Redensarten Lexikon
Hinz und Kunz
Hinz und Kunz: alle möglichen x-beliebigen Leute; jeder beliebige; jedermann. Hinz und Kunz als Bezeichnung der großen Menge des Durchschnitts stammt aus dem Mittelalter, wo diese Namen sehr verbreitet waren; Hinz = Heinrich, Kunz = Konrad. Die Reihe der Heinriche und Konrade auf deutschen Herrscherstühlen hat wesentlich zur Beliebtheit dieser Taufnamen beigetragen. Schon um 1300 ist die Wendung formelhaft und nimmt im 15. Jahrhundert spöttischen oder geringschätzigen Charakter an. Bei Johann Fischart (›Praktik‹, 1572, S. 7) lautet sie: »Es sey Heintz oder Bentz«; ähnlich noch heute elsässisch ›Kunz und Benz‹. Wenn Matthias Claudius in einer Fabel zwei Bauern miteinander streiten läßt, heißen sie immer Hinz und Kunz. Zwei seiner Geschichten sind sogar mit diesen Namen überschrieben; die bekannteste beginnt:
   Was meinst du, Kunz, wie groß die Sonne sei?
   Wie groß, Hinz? Als ein Straußenei.

Goethe schreibt in den ›Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des Westöstlichen Divans‹: »Diese beiden Namen (Seidon und Amran) stehen aber hier zu allgemeiner Andeutung von Gegnern, wie die Deutschen sagen: Hinz oder Kunz«.
   Weitere bekannte Namen-Paare sind: Hein und Fietje (Hamburg), Tünnes und Schäl (Köln), Antek und Frantek (Schlesien), Dick und Doof, Pat und Patachon im Film. Es handelt sich um den ›Jedermann‹, für den jede Volkssprache ihre eigenen Namen hat; vgl. niederländisch ›Jan Alleman‹, ›Jack ende Toon‹; englisch ›every man Jack‹, ›Brown, Jones and Robinson‹, ›all the world and his wife‹; französisch ›monsieur tout le monde‹, ›Pierre et Paul‹ oder ›Dupont et Durand‹, deutsch Müller und Schulze.

• O. MEISINGER: Hinz und Kunz (Dortmund 1924).
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