Redensarten Lexikon
Hokuspokus
Hokuspokus machen: unnötige Umschweife, überflüssiges Blendwerk, Trickspiel, Gaukelei machen. Unsinn treiben. Man bezeichnet damit vor allem die Handgriffe und Redensarten der Taschenspieler, womit sie die Aufmerksamkeit der Zuschauer von der Hauptsache abzulenken suchen. Der älteste Beleg des Wortes stammt von 1624 aus England, 1634 erscheint es im Titel eines in London erschienenen Lehrbuches der Taschenspielerkunst: ›Hocus Pocus junior the anatomie of legerdemain‹, das 1667 ins Deutsche übersetzt wurde. Das Wort hat sich seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts von England über Holland auf dem Kontinent ausgebreitet. Es bezeichnet den Taschenspieler, begegnet aber bereits 1632 auch als Zauberformel. In diesem Sinne steht es z.B. in Beckers ›Die bezauberte Welt‹ von 1693: »Denn sehet, sie (die Besessenen) sind daselbst (im Pabstthumb) nötig, den Geistlichen Materie zu Mirakuln zu geben und zu zeigen, welche Krafft ihr Okusbokus auff den Teuffel habe«. Einige Forscher (Deutsches Wörterbuch und Weigand) nehmen an, daß das Wort auf einen Taschenspielernamen – unter Jakob I. nannte sich ein Hoftaschenspieler Hocus Pocus zurückgehe. Die frühere Erklärung, es sei Entstellung der Konsekrationsformel »Hoc est corpus meum« wird heute meist abgelehnt.    Die Herkunft aus der Transsubstantiationsformel »Hoc est corpus meum« ist schon deshalb unwahrscheinlich, weil im Gegensatz zur schnellen Aussprache der Zauberformel der Messetext sehr langsam und verständlich gesprochen zu werden pflegte und daher ein lautliches Mißverständnis kaum denkbar gewesen wäre.
   Kluge nimmt an, der Ursprung des Wortes sei dunkel. Wahrscheinlich handelt es sich um die bekannte Formel »Hax pax max«, Zauberworte, die in mancherlei Varianten oft begegnen und schon seit dem 14. Jahrhundert vorkommen, z.B. in einem Blutsegen »+ pax nax + pax + tecum ... + max + nax + pax«. Es handelt sich um das ›pax tecum (vobiscum)‹, das durch Klangworte erweitert ist. Dabei mag die Vorliebe für solche auf x ausgehende Worte und Namen im Zauber, die sich seit alters nachweisen läßt, miteingewirkt haben. In ›Hax pax‹ wird das a verdumpft, nach englisch Art ausgesprochen, zu o geworden sein; vgl. 1625 die Form ›Oxbox‹. Da diese Formel, auf Hostien geschrieben, gegen Fieber und andere Schäden gebraucht wurde, so ist die Möglichkeit einer Verstümmelung aus ›Hax Pax Max‹ nicht ausgeschlossen.

• Artikel ›Hocus Pocus‹, in: Notes and Queries 2.6. (1858), S. 117, 179, 217, 259, 280, 338; A. JACOBY: Artikel ›Hax pax max‹, in: Handbuch des Aberglaubens III, Spalte 1586f.; DERS., Artikel »Hokuspokus«, in: Handbuch des Aberglaubens IV, Spalte 183-184; M. GINSBURGER: Artikel ›Hokuspokus‹, in: Jüdisches Lexikon, 1651; I. HAMPP: Beschwörung. Segen. Gebet (Stuttgart 1961).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Hokuspokus