Redensarten Lexikon
Jubeljahr
Alle(r) Jubeljahre einmal: in großen Zeitabständen; sehr selten. Das Jubeljahr oder ›Halljahr‹ kehrte bei den Israeliten alle fünfzig Jahre wieder; es wurde durch Posaunenschall (hebräisch jobel = Widderhorn, dann: Freudenschall) dem ganzen Lande angekündigt (Lev 25,8ff.). Es hatte den Zweck, gänzliche Verarmung zu verhüten, denn es stellte durch den Erlaß aller Schulden die annähernde Gleichmäßigkeit des Grundbesitzes sicher. Im Jahre 1300 stiftete Papst Bonifatius VIII. in Anlehnung an den alttestamentlichen Brauch ein Gnaden- oder Jubeljahr (›jubilaeus annus‹ nach dem hebräischen Namen mit Anlehnung an lateinisch iubilum = Jauchzen, Jodeln, wovon mittellateinisch jubilare = jubilieren stammt), das einen besonders hohen Ablaß brachte. Ursprünglich sollte sich dieses alle 100 Jahre wiederholen, doch verkürzte sich dieser Zeitraum bald auf 50, dann auf 33 und schließlich auf 25 Jahre. Später wurde der Ausdruck, der auch die Bildung des Wortes ›Jubiläum‹ mitbestimmte, auf andere Feiern bertragen, die in größeren Zeitabständen wiederkehrten, und volkstümlich entstand die Redensart ›alle (r) Jubeljahre einmal‹: »Ich sitze alle Jubeljahr hier, laßt mich nur sitzen; künftiges Jubeljahr will ich euch nicht mehr hindern« (zum Jubelfest der Leipziger Universität 1609; ›Taubmanniana‹ 133).
• E. KUTSCH: Artikel ›Jobeljahr‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart 3. Auflage III, Spalte 799f., v. DERS.: Das Herbstfest in Israel (Diss. Mainz 1955).
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