Redensarten Lexikon
Hut
Kulturgeschichtlich bedeutsam sind die Funktionen der Kopfbedeckung und die Bedeutung, die man ihr beimißt, sowie auch die Werte und Glaubensvorstellungen, die sich mit ihr verbinden. Mit der Kopfbedeckung kann vieles ausgedrückt werden: die soziale Stellung, das Amt, das Alter, das Geschlecht, die Religionszugehörigkeit, ja sogar die Gefühle von Freude und Schmerz (Wildhaber).
Aus diesem unbewiesnen Grunde
Hat alle Zeit und jedes Land
Witz, Vorrecht, Herrschaft, Ruhm und Freiheit
Allein dem Hute zuerkannt.
(Joh. Christian Günther,1695-1723).
Der Hut vertritt gewissermaßen die ganze Person, wie z.B. in den Sprichwörtern und Redensarten: ›Sieh dir den Hut an, den ich trage, ehe du um meinen alten bittest‹, d.h., was soll ich dir geben, da ich selbst nichts habe. Einen geborgten Hut tragen: in Schulden stecken. Der Hut gehört nicht auf einen solchen Kopf: was er sich anmaßt, steht ihm nicht zu.
Jemandem eins auf den Hut geben, derber Einem auf den Hut spucken: ihn zurechtweisen; Eins auf den Hut kriegen: getadelt werden. Hut steht in diesen Wendungen bildlich für ›Kopf‹, wie auch Lehmann S.
201 anführt: »Man schlägt den Hut und meint den Kopf«; vgl. ›Eins auf den Deckel kriegen‹; ›Einem auf den Deckel spucken‹ usw.
Nicht richtig unterm Hut sein: geistesgestört, verrückt, nicht recht bei Verstand sein; vgl. französisch ›travailler du chapeau‹. Ähnlich: ›Er hat e Naturfehler unterm Hut‹.
Ein aIter Hut: eine altbekannte Tatsache, Langgewohntes; Bekanntes, als Neuigkeit vorgebracht; ein veralteter Witz. Etwas aus dem Hut machen: etwas improvisieren. ›Das kannst du einem erzählen, der den Hut mit der Gabel aufsetzt‹, das erzähle einem Dummen, aber nicht mir.
Im Rechtsbrauchtum hat der Hut eine wichtige Stellung. Er ist ein Wahrzeichen der Herrschaft, ist Feld- und Hoheitszeichen. Daß der Hut schon in früher Zeit das Zeichen und Vorrecht des freien Mannes war, wissen wir. Es trugen ihn die Könige, die Adeligen und die Priester, und so war er zunächst ein Rang- und Standesabzeichen. Für den Hut als Symbol der Herrschaft ist der Geßlerhut das kennzeichnendste Beispiel geworden. In seinem ›Chronicon Helveticum‹ berichtet der Schweizer Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi (1505-72): Der Landvogt Gessler »ließ umb S. Jacobstag zu Altdorff am Platz bi den Linden / da mengklich für gon mußt / ein Stangen uffrichten / und ein Hut oben druff legen / und ließ gebieten mengklichen / im Land wonhafft / bi Verlierung des Guts und einer Lib-Straff / daß jeder so da fürgienge / sölte mit Neigen und Paret abziehen Eer und Reverentz bewisen / als ob der Künig selbs / oder Er an siner statt persönlich da wäre / und hat dabi ein stäten Wächter und Hüter bi Tag Zit sitzende / uffzesechen / und die anzegeben / die dem Gebott nit statt tättind«.
Das Hutabnehmen gilt nach alter Auffassung als Zeichen der Lehenshuldigung. Der Hutgruß ist also ursprünglich Demütigung des Untergebenen. Es gilt als besonderes Vorrecht, den Hut in Gegenwart des Herrschers aufbehalten zu dürfen.
Schiller in ›Piccolomini‹ (IV,5):
Des Menschen Zierat ist der Hut, denn wer
Den Hut nicht sitzen lassen darf vor Kaiser
Und Königen, der ist kein Mann der Freiheit.
Schiller denkt hier an das wohlverbriefte Recht mittelalterlich Adliger, bedeckten Hauptes vor ihren Fürsten zu erscheinen. Die Sitte des Hutabnehmens beim Gruß blickt auf ein relativjunges Alter zurück. Der älteste Beleg scheint eine Stelle im ›Wigalois‹ des Wirnt von Grafenberg aus dem Jahre 1204 zu sein, in der es von der Begegnung zwischen einem Edelknaben und einem Junker heißt (41,12):
Und als er im so nahen quam,
sinen huot er abe nam;
hie mit êret er in also
der junkherre gruozt in do.
R. Hildebrand hat das Aufkommen dieser Grußsitte aus dem höfischen Brauchtum des Mittelalters abgeleitet, wonach der Lehensmann bei seinem Lehensherrn die Rüstung und Wehr, also auch den Helm, abzulegen hatte. In der bürgerlichen Kultur des ausgehenden Mittelalters wurde diese ursprünglich kriegerische Helmsitte auf den friedlichen Filzhut übertragen. Mit diesem höfisch-ritterlichen Brauchtumselement verband sich aber doch wohl noch eine religiös-kultische Forderung, die bereits biblisch vom Apostel Paulus folgendermaßen formuliert worden war (1 Kor 11,4): »Ein jeglicher Mann, der da betet oder weissagt und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt« und (1 Kor 11,7): »Der Mann aber soll das Haupt beim Beten nicht bedecken, sintemal er ist Gottes Bild und Ehre«. Das Ablegen von Hut, Handschuhen und Mantel wird schon um 1270 von Konrad von Haslau in seinem ›Jüngling‹ als Höflichkeit empfohlen; von einem jungen Mann ohne Bildung heißt es dort:
Handschuoh, swert, mantel, huot
treit er bî den gesten und bî kunden ...
ez waer im êrsam unde guot,
züg er abe mantel unde huot.
Das Abnehmen des Hutes schwächte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer reinen Höflichkeitsbezeigung ab. Durch Ziehen des Hutes grüßte man bald nicht nur den Vorgesetzten, sondern auch den Gleichgestellten, und schließlich dankt man auf diese Weise sogar für den Gruß des Untergebenen, ⇨ Gruß. Das Sprichwort rühmt den stets Grußbereiten: ›Hut in der Hand, hilft durchs ganze Land‹; ›Mit dem Hut in der Hand kommt man weiter als mit dem Hut auf dem Kopf‹. Joh. Balthasar Schuppius faßt die Volksmeinung bereits 1684 in die Worte zusammen: »Gute Worte im Mund und den Hut in der Hand, das kostet kein Geld und bringet einen ehrlichen Kerl oft sehr weit«. Wie bereits im 17. Jahrhundert, so rät auch heute noch das Sprichwort ›Greif geschwind zum Hut und langsam zum Beutel‹. Er hat Vögel unterm Hut sagt man spöttisch von einem, der zu faul oder zu tölpelhaft ist, durch Abnehmen des Hutes zu grüßen; öfter noch: Er hat Spatzen, Sperlinge, Schwalben unterm Hut (erst aus dem 17. Jahrhundert belegt).
Man muß den Hut vor ihm abnehmen, ebenso Hut ab!: man muß Respekt, Achtung vor ihm haben; vgl. französisch ›On peut lui tirer son chapeau‹ und ›Chapeau bas‹ oder umgangssprachlich ›Chapeau‹
Vor dem nehm' ich den Hut nicht ab!: ich habe keine Achtung vor ihm. Andererseits warnt die sprichwörtliche Redensart, Den Hut vor jedem Laternenpfahl abzunehmen: allzu unterwürfig zu sein.
(Alles) unter einen Hut bringen (wollen): alle Meinungen und verschiedene Ansichten zu vereinigen suchen; Unter einen Hut kommen: einig werden. Man braucht hier Hut nicht als bildliche Bezeichnung für ›Herrschaft‹ aufzufassen (wie es der von Geßler im ›Tell‹ aufgesteckte Hut ist und wie dies von hier aus wohl auch in den Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts eingegangen ist; z.B.H.v. Treitschke: ›Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert‹, II, 376: »Die bigotten Kurtrierer kam es hart an, dass sie mit den protestantischen Katzenellenbogern unter einen Hut gerieten«). Hut ist hier ein Bild für die gemeinsame Zusammenfassung vieler Köpfe; ähnlich wie es schon in Wolframs von Eschenbach ›Willehalm‹ (29,10) zur Bezeichnung einer geringen Anzahl von Streitern heißt:
die der marcgrâfe fuorte,
die möht ein huot verdecken.
Wie im öffentlichen Leben, so war der Hut auch in der Ehe ein Wahrzeichen der Herrschaft. Im älteren Hochzeitsbrauchtum bekam die Braut gelegentlich den Hut des Mannes aufgesetzt zum Zeichen, daß sie in seine Gewalt überging, oder die Braut gab dem Bräutigam bei der Hochzeit einen Hut zum Zeichen, daß der Mann in der Ehe den Vorrang haben solle. In Schwaben trug an einigen Orten der Bräutigam am Hochzeitstag einen hohen Hut, den er den ganzen Tag aufbehielt, außer wenn er in die Kirche ging. In den Redensarten wird dieser Zustand mit der Feststellung umrissen: Die Frau hat den Hut auf: Sie hat die Hosen an, d.h., sie verfügt über die Herrschaft in der Ehe (⇨ Hose). Der Dichter Friedrich Hagedorn (1708-54) berichtet darüber:
Der Mann ward, wie es sich gebühret,
Von seiner lieben Frau regieret,
Trotz seiner stolzen Männlichkeit!
Die Fromme herrschte nur gelinder!
Ihr blieb der Hut und ihm die Kinder.
Jedenfalls gilt der Hut auch im privaten Leben als ein Zeichen sozialen Prestiges und der Männlichkeit. Das Sprichwort sagt ›Ein Hut ist mehr als hundert Hauben‹, oder ebenso: ›Hut geht vor Haube‹. Eine alte Form der Einsprache gegen die Ehe war das Werfen des Hutes oder der Mütze. Wenn im Hanauischen bei einer Eheverkündigung von der Kanzel eine Frau Einsprache erheben wollte, mußte sie ihre Mütze abnehmen und in die Kirche werfen. Die Redensart ›'s Hüetl eini werfen‹ bedeutet: die Heirat rückgängig machen. Eines Hütchens (etwa wie man es noch als Würfelbecher benutzt finden kann) bedienten sich einst die Taschenspieler bei der Ausführung ihrer Kunststücke, weshalb sie Johann Fischart »blindmeuß und hütlinspiler« nennt. Das ›mit eim huetlin decken‹ von betrügerischen Kunstgriffen der Gaukler und Spielleute findet sich schon bei Walther von der Vogelweide (37,34):
genuoge hêrren sind gêllch den gouglaeren,
die behendeclîche kunnen triegen unde vaeren,
der spricht: ›sich her, waz ist under disem huote?‹
nu zucke in ûf, da stêt ein wilder valke in sînem muote.
Zuck ûf den huot, so stêt ein stolzer pfâwe drunder,
nu zucke in ûf, dâ stêt ein merwunder;
swie dicke daz geschicht, so ist ez ze jungest wan ein krâ.
Das Wort begegnet auch bei Luther und besonders in Murners ›Narrenbeschwörung‹ (55,3): »Sy kynnent under dem hütlin spilen«; und (55,19):
Der Herren untrüw ist zu vil,
Die nennent sy des hütlin spil.
Ach gott, wer der im pfeffer landt,
Der das spil zuerst erfand.
Daß diese ›Spieler‹ die zur Täuschung bestimmten Sachen mit dem Hute, der ja auch bei heutigen ›Zauberern‹ noch seine Rolle spielt, zudeckten, erhellt aus Murners ›Narrenbeschwörung‹ (67,17):
Wie wol sy es alles anders nenten
Und kynnents mit eim hütlin decken,
Das nit die wucher zen (Zähne)
erblecken (sichtbar werden).
Die im 16. Jahrhundert sehr gebräuchliche Redensart unterm Hütlein spielen: betrügen, findet sich auch bei Luther. Abraham a Sancta Clara schreibt (›Judas‹ I,45): »Du wirst zu Hof sehen lauter Huter, aber nur solche, die unter dem Hütel wissen meisterlich zu spielen«. Ähnlich altbairisch: »ein Richter, der das recht verkürzt und ein hütlein darüber stürzt«; etwas abweichend: »wenn man einen armen das recht verquent und im ein hütlein für die augen went«. Eine andere Deutung versucht G. Jungbauer im Handbuch des Aberglaubens: Danach war der Hut auch ein Sinnbild der Übertragung von Gut und Lehen. Der Übertragende oder an seiner Statt der Richter pflegte den Hut zu halten, der Erwerbende hineinzugreifen oder einen Halm hineinzuwerfen. Das ›Greifen in den Hut‹ scheint aber noch früher auch den Sinn des Verschwörens gehabt zu haben. Die miteinander ›in den Hut griffen‹, verschworen sich zusammen. Daher entspricht auch die Redensart ›Unter dem Hütlein spielen‹ dem lateinischen ›conspirare inter se‹.
Sich etwas an den Hut stecken können: etwas aufgeben müssen; auf etwas keinen Wert legen.
Das kannst du dir auf den Hut stecken!: das kannst du behalten, Ausdruck einer groben Abweisung. Die erst seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert aufgekommene Redensart kommt vermutlich von der Sitte der zum Militärdienst ausgemusterten jungen Leute, sich Papierblumen auf den Hut zu stecken.
Andererseits spielt der mit Bändern, Liebeszeichen, Trophäen, Erinnerungsstücken besteckte Hut im älteren Festbrauchtum schon eine weiter zurückreichende Rolle, wofür literarisch Zeugnisse sprechen:
Wilhelm Hauff (1802-1827) erzählt:
Als ich zur Fahne fortgemüßt,
Hat sie so herzlich mich geküßt,
Mit Bändern meinen Hut geschmückt.
Ähnl. schon bei Joh. Heinrich Voss (1751-1826):
Mit Eichenlaub den Hut bekränzt!
Wohlauf und trinkt den Wein!
Ebenso auch bei Ludwig Uhland:
Wohl jauchzen die andern und schwingen die Hüt',
Viel Bänder daraufund viel edle Blüt'.
Bezeichnend ist auch, wie einer den Hut aufsitzen hat. Daraus, wie ein Hut getragen wird, kann man auf die Gesinnung des Trägers schließen: »Wie einem der Hut stehet, so stehet ihm auch der Kopff« (Lehmann,429,10). Wer ein schlechtes Gewissen hat und sich nicht sehen lassen will, Zieht den Hut tief ins Gesicht; vgl. französisch ›Il rabat son chapeau sur ses yeux‹.
Den Hut nach dem Wind rücken: Den Mantel nach dem Wind kehren ⇨ Mantel; vgl. französisch ›retourner sa veste‹ (wörtlich: seine Jacke umkrempeln): seine Meinung den Verhältnissen anpassen; Den Hut nicht recht aufgesetzt haben: einen kleinen Formfehler begangen haben. Den Hut auf elf (halb acht, halb zwölf, halb dreizehn) setzen (aufhaben): etwas getrunken haben. ›Dem steit de Haut op halwer achte‹ sagt man in Westfalen von einem Betrunkenen; in gleicher Bedeutung obersächsisch ›Den Hut schief aufhaben, auf dem Ohre, auf der Dammichseite sitzen haben‹.
Da geht einem der Hut hoch ist eine junge Redensart zur Bezeichnung großen Erstaunens (in ähnlichem Sinne wie: ›Da platzt einem der Kragen‹).
Die Redensart ›Da geht einem der Hut hoch‹ mag ihren Ursprung in den Charly-Chaplin-Filmen haben. Dem Hauptdarsteller ging immer der Hut hoch, wenn sich ihm die Haare sträubten, wenn sie ihm zu Berge standen. Sie nährt sich aber auch von dem Doppelsinn (Hut = Kopf) im Erotischen. Beim Erblicken eines hübschen, anziehenden Mädchens: »Da geht einem ja der Hut hoch«. Vgl. den bekannten Schlager (Ilse Werner):
Wir machen Musik,
Da geht uns der Hut hoch.
In einem Lobgesang auf die Kunst der Leineweber aus dem 17./18. Jahrhundert findet sich die Aufforderung:
Setzt den Hut frei nach der Seiten!
Fragt, wo ist das beste Bier?
Ein Böhmerwälder Volkslied bringt diese verschiedenen Möglichkeiten, den Hut aufzusetzen, in anschauliche Verse:
Und wann i mai Hüaterl grad aufsitzen hab,
Da woas 's schon a jeder ganz gwiß:
Da bin i net freundli, da bin i net grob,
Grad daß mir halt alles oans is.
Und wann i mai Hüaterl am Ohr sitzen han
Und juchez hellauf über d'Höh:
Da wissen's die Deandla weit und broat schon,
Dass i heut no fensterlen geh'.
Aber hab i mai Hüaterl ins Gsicht einizogen,
Gottswilln fangts mit mir nix an!
I tua's a mit zwoa Dutzat Buama glei wagn
Und hauat in Teufl davon.
Doch wann i amol stirb, gelts, dös oani tuats ma no,
Dös Hüaterl, dös grabts aa mit ein!
Dann halt i's in Händn und klopf halt drobn an,
Liaba Petrus, mach auf, lass mi ein.
Ferner ⇨ Haube, ⇨ Kopf.
Mit jemandem etwas am Hut haben: mit ihm planen, zusammen mit ihm etwas vorhaben. Dagegen: Mit jemandem nichts am Hut haben: ihn nicht mögen, ihm aus dem Wege gehen.
Seinen Hut in den Ring werfen: jemanden herausfordern.
Seinen Hut an den Nagel hängen: seinen Beruf aufgeben.
Den Hut nehmen: von seinem Amt zurücktreten. Auch bei dieser Redensart handelt es sich um ein altbekanntes Bild: wer den Hut nimmt, kündigt seinen Abschied an. ›Etwas nicht aus dem Hut hervorzaubern können‹: es nicht aus dem Nichts herholen können. Die Wendung läßt an die bekannten Kunststückchen der Zauberer denken, die einen Vogel oder ein Kaninchen aus dem Hut zaubern. ⇨ Zylinder.
• O. TIMIDIOR: Der Hut und seine Geschichte (Wien – Leipzig o.J.); Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 513-543, Artikel ›Hut‹ von G. Jungbauer; Ciba-Rundschau Nr. 31 (1938): Der Hut; R. HADWICH: Die rechtssymbolische Be-
deutung von Hut und Krone (Diss. Mainz 1952); B. SCHIER: Der Hut als Spiegel der sozialen Stellung und seelischen Haltung seines Trägers, in: Zeitschrift für Volkskunde 50 (1953), S. 261-270; M. HAMSON: The history of the hat (London 1960); R. WILDHABER: Kopfbedeckungen aus Europa, Führer durch das Museum für Völkerkunde und Schweizerische Museum für Volkskunde (Basel 1964); W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, Band I (Bonn-Bad Godesberg 1976), S. 795-808; Strafjustiz in alter Zeit (Rothenburg 1980), S. 315; G. SCHUBERT: Artikel ›Hut‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 1412-1415.
Dem Hut Reverenz erweisen (›Tellshut‹). Innocente Migliavacca (1856): Tells Grußverweigerung. Aus: Lilly Stunzi: Tell. Werden und Wandern eines Mythos, Bern 1973, Abbildung S. 258.
Unter einem Hut .... Illustration aus: Bruno Mariacher: Das Glück ist kugelrund, Zürich und München 1972.
Untern Hütlein spielen. Holzschnitt aus Thomas Murners ›Narrenbeschwörung‹, 1512.
Etwas an den Hut stecken. Lied-Kolporteur, Gemälde, Öl auf Holz, o.J. (ca. spätes 17. Jahrhundert), Anonym, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle.
Den Hut nehmen. Karikatur von Bubec, aus:
HANDELSBLATT, vom 7./8.XII.1979.
————————
Die Hut bedeutet u.a. die Soldatenwache im Felde außerhalb des Heeres; Vorhut ⇨ Hut. Dazu eigentlich: Auf der Hut sein, und weiter verschoben: Auf seiner Hut sein: vorsichtig handeln; vgl. französisch ›être sur ses gardes‹. Einem Hut und Weide aufsagen: einem kündigen.
Aus diesem unbewiesnen Grunde
Hat alle Zeit und jedes Land
Witz, Vorrecht, Herrschaft, Ruhm und Freiheit
Allein dem Hute zuerkannt.
(Joh. Christian Günther,1695-1723).
Der Hut vertritt gewissermaßen die ganze Person, wie z.B. in den Sprichwörtern und Redensarten: ›Sieh dir den Hut an, den ich trage, ehe du um meinen alten bittest‹, d.h., was soll ich dir geben, da ich selbst nichts habe. Einen geborgten Hut tragen: in Schulden stecken. Der Hut gehört nicht auf einen solchen Kopf: was er sich anmaßt, steht ihm nicht zu.
Jemandem eins auf den Hut geben, derber Einem auf den Hut spucken: ihn zurechtweisen; Eins auf den Hut kriegen: getadelt werden. Hut steht in diesen Wendungen bildlich für ›Kopf‹, wie auch Lehmann S.
201 anführt: »Man schlägt den Hut und meint den Kopf«; vgl. ›Eins auf den Deckel kriegen‹; ›Einem auf den Deckel spucken‹ usw.
Nicht richtig unterm Hut sein: geistesgestört, verrückt, nicht recht bei Verstand sein; vgl. französisch ›travailler du chapeau‹. Ähnlich: ›Er hat e Naturfehler unterm Hut‹.
Ein aIter Hut: eine altbekannte Tatsache, Langgewohntes; Bekanntes, als Neuigkeit vorgebracht; ein veralteter Witz. Etwas aus dem Hut machen: etwas improvisieren. ›Das kannst du einem erzählen, der den Hut mit der Gabel aufsetzt‹, das erzähle einem Dummen, aber nicht mir.
Im Rechtsbrauchtum hat der Hut eine wichtige Stellung. Er ist ein Wahrzeichen der Herrschaft, ist Feld- und Hoheitszeichen. Daß der Hut schon in früher Zeit das Zeichen und Vorrecht des freien Mannes war, wissen wir. Es trugen ihn die Könige, die Adeligen und die Priester, und so war er zunächst ein Rang- und Standesabzeichen. Für den Hut als Symbol der Herrschaft ist der Geßlerhut das kennzeichnendste Beispiel geworden. In seinem ›Chronicon Helveticum‹ berichtet der Schweizer Geschichtsschreiber Aegidius Tschudi (1505-72): Der Landvogt Gessler »ließ umb S. Jacobstag zu Altdorff am Platz bi den Linden / da mengklich für gon mußt / ein Stangen uffrichten / und ein Hut oben druff legen / und ließ gebieten mengklichen / im Land wonhafft / bi Verlierung des Guts und einer Lib-Straff / daß jeder so da fürgienge / sölte mit Neigen und Paret abziehen Eer und Reverentz bewisen / als ob der Künig selbs / oder Er an siner statt persönlich da wäre / und hat dabi ein stäten Wächter und Hüter bi Tag Zit sitzende / uffzesechen / und die anzegeben / die dem Gebott nit statt tättind«.
Das Hutabnehmen gilt nach alter Auffassung als Zeichen der Lehenshuldigung. Der Hutgruß ist also ursprünglich Demütigung des Untergebenen. Es gilt als besonderes Vorrecht, den Hut in Gegenwart des Herrschers aufbehalten zu dürfen.
Schiller in ›Piccolomini‹ (IV,5):
Des Menschen Zierat ist der Hut, denn wer
Den Hut nicht sitzen lassen darf vor Kaiser
Und Königen, der ist kein Mann der Freiheit.
Schiller denkt hier an das wohlverbriefte Recht mittelalterlich Adliger, bedeckten Hauptes vor ihren Fürsten zu erscheinen. Die Sitte des Hutabnehmens beim Gruß blickt auf ein relativjunges Alter zurück. Der älteste Beleg scheint eine Stelle im ›Wigalois‹ des Wirnt von Grafenberg aus dem Jahre 1204 zu sein, in der es von der Begegnung zwischen einem Edelknaben und einem Junker heißt (41,12):
Und als er im so nahen quam,
sinen huot er abe nam;
hie mit êret er in also
der junkherre gruozt in do.
R. Hildebrand hat das Aufkommen dieser Grußsitte aus dem höfischen Brauchtum des Mittelalters abgeleitet, wonach der Lehensmann bei seinem Lehensherrn die Rüstung und Wehr, also auch den Helm, abzulegen hatte. In der bürgerlichen Kultur des ausgehenden Mittelalters wurde diese ursprünglich kriegerische Helmsitte auf den friedlichen Filzhut übertragen. Mit diesem höfisch-ritterlichen Brauchtumselement verband sich aber doch wohl noch eine religiös-kultische Forderung, die bereits biblisch vom Apostel Paulus folgendermaßen formuliert worden war (1 Kor 11,4): »Ein jeglicher Mann, der da betet oder weissagt und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt« und (1 Kor 11,7): »Der Mann aber soll das Haupt beim Beten nicht bedecken, sintemal er ist Gottes Bild und Ehre«. Das Ablegen von Hut, Handschuhen und Mantel wird schon um 1270 von Konrad von Haslau in seinem ›Jüngling‹ als Höflichkeit empfohlen; von einem jungen Mann ohne Bildung heißt es dort:
Handschuoh, swert, mantel, huot
treit er bî den gesten und bî kunden ...
ez waer im êrsam unde guot,
züg er abe mantel unde huot.
Das Abnehmen des Hutes schwächte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer reinen Höflichkeitsbezeigung ab. Durch Ziehen des Hutes grüßte man bald nicht nur den Vorgesetzten, sondern auch den Gleichgestellten, und schließlich dankt man auf diese Weise sogar für den Gruß des Untergebenen, ⇨ Gruß. Das Sprichwort rühmt den stets Grußbereiten: ›Hut in der Hand, hilft durchs ganze Land‹; ›Mit dem Hut in der Hand kommt man weiter als mit dem Hut auf dem Kopf‹. Joh. Balthasar Schuppius faßt die Volksmeinung bereits 1684 in die Worte zusammen: »Gute Worte im Mund und den Hut in der Hand, das kostet kein Geld und bringet einen ehrlichen Kerl oft sehr weit«. Wie bereits im 17. Jahrhundert, so rät auch heute noch das Sprichwort ›Greif geschwind zum Hut und langsam zum Beutel‹. Er hat Vögel unterm Hut sagt man spöttisch von einem, der zu faul oder zu tölpelhaft ist, durch Abnehmen des Hutes zu grüßen; öfter noch: Er hat Spatzen, Sperlinge, Schwalben unterm Hut (erst aus dem 17. Jahrhundert belegt).
Man muß den Hut vor ihm abnehmen, ebenso Hut ab!: man muß Respekt, Achtung vor ihm haben; vgl. französisch ›On peut lui tirer son chapeau‹ und ›Chapeau bas‹ oder umgangssprachlich ›Chapeau‹
Vor dem nehm' ich den Hut nicht ab!: ich habe keine Achtung vor ihm. Andererseits warnt die sprichwörtliche Redensart, Den Hut vor jedem Laternenpfahl abzunehmen: allzu unterwürfig zu sein.
(Alles) unter einen Hut bringen (wollen): alle Meinungen und verschiedene Ansichten zu vereinigen suchen; Unter einen Hut kommen: einig werden. Man braucht hier Hut nicht als bildliche Bezeichnung für ›Herrschaft‹ aufzufassen (wie es der von Geßler im ›Tell‹ aufgesteckte Hut ist und wie dies von hier aus wohl auch in den Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts eingegangen ist; z.B.H.v. Treitschke: ›Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert‹, II, 376: »Die bigotten Kurtrierer kam es hart an, dass sie mit den protestantischen Katzenellenbogern unter einen Hut gerieten«). Hut ist hier ein Bild für die gemeinsame Zusammenfassung vieler Köpfe; ähnlich wie es schon in Wolframs von Eschenbach ›Willehalm‹ (29,10) zur Bezeichnung einer geringen Anzahl von Streitern heißt:
die der marcgrâfe fuorte,
die möht ein huot verdecken.
Wie im öffentlichen Leben, so war der Hut auch in der Ehe ein Wahrzeichen der Herrschaft. Im älteren Hochzeitsbrauchtum bekam die Braut gelegentlich den Hut des Mannes aufgesetzt zum Zeichen, daß sie in seine Gewalt überging, oder die Braut gab dem Bräutigam bei der Hochzeit einen Hut zum Zeichen, daß der Mann in der Ehe den Vorrang haben solle. In Schwaben trug an einigen Orten der Bräutigam am Hochzeitstag einen hohen Hut, den er den ganzen Tag aufbehielt, außer wenn er in die Kirche ging. In den Redensarten wird dieser Zustand mit der Feststellung umrissen: Die Frau hat den Hut auf: Sie hat die Hosen an, d.h., sie verfügt über die Herrschaft in der Ehe (⇨ Hose). Der Dichter Friedrich Hagedorn (1708-54) berichtet darüber:
Der Mann ward, wie es sich gebühret,
Von seiner lieben Frau regieret,
Trotz seiner stolzen Männlichkeit!
Die Fromme herrschte nur gelinder!
Ihr blieb der Hut und ihm die Kinder.
Jedenfalls gilt der Hut auch im privaten Leben als ein Zeichen sozialen Prestiges und der Männlichkeit. Das Sprichwort sagt ›Ein Hut ist mehr als hundert Hauben‹, oder ebenso: ›Hut geht vor Haube‹. Eine alte Form der Einsprache gegen die Ehe war das Werfen des Hutes oder der Mütze. Wenn im Hanauischen bei einer Eheverkündigung von der Kanzel eine Frau Einsprache erheben wollte, mußte sie ihre Mütze abnehmen und in die Kirche werfen. Die Redensart ›'s Hüetl eini werfen‹ bedeutet: die Heirat rückgängig machen. Eines Hütchens (etwa wie man es noch als Würfelbecher benutzt finden kann) bedienten sich einst die Taschenspieler bei der Ausführung ihrer Kunststücke, weshalb sie Johann Fischart »blindmeuß und hütlinspiler« nennt. Das ›mit eim huetlin decken‹ von betrügerischen Kunstgriffen der Gaukler und Spielleute findet sich schon bei Walther von der Vogelweide (37,34):
genuoge hêrren sind gêllch den gouglaeren,
die behendeclîche kunnen triegen unde vaeren,
der spricht: ›sich her, waz ist under disem huote?‹
nu zucke in ûf, da stêt ein wilder valke in sînem muote.
Zuck ûf den huot, so stêt ein stolzer pfâwe drunder,
nu zucke in ûf, dâ stêt ein merwunder;
swie dicke daz geschicht, so ist ez ze jungest wan ein krâ.
Das Wort begegnet auch bei Luther und besonders in Murners ›Narrenbeschwörung‹ (55,3): »Sy kynnent under dem hütlin spilen«; und (55,19):
Der Herren untrüw ist zu vil,
Die nennent sy des hütlin spil.
Ach gott, wer der im pfeffer landt,
Der das spil zuerst erfand.
Daß diese ›Spieler‹ die zur Täuschung bestimmten Sachen mit dem Hute, der ja auch bei heutigen ›Zauberern‹ noch seine Rolle spielt, zudeckten, erhellt aus Murners ›Narrenbeschwörung‹ (67,17):
Wie wol sy es alles anders nenten
Und kynnents mit eim hütlin decken,
Das nit die wucher zen (Zähne)
erblecken (sichtbar werden).
Die im 16. Jahrhundert sehr gebräuchliche Redensart unterm Hütlein spielen: betrügen, findet sich auch bei Luther. Abraham a Sancta Clara schreibt (›Judas‹ I,45): »Du wirst zu Hof sehen lauter Huter, aber nur solche, die unter dem Hütel wissen meisterlich zu spielen«. Ähnlich altbairisch: »ein Richter, der das recht verkürzt und ein hütlein darüber stürzt«; etwas abweichend: »wenn man einen armen das recht verquent und im ein hütlein für die augen went«. Eine andere Deutung versucht G. Jungbauer im Handbuch des Aberglaubens: Danach war der Hut auch ein Sinnbild der Übertragung von Gut und Lehen. Der Übertragende oder an seiner Statt der Richter pflegte den Hut zu halten, der Erwerbende hineinzugreifen oder einen Halm hineinzuwerfen. Das ›Greifen in den Hut‹ scheint aber noch früher auch den Sinn des Verschwörens gehabt zu haben. Die miteinander ›in den Hut griffen‹, verschworen sich zusammen. Daher entspricht auch die Redensart ›Unter dem Hütlein spielen‹ dem lateinischen ›conspirare inter se‹.
Sich etwas an den Hut stecken können: etwas aufgeben müssen; auf etwas keinen Wert legen.
Das kannst du dir auf den Hut stecken!: das kannst du behalten, Ausdruck einer groben Abweisung. Die erst seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert aufgekommene Redensart kommt vermutlich von der Sitte der zum Militärdienst ausgemusterten jungen Leute, sich Papierblumen auf den Hut zu stecken.
Andererseits spielt der mit Bändern, Liebeszeichen, Trophäen, Erinnerungsstücken besteckte Hut im älteren Festbrauchtum schon eine weiter zurückreichende Rolle, wofür literarisch Zeugnisse sprechen:
Wilhelm Hauff (1802-1827) erzählt:
Als ich zur Fahne fortgemüßt,
Hat sie so herzlich mich geküßt,
Mit Bändern meinen Hut geschmückt.
Ähnl. schon bei Joh. Heinrich Voss (1751-1826):
Mit Eichenlaub den Hut bekränzt!
Wohlauf und trinkt den Wein!
Ebenso auch bei Ludwig Uhland:
Wohl jauchzen die andern und schwingen die Hüt',
Viel Bänder daraufund viel edle Blüt'.
Bezeichnend ist auch, wie einer den Hut aufsitzen hat. Daraus, wie ein Hut getragen wird, kann man auf die Gesinnung des Trägers schließen: »Wie einem der Hut stehet, so stehet ihm auch der Kopff« (Lehmann,429,10). Wer ein schlechtes Gewissen hat und sich nicht sehen lassen will, Zieht den Hut tief ins Gesicht; vgl. französisch ›Il rabat son chapeau sur ses yeux‹.
Den Hut nach dem Wind rücken: Den Mantel nach dem Wind kehren ⇨ Mantel; vgl. französisch ›retourner sa veste‹ (wörtlich: seine Jacke umkrempeln): seine Meinung den Verhältnissen anpassen; Den Hut nicht recht aufgesetzt haben: einen kleinen Formfehler begangen haben. Den Hut auf elf (halb acht, halb zwölf, halb dreizehn) setzen (aufhaben): etwas getrunken haben. ›Dem steit de Haut op halwer achte‹ sagt man in Westfalen von einem Betrunkenen; in gleicher Bedeutung obersächsisch ›Den Hut schief aufhaben, auf dem Ohre, auf der Dammichseite sitzen haben‹.
Da geht einem der Hut hoch ist eine junge Redensart zur Bezeichnung großen Erstaunens (in ähnlichem Sinne wie: ›Da platzt einem der Kragen‹).
Die Redensart ›Da geht einem der Hut hoch‹ mag ihren Ursprung in den Charly-Chaplin-Filmen haben. Dem Hauptdarsteller ging immer der Hut hoch, wenn sich ihm die Haare sträubten, wenn sie ihm zu Berge standen. Sie nährt sich aber auch von dem Doppelsinn (Hut = Kopf) im Erotischen. Beim Erblicken eines hübschen, anziehenden Mädchens: »Da geht einem ja der Hut hoch«. Vgl. den bekannten Schlager (Ilse Werner):
Wir machen Musik,
Da geht uns der Hut hoch.
In einem Lobgesang auf die Kunst der Leineweber aus dem 17./18. Jahrhundert findet sich die Aufforderung:
Setzt den Hut frei nach der Seiten!
Fragt, wo ist das beste Bier?
Ein Böhmerwälder Volkslied bringt diese verschiedenen Möglichkeiten, den Hut aufzusetzen, in anschauliche Verse:
Und wann i mai Hüaterl grad aufsitzen hab,
Da woas 's schon a jeder ganz gwiß:
Da bin i net freundli, da bin i net grob,
Grad daß mir halt alles oans is.
Und wann i mai Hüaterl am Ohr sitzen han
Und juchez hellauf über d'Höh:
Da wissen's die Deandla weit und broat schon,
Dass i heut no fensterlen geh'.
Aber hab i mai Hüaterl ins Gsicht einizogen,
Gottswilln fangts mit mir nix an!
I tua's a mit zwoa Dutzat Buama glei wagn
Und hauat in Teufl davon.
Doch wann i amol stirb, gelts, dös oani tuats ma no,
Dös Hüaterl, dös grabts aa mit ein!
Dann halt i's in Händn und klopf halt drobn an,
Liaba Petrus, mach auf, lass mi ein.
Ferner ⇨ Haube, ⇨ Kopf.
Mit jemandem etwas am Hut haben: mit ihm planen, zusammen mit ihm etwas vorhaben. Dagegen: Mit jemandem nichts am Hut haben: ihn nicht mögen, ihm aus dem Wege gehen.
Seinen Hut in den Ring werfen: jemanden herausfordern.
Seinen Hut an den Nagel hängen: seinen Beruf aufgeben.
Den Hut nehmen: von seinem Amt zurücktreten. Auch bei dieser Redensart handelt es sich um ein altbekanntes Bild: wer den Hut nimmt, kündigt seinen Abschied an. ›Etwas nicht aus dem Hut hervorzaubern können‹: es nicht aus dem Nichts herholen können. Die Wendung läßt an die bekannten Kunststückchen der Zauberer denken, die einen Vogel oder ein Kaninchen aus dem Hut zaubern. ⇨ Zylinder.
• O. TIMIDIOR: Der Hut und seine Geschichte (Wien – Leipzig o.J.); Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 513-543, Artikel ›Hut‹ von G. Jungbauer; Ciba-Rundschau Nr. 31 (1938): Der Hut; R. HADWICH: Die rechtssymbolische Be-
deutung von Hut und Krone (Diss. Mainz 1952); B. SCHIER: Der Hut als Spiegel der sozialen Stellung und seelischen Haltung seines Trägers, in: Zeitschrift für Volkskunde 50 (1953), S. 261-270; M. HAMSON: The history of the hat (London 1960); R. WILDHABER: Kopfbedeckungen aus Europa, Führer durch das Museum für Völkerkunde und Schweizerische Museum für Volkskunde (Basel 1964); W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, Band I (Bonn-Bad Godesberg 1976), S. 795-808; Strafjustiz in alter Zeit (Rothenburg 1980), S. 315; G. SCHUBERT: Artikel ›Hut‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 1412-1415.
Dem Hut Reverenz erweisen (›Tellshut‹). Innocente Migliavacca (1856): Tells Grußverweigerung. Aus: Lilly Stunzi: Tell. Werden und Wandern eines Mythos, Bern 1973, Abbildung S. 258.
Unter einem Hut .... Illustration aus: Bruno Mariacher: Das Glück ist kugelrund, Zürich und München 1972.
Untern Hütlein spielen. Holzschnitt aus Thomas Murners ›Narrenbeschwörung‹, 1512.
Etwas an den Hut stecken. Lied-Kolporteur, Gemälde, Öl auf Holz, o.J. (ca. spätes 17. Jahrhundert), Anonym, Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle.
Den Hut nehmen. Karikatur von Bubec, aus:
HANDELSBLATT, vom 7./8.XII.1979.
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Die Hut bedeutet u.a. die Soldatenwache im Felde außerhalb des Heeres; Vorhut ⇨ Hut. Dazu eigentlich: Auf der Hut sein, und weiter verschoben: Auf seiner Hut sein: vorsichtig handeln; vgl. französisch ›être sur ses gardes‹. Einem Hut und Weide aufsagen: einem kündigen.