitrechnung (Freiburg 1991).
Kalender machen (auch Kalendern): grübeln, seinen Gedanken nachhängen, in sich versunken über etwas nachsinnen, Grillen fangen. Die Redensart ist seit dem 17. Jahrhundert belegt. Einst war der Kalender neben der Bibel und dem Gebetbuch das einzig Gedruckte für das einfache Volk. Er gab Auskunft über das Wetter, Ratschläge für Haus, Feld und Wald und war Nachschlagebuch für Festtage, Messen u.a. Der Kalendermacher mußte also viel und tief nachdenken. Die alten Kalender enthielten außer den Tagesangaben noch astrologische Hinweise auf angeblich glückliche und unglückliche Tage, Ratschläge über Aderlassen, Kindbadtage, Haar- und Nagelabschneiden sowie Wetterprophezeiungen für das ganze Jahr. Durch deren Unzuverlässigkeit kam die »Kalenderei«, die Goethe im ›Faust‹ II,1 (V. 4974) neben »Chymisterei« nennt, sehr bald in Mißkredit. »Drum haben unsre lieben Alten gesagt: ›Du leugest wie ein Kalendermacher‹«, sagt Andreas Gryphius. Und Grimmelshausen im ›Simplicissimus‹ (II, Kapitel 21): »Daraus urteilte ich ..., daß er Kalender machte, wie er ihm ein Bein vorsetzen und zu Fall bringen möchte«. J.G. Schnabel schreibt in dem Roman ›Insel Felsenburg‹ (1731ff., Band 5, S. 335): »Was sitzt Ihr so traurig da? Es scheint, Ihr wollet Kalender machen oder auspunktieren, ob wir auch guten Wind und Wetter auf unserer Reise haben werden«.
Kalender machen für das abgelaufene Jahr: nachdem eine Sache vorbei ist, wissen, wie man es hätte besser machen können; vgl. englisch ›to make almanachs for the last year‹. Den Kalender verbessern wollen: klügere Leute tadeln und zurechtweisen. Ich will seinen Kalender nicht: ich will auf seinen Rat nicht achten, mich nicht nach ihm richten. In seinem Kalender ist immer Quatember: er hat immer Fasttag, lebt in großer Dürftigkeit; ebenso In seinem Kalender ist nur ein Fasttag (mit dem Hintergedanken: aber der dauert das ganze Jahr): sein Tisch ist nur kärglich besetzt. In seinem Kalender ist nichts als Vollmond: er lebt herrlich und in Freuden.
Schweizerisch ›s Kalendermache nüd erdenkt ha‹, Das Pulver nicht erfunden haben. Im Kalender rot anstreichen; vgl. französisch ›marquer en rouge au calendrier‹, ⇨ rot.
• G. JUNGBAUER: Artikel ›Kalender‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 921-934; F. BORK: Kalender-, Mythen- und Weltbildstudien, Heft 1 und 2 (Leipzig 1942); F.H. BURMESTER: Calender erzählen (Bielefeld 1966); L. RÖHRICH: Joh. P. Hebels Kalendergeschichten (Lörrach 1972); H. TRUMPY: Ein Beitrag zur Erforschung der Kalender, in: Sandoz-Bulletin 17
(Basel 1981), Nr. 59; K. EDER: Kalender-Geschichten (Frauenfeld und Stuttgart 1982); H. MAIER: Die christliche Zeitrechnung (Freiburg 1991).