Redensarten Lexikon
Holle
Frau Holle ist eine im östlichen Mitteldeutschland verbreitete Sagen- und Brauchgestalt, die redensartlich in verschiedenen meteorologischen Metaphern weiterlebt. Frau Holle schüttelt das Bett (oder die Betten, die Kissen) aus, auch schüttelt die Federn herunter sagt man, wenn es schneit. Wenn weiße Schäfchenwolken am Himmel stehen, heißt es: ›Heute treibt Frau Holle die Schafe aus‹. Wenn es während eines großen Teils der Woche geregnet hat, so erwartet man am Ende schönes Wetter; denn ›Frau Holle muß zum Sonntag ihren Schleier trocknen‹; ›Sie hängt ihn auf Rosensträucher, und darum blühen die Rosen so schön‹. Entsprechend sagt man: ›Frau Holle hält Kirmes‹, es regnet. Ist ein Berg von Nebel umwölkt, so ›Macht Frau Holle darin Feuer‹. Alle diese, besonders in Mitteldeutschland heimischen Redensarten gehen auf den Volksglauben von Frau Holle zurück. Frau Holle, Holda, Hollefrau usw. ist eine dämonische Überwacherin der Spinnstubenruhe sowie die Anführerin der Hollen oder Huldren, einer Schar von Nachtdämonen. ›Die ist mit der Holda gefahren‹ sagt man für das zerzauste Aussehen einer Frau. Am frühesten ist sie bei Burchard von Worms (um 1000) erwähnt. Nur im Grimmschen Märchen (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 24) hat sich die zuerst angeführte meteorologische Redensart zu einer Erzählung konkretisiert. Frau Holle gehört aber nicht als konstitutives Motiv zu diesem Erzählkreis und fehlt in anderen Varianten desselben Typs (Aarne- Thompson 480). In einigen Landschaften werden meteorologische Erscheinungen mit anderen übernatürlichen Wesen verknüpft, z.B. elsässisch ›d' Engele hans Bed gemacht, d' Federe fliege runder‹; aus dem Osnabrückischen meldet schon ein Beleg von 1752: »De aule Wijvers schüddet den Pels ut: es schneyet«.
• V. WASCHNITIUS: Percht, Holda und verwandte Gestalten, Sitzungsber. der Akademie der Wissenschaften zu Wien 174 (Wien 1913), S. 173ff.; W.E. Roberts: The Tale of the Kind and the Unkind Girls, Fabula, Suppl. B. 1 (Berlin 1958); K. PAETOW: Volkssagen und Märchen um Frau Holle (Hannover 1962); L. RÖHRICH: Märchen und Wirklichkeit (Wiesbaden 4. Auflage 1974); M. RUMPF: Artikel ›Frau Holle‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 159-168.
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