Redensarten Lexikon
Hirsch
Die Schnelligkeit des Hirsches kommt in verschiedenen redensartlichen Vergleichen zum Ausdruck, wie z.B. Frisch, flink, munter wie ein Hirsch; Laufen, springen, tanzen wie ein Hirsch. »Ich spring und tanze wie ein Hirsch« heißt es bei Hölty. Vgl. französisch ›sauter et danser comme un cabri‹ (wörtlich: springen und tanzen wie eine junge Geiß).
Seit 1900 wurde Hirsch auch auf das Fahrrad, später das Motorrad (›Schneller Hirsch‹) übertragen, doch hängt dies wohl nicht so sehr mit der Geschwindigkeit zusammen, sondern eher mit der Gabelform der Lenkstange. In weiterer Übertragung nennt man dann den Motorradfahrer selbst ›Hirsch‹. Ebenfalls um 1900 aufgekommen ist Hirsch für den jungen Mann. Das Schwergewicht liegt in Bayern, doch ist der Ausdruck in ganz Deutschland und auch in Österreich verbreitet. Ein Flotter Hirsch ist ein Draufgänger, ein Mann, der seine Geliebte häufig wechselt (für Berlin seit 1920 bezeugt). Die Bezeichnung Hirsch für den jungen Mann entspricht dem englisch ›stag‹ (Hirsch) für ›lediger junger Mann‹.
Alter Hirsch nennt man den altgedienten Soldaten, den im Dienst Ergrauten und seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert auch den erfahrenen Flugzeugführer. Der Ausdruck ist der Jägersprache entnommen, wo er das überständige Tier bezeichnet – Auch eine Preeigt, einen Vortrag, die schon vor Jahren gehalten worden sind und aus Verlegenheit noch einmal dargeboten werden, nennt man einen alten Hirsch (für Hannover seit 1900 belegt). Als Hirsch bezeichnet man auch den betrogenen Ehemann, wohl wegen des Geweihs, das ja als Symbol des ⇨ Hahnreis gilt (⇨ Horn).
Eine langwierige, aber dennoch erfolglose Verfolgung nennt man Den weißen Hirsch jagen, wohl nach der Sage vom weißen Hirsch, der den Jäger immer tiefer in den Wald lockt, ohne sich erjagen zu lassen.
Von einem entlegenen Ort sagt man Wo die Hirsche ihre Geweihe abwerfen.
Das Sprichwort Wenn Hirsche nicht kommen, sind Hasen auch gut, hat die Bedeutung: etwas ist besser als nichts. Es ist belegt bei Jeremias Gotthelf (›Käthi‹, I,130). Aber auch die Neger in Surinam sagen: »Kannst du keinen Hirsch erlegen, und du erlegst ein Kaninchen, so ist's auch gut«.
Von jemandem, der sich streckt und die Arme spreizt, sagt man er mißt dem Hirschen seine Hörner (bairisch). Dem Hirschen auf die Hörner binden: eine Person oder Sache der gewissesten Gefahr des Verderbens aussetzen (vielleicht nach einer alten Wildererstrafe?), ist eine vor allem bairische Redensart
›'s gebt Mensche, 's gebt auch Hersch‹: rheinpfälzische Redensart mit der Bedeutung: es gibt vernünftige Menschen und andere, die es weniger sind (Esel, Kamele usw.). ›Hirsch‹ war nach Ph. Keiper in der Studentensprache des 19. Jahrhunderts u.a. eine geringschätzige Bezeichnung für einen Studenten, der keiner Verbindung angehörte. Für die Verbindungsstudenten galten die Nichtverbindungsstudenten als unklug und ›nicht recht gescheit‹. Von daher wird auch die bairische Wendung ›so a Hirsch‹ verständlich. Eine andere Bedeutung hat dagegen die Redensart ›Du bist mir ein schöner Hirsch‹. Sie bezieht sich auf die Stärke und Potenz der Hirsche und ist als spöttischer Vergleich gedacht, der auf das Fehlende hinweist, auf die Tatsache, daß es bis zu einem echten Hirschen (Kraftprotzen) noch recht weit ist.
Als spöttische Bezeichnung ist der Ausdruck außerdem aus der Wendung ›Heimathirsch‹ bekannt, ⇨ Heimat.
• PH. KEIPER: ›'s gebt Mensche, 's gebt auch Hersch‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 23 (1909), S. 72-74; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 315, 318; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, Band IV (Bonn – Bad Godesberg 1978),S. 1434-1440; L. BLUHM: Artikel ›Hirsch, Hirschkuh‹,in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 1067-1072.
Seit 1900 wurde Hirsch auch auf das Fahrrad, später das Motorrad (›Schneller Hirsch‹) übertragen, doch hängt dies wohl nicht so sehr mit der Geschwindigkeit zusammen, sondern eher mit der Gabelform der Lenkstange. In weiterer Übertragung nennt man dann den Motorradfahrer selbst ›Hirsch‹. Ebenfalls um 1900 aufgekommen ist Hirsch für den jungen Mann. Das Schwergewicht liegt in Bayern, doch ist der Ausdruck in ganz Deutschland und auch in Österreich verbreitet. Ein Flotter Hirsch ist ein Draufgänger, ein Mann, der seine Geliebte häufig wechselt (für Berlin seit 1920 bezeugt). Die Bezeichnung Hirsch für den jungen Mann entspricht dem englisch ›stag‹ (Hirsch) für ›lediger junger Mann‹.
Alter Hirsch nennt man den altgedienten Soldaten, den im Dienst Ergrauten und seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert auch den erfahrenen Flugzeugführer. Der Ausdruck ist der Jägersprache entnommen, wo er das überständige Tier bezeichnet – Auch eine Preeigt, einen Vortrag, die schon vor Jahren gehalten worden sind und aus Verlegenheit noch einmal dargeboten werden, nennt man einen alten Hirsch (für Hannover seit 1900 belegt). Als Hirsch bezeichnet man auch den betrogenen Ehemann, wohl wegen des Geweihs, das ja als Symbol des ⇨ Hahnreis gilt (⇨ Horn).
Eine langwierige, aber dennoch erfolglose Verfolgung nennt man Den weißen Hirsch jagen, wohl nach der Sage vom weißen Hirsch, der den Jäger immer tiefer in den Wald lockt, ohne sich erjagen zu lassen.
Von einem entlegenen Ort sagt man Wo die Hirsche ihre Geweihe abwerfen.
Das Sprichwort Wenn Hirsche nicht kommen, sind Hasen auch gut, hat die Bedeutung: etwas ist besser als nichts. Es ist belegt bei Jeremias Gotthelf (›Käthi‹, I,130). Aber auch die Neger in Surinam sagen: »Kannst du keinen Hirsch erlegen, und du erlegst ein Kaninchen, so ist's auch gut«.
Von jemandem, der sich streckt und die Arme spreizt, sagt man er mißt dem Hirschen seine Hörner (bairisch). Dem Hirschen auf die Hörner binden: eine Person oder Sache der gewissesten Gefahr des Verderbens aussetzen (vielleicht nach einer alten Wildererstrafe?), ist eine vor allem bairische Redensart
›'s gebt Mensche, 's gebt auch Hersch‹: rheinpfälzische Redensart mit der Bedeutung: es gibt vernünftige Menschen und andere, die es weniger sind (Esel, Kamele usw.). ›Hirsch‹ war nach Ph. Keiper in der Studentensprache des 19. Jahrhunderts u.a. eine geringschätzige Bezeichnung für einen Studenten, der keiner Verbindung angehörte. Für die Verbindungsstudenten galten die Nichtverbindungsstudenten als unklug und ›nicht recht gescheit‹. Von daher wird auch die bairische Wendung ›so a Hirsch‹ verständlich. Eine andere Bedeutung hat dagegen die Redensart ›Du bist mir ein schöner Hirsch‹. Sie bezieht sich auf die Stärke und Potenz der Hirsche und ist als spöttischer Vergleich gedacht, der auf das Fehlende hinweist, auf die Tatsache, daß es bis zu einem echten Hirschen (Kraftprotzen) noch recht weit ist.
Als spöttische Bezeichnung ist der Ausdruck außerdem aus der Wendung ›Heimathirsch‹ bekannt, ⇨ Heimat.
• PH. KEIPER: ›'s gebt Mensche, 's gebt auch Hersch‹, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 23 (1909), S. 72-74; L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 315, 318; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, Band IV (Bonn – Bad Godesberg 1978),S. 1434-1440; L. BLUHM: Artikel ›Hirsch, Hirschkuh‹,in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 1067-1072.