Redensarten Lexikon
Jakob
Das ist der wahre Jakob: das ist der richtige Mann, das einzig Richtige, Gesuchte, das rechte Mittel. Die Redensart geht möglicherweise zurück auf den Apostel Jakobus, den Schutzpatron Spaniens, dessen Grab in Santiago de Compostela verehrt wird, eine der größten Wallfahrten vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Spanienpilger mögen mit Geringschätzung auf diejenigen herabgesehen haben, die zu den Gräbern anderer gleichnamiger Heiligen pilgerten (es gab auch falsche Jakobsgräber), weil sie die beschwerliche Wallfahrt bis nach Spanien scheuten. Straubinger weist darauf hin, daß auch andere Kirchen fälschlich behaupten, sie seien im Besitz der Gebeine des Heiligen (so 1395 die Kirche in Monte Grigiano in Italien). Möglich ist aber auch der Bezug auf den als Esau verkleideten Jakob, der sich nach Gen 27,6ff. das Erstgeburtsrecht und den Segen seines blinden Vaters erschlichen hat. Ironisch prägte man später die Redensart um: Du bist mir der wahre Jakob! Belegt ist die Redensart freilich erst seit dem 18. Jahrhundert; Jacob Michael Reinhold Lenz (1751-92) sagt von sich selbst in einem Epigramm:
Ich bin ihr wahrer Jakob nicht
Und auch ihr deutscher Michel nicht,
so rein und hold nicht wie der Lenz,
Ich: Jacob Michael Reinhold Lenz,
und Gottfried Keller schreibt in der Novelle ›Pankraz, der Schmoller‹ 1856: »Man dachte unverweilt, diese (Lydia) wäre der wahre Jakob unter den Weibern und keine bessere gäbe es in der Welt«. Bekannt geworden ist die Wendung dann auch dadurch, daß sich Jahrmarktsverkäufer als ›wahren (oder: billigen) Jakob‹ bezeichneten. Den Redeschwall ihrer Anpreisungen beschreibt anschaulich Georg Queri 1912 in ›Kraftbayrisch‹ (S. 164ff.). Den billigen Jakob abgeben: sich als bequeme, unverdächtige Begründung darbieten.
Bisweilen wird Jakob auch für ›Kopf‹ gebraucht, so obersächsisch ›eins auf den Jakob kriegen‹. In Hamburg ist eine bekannte Redensart: ›dat is der nee Jakob mit der nee Mütz‹; auch: ›dat is de ole Jakob met de nee Mütz‹. Die Redensart hat ihren Ursprung darin, daß die alte Jakobskirche um das Jahr 1820 mit einem neuen Turm versehen wurde. Die Redensart meint Neuerungen oder Änderungen, die doch keine durchgreifende Verbesserung bedeuten. In Sachsen hört man auf die Frage: ›Jakob, wo bist du?‹ die Antwort: ›Hinterm Ofen und flick' Schuh!‹.
Der ›wahre Jakob‹ war auch der Titel eines der wenigen prinzipiell systemkritischen satirischen Blätter des 19. Jahrhunderts Er erschien – oft polizeilich beschlagnahmt – von 1879 bis 1933, in Stuttgart. 1933 wurde die Publikation verboten.
• A. WREDE: Artikel ›Jakobus d.Ä.‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 619ff; Religion in Geschichte und Gegenwart 3 III, Spalte 517ff. Artikel ›Jakob‹ v. A. Weiser (mit weiterführender Literatur); RICHTER-WEISE Nr.47, S. 50f.; O.P. STRAUBINGER: ›Der wahre Jakob‹, in: Names, 1 (1953), S. 112-114; J. HÜFFER: Sant Jago. Entwicklung und Bedeutung des Jacobuskultes in Spanien und dem Römisch- Deutschen Reich (München 1957); Sachen zum Lachen. Populärer Humor im 19. Jahrhundert (Tübingen 1973), S. 15; Der wahre Jakob. Ein halbes Jahrhundert in Faksimiles. Hrsg. H.J. Schütz, o.O. 1977.
Das ist der wahre Jakob: das ist der richtige Mann, das einzig Richtige, Gesuchte, das rechte Mittel. Die Redensart geht möglicherweise zurück auf den Apostel Jakobus, den Schutzpatron Spaniens, dessen Grab in Santiago de Compostela verehrt wird, eine der größten Wallfahrten vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Spanienpilger mögen mit Geringschätzung auf diejenigen herabgesehen haben, die zu den Gräbern anderer gleichnamiger Heiligen pilgerten (es gab auch falsche Jakobsgräber), weil sie die beschwerliche Wallfahrt bis nach Spanien scheuten. Straubinger weist darauf hin, daß auch andere Kirchen fälschlich behaupten, sie seien im Besitz der Gebeine des Heiligen (so 1395 die Kirche in Monte Grigiano in Italien). Möglich ist aber auch der Bezug auf den als Esau verkleideten Jakob, der sich nach Gen 27,6ff. das Erstgeburtsrecht und den Segen seines blinden Vaters erschlichen hat. Ironisch prägte man später die Redensart um: Du bist mir der wahre Jakob! Belegt ist die Redensart freilich erst seit dem 18. Jahrhundert; Jacob Michael Reinhold Lenz (1751-92) sagt von sich selbst in einem Epigramm:
Ich bin ihr wahrer Jakob nicht
Und auch ihr deutscher Michel nicht,
so rein und hold nicht wie der Lenz,
Ich: Jacob Michael Reinhold Lenz,
und Gottfried Keller schreibt in der Novelle ›Pankraz, der Schmoller‹ 1856: »Man dachte unverweilt, diese (Lydia) wäre der wahre Jakob unter den Weibern und keine bessere gäbe es in der Welt«. Bekannt geworden ist die Wendung dann auch dadurch, daß sich Jahrmarktsverkäufer als ›wahren (oder: billigen) Jakob‹ bezeichneten. Den Redeschwall ihrer Anpreisungen beschreibt anschaulich Georg Queri 1912 in ›Kraftbayrisch‹ (S. 164ff.). Den billigen Jakob abgeben: sich als bequeme, unverdächtige Begründung darbieten.
Bisweilen wird Jakob auch für ›Kopf‹ gebraucht, so obersächsisch ›eins auf den Jakob kriegen‹. In Hamburg ist eine bekannte Redensart: ›dat is der nee Jakob mit der nee Mütz‹; auch: ›dat is de ole Jakob met de nee Mütz‹. Die Redensart hat ihren Ursprung darin, daß die alte Jakobskirche um das Jahr 1820 mit einem neuen Turm versehen wurde. Die Redensart meint Neuerungen oder Änderungen, die doch keine durchgreifende Verbesserung bedeuten. In Sachsen hört man auf die Frage: ›Jakob, wo bist du?‹ die Antwort: ›Hinterm Ofen und flick' Schuh!‹.
Der ›wahre Jakob‹ war auch der Titel eines der wenigen prinzipiell systemkritischen satirischen Blätter des 19. Jahrhunderts Er erschien – oft polizeilich beschlagnahmt – von 1879 bis 1933, in Stuttgart. 1933 wurde die Publikation verboten.
• A. WREDE: Artikel ›Jakobus d.Ä.‹, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 619ff; Religion in Geschichte und Gegenwart 3 III, Spalte 517ff. Artikel ›Jakob‹ v. A. Weiser (mit weiterführender Literatur); RICHTER-WEISE Nr.47, S. 50f.; O.P. STRAUBINGER: ›Der wahre Jakob‹, in: Names, 1 (1953), S. 112-114; J. HÜFFER: Sant Jago. Entwicklung und Bedeutung des Jacobuskultes in Spanien und dem Römisch- Deutschen Reich (München 1957); Sachen zum Lachen. Populärer Humor im 19. Jahrhundert (Tübingen 1973), S. 15; Der wahre Jakob. Ein halbes Jahrhundert in Faksimiles. Hrsg. H.J. Schütz, o.O. 1977.