Redensarten Lexikon
Hutschnur
Das geht über die Hutschnur: das ist zu arg, das geht zu weit, ist zu toll; das geht über das erträgliche Maß hinaus; z.B. (thüringisch) ›bis über die Hutschnur in Schulden stecken‹. Die sinngleiche Wendung ›Bis über die Ohren in Schulden stecken‹ (⇨ Ohr) weist auf die Vorstellung, daß man in einem Sumpf versinkt. Frühere Erklärer faßten dementsprechend auch ›über die Hutschnur‹ auf als komische Steigerung von ›Es geht bis an den Hals‹. Gemeint sei wohl eigentlich die unter dem Kinn herumlaufende, den Hut am Kopf festhaltende Schnur. Inzwischen ist aber zu dieser Redensart ein interessanter alter, allerdings bis jetzt vereinzelter Beleg aufgefunden worden: Eine Urkunde aus Eger vom Jahre 1356 enthält einen Vertrag über die gemeinsame Benutzung einer Wasserleitung, die durch mehrere Grundstücke geht. Die ersten Anlieger, so heißt es dort, sollen nicht mehr Wasser nehmen, als sie zum Trinken und Kochen nötig haben »vnd des selben wazzers schol in niht mer noch dicker auz den roeren gen, danne ein hutsnur«. Die Hutschnur ist hier also ein Dicke-Maß: Die Stärke einer Hutschnur dient als Maß für fließendes Wasser, und wenn es ›über die Hutschnur geht‹, so handelt der Nutznießer gegen die Vereinbarung, also unrecht. ›Über die Hutschnur‹ meint schon in dieser alten Urkunde: über das Rechtmäßige hinaus. Die heutige Auffassung denkt bei der Redensart freilich an eine wirkliche Hutschnur; das beweist die abgeleitete Nebenform ›Das geht über den Hutrand‹; vgl. ›Das geht über den Span‹ ⇨ Span.
• K. GLEISSNER: Das geht über die Hutschnur, in: Paul und Braunes Beiträge 58 (Halle 1934), S. 296f.
Das geht über die Hutschnur: das ist zu arg, das geht zu weit, ist zu toll; das geht über das erträgliche Maß hinaus; z.B. (thüringisch) ›bis über die Hutschnur in Schulden stecken‹. Die sinngleiche Wendung ›Bis über die Ohren in Schulden stecken‹ (⇨ Ohr) weist auf die Vorstellung, daß man in einem Sumpf versinkt. Frühere Erklärer faßten dementsprechend auch ›über die Hutschnur‹ auf als komische Steigerung von ›Es geht bis an den Hals‹. Gemeint sei wohl eigentlich die unter dem Kinn herumlaufende, den Hut am Kopf festhaltende Schnur. Inzwischen ist aber zu dieser Redensart ein interessanter alter, allerdings bis jetzt vereinzelter Beleg aufgefunden worden: Eine Urkunde aus Eger vom Jahre 1356 enthält einen Vertrag über die gemeinsame Benutzung einer Wasserleitung, die durch mehrere Grundstücke geht. Die ersten Anlieger, so heißt es dort, sollen nicht mehr Wasser nehmen, als sie zum Trinken und Kochen nötig haben »vnd des selben wazzers schol in niht mer noch dicker auz den roeren gen, danne ein hutsnur«. Die Hutschnur ist hier also ein Dicke-Maß: Die Stärke einer Hutschnur dient als Maß für fließendes Wasser, und wenn es ›über die Hutschnur geht‹, so handelt der Nutznießer gegen die Vereinbarung, also unrecht. ›Über die Hutschnur‹ meint schon in dieser alten Urkunde: über das Rechtmäßige hinaus. Die heutige Auffassung denkt bei der Redensart freilich an eine wirkliche Hutschnur; das beweist die abgeleitete Nebenform ›Das geht über den Hutrand‹; vgl. ›Das geht über den Span‹ ⇨ Span.
• K. GLEISSNER: Das geht über die Hutschnur, in: Paul und Braunes Beiträge 58 (Halle 1934), S. 296f.