Redensarten Lexikon
Homer
Ein homerisches Gelächter loslassen: schallend und lange lachen. In Homers ›Ilias‹ (I, 599) und in der ›Odyssee‹ (VIII, 326 und XX, 346) steht der Ausdruck »Asbestos gelos« = unauslöschliches Gelächter. Daraus wurde »Homerisches Gelächter«, das sich vielleicht als ›rire homérique‹ zuerst in Frankreich findet. Zum Beispiel heißt es in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts in den ›Mémoires de la Baronne d'Oberkirch‹ (Paris 1853, chap. 29): »On partit d'un éclat de rire homérique« = man brach schallend in ein homerisches Gelächter aus.    Vgl. auch niederländisch ›een Homerisch gelach‹ und englisch ›a Homeric laughter‹ (Büchmann). Von sprichwörtlicher Bekanntheit ist auch das literarische Zitat: »Und die Sonne Homers, siehe Sie lächelt auch uns«.
   Es stammt aus Schillers Elegie, die später den Titel ›Der Spaziergang‹ erhielt (zuerst abgedruckt in Schillers Monatsschrift ›Die Horen‹, Tübingen: Cotta 1795, 4, 10, S. 72).
   Darüber hinaus ist auch ein Satz von Horaz beliebt als Entschuldigung für eine nicht ganz gelungene Arbeit: »Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus« (Vers 359). Danach wird abgekürzt zitiert: »Quandoque bonus dormitat Homerus. Dann und wann schläft sogar der gute Homer«, d.h. auch der beste Schriftsteller, Redner, Künstler hat hin und wieder schwache Momente.

• H. BERGSON: Le Rire (Das Lachen) (Paris 1900, deutsche Übersetzung Meisenheim 1948); H. PLESSNER: Lachen und Weinen (Bern 3. Auflage 1961); M.S. JENSEN: Artikel ›Homer‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 1205-1218.
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