Redensarten Lexikon
Heute
›Heute mir – morgen dir‹ ist eine Mahnung an die letzte Stunde, ein ›memento mori‹, wie es als Grabinschrift u.a. auch schon in den frühen Kirchen in England – oder als warnendes Motto im Bereich der Totentanztexte häufig zu finden ist. Der gereimte deutsche Text entspricht dem älteren lateinischen ›hodie mihi, cras tibi‹, der als Unterschrift zur Illustration eines Totenschädels mit Sanduhr, Kerze und Jüngling u.a. auch im Emblembuch des G. Rollenhagen (1583, II, Br. 50) belegt ist. Die Formel wird schon beim hl. Chrysostomos erwähnt. Als Franz I. nach der Schlacht von Pavia von Kaiser Karl V. gefangengenommen und in Madrid eingekerkert war (1525), bemerkte er auf der Wand seines Gefängnisses das Motto des Kaisers »Plus ultra« und schrieb darunter: »Hodie mihi, cras tibi«. Der Kaiser, den man inständig gebeten hatte, nach dem gefangenen König zu sehen, war keinesfalls ärgerlich über diesen Zusatz, sondern setzte seinerseits die Worte darunter: »Homo sum humani nihil a me alienum puto«, und bekundete damit seine Bereitschaft, ihn aus der Gefangenschaft zu entlassen. Auch später erregte der Spruch noch einmal besondere Aufmerksamkeit – im königlichen Gefängnis ›Martyn Tower‹, in dem die gefangene Lady Jane Grey ihn auf der Gefängniswand verewigte, freilich in etwas abgewandelter Fassung. Der Gegensatz ›heute – morgen‹ spielt im strukturellen Aufbau vieler Sprichwörter und Redensarten eine Rolle; z.B. in den Wendungen: ›Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen‹ – ›Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute‹ – ›Heute rot – morgen tot‹ – ›Kommt er heut' nicht, kommt er morgen‹ etc.
Im Witz wird der Unterschied von Konsequenz und Inkonsequenz nur durch eine unterschiedliche Betonung erreicht. Konsequent ist: Heúte so – mórgen so. Inkonsequent ist: Heute só – morgen só.
• H. ROSENFELD: Der mittelalterliche Totentanz (Münster und Köln 1954); W. ROTZLER: Die Begegnung der drei Lebenden und der drei Toten (Winterthur 1961); R. HAMMERSTEIN: Tanz und Musik des Todes (Bern und München 1980); S. METKEN (Hrsg.): Die letzte Reise. Sterben, Tod und Trauersitten in Oberbayern (München 1984); G. CONDRAU: Der Mensch und sein Tod (Zürich 1984).
›Heute mir – morgen dir‹ ist eine Mahnung an die letzte Stunde, ein ›memento mori‹, wie es als Grabinschrift u.a. auch schon in den frühen Kirchen in England – oder als warnendes Motto im Bereich der Totentanztexte häufig zu finden ist. Der gereimte deutsche Text entspricht dem älteren lateinischen ›hodie mihi, cras tibi‹, der als Unterschrift zur Illustration eines Totenschädels mit Sanduhr, Kerze und Jüngling u.a. auch im Emblembuch des G. Rollenhagen (1583, II, Br. 50) belegt ist. Die Formel wird schon beim hl. Chrysostomos erwähnt. Als Franz I. nach der Schlacht von Pavia von Kaiser Karl V. gefangengenommen und in Madrid eingekerkert war (1525), bemerkte er auf der Wand seines Gefängnisses das Motto des Kaisers »Plus ultra« und schrieb darunter: »Hodie mihi, cras tibi«. Der Kaiser, den man inständig gebeten hatte, nach dem gefangenen König zu sehen, war keinesfalls ärgerlich über diesen Zusatz, sondern setzte seinerseits die Worte darunter: »Homo sum humani nihil a me alienum puto«, und bekundete damit seine Bereitschaft, ihn aus der Gefangenschaft zu entlassen. Auch später erregte der Spruch noch einmal besondere Aufmerksamkeit – im königlichen Gefängnis ›Martyn Tower‹, in dem die gefangene Lady Jane Grey ihn auf der Gefängniswand verewigte, freilich in etwas abgewandelter Fassung. Der Gegensatz ›heute – morgen‹ spielt im strukturellen Aufbau vieler Sprichwörter und Redensarten eine Rolle; z.B. in den Wendungen: ›Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen‹ – ›Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute‹ – ›Heute rot – morgen tot‹ – ›Kommt er heut' nicht, kommt er morgen‹ etc.
Im Witz wird der Unterschied von Konsequenz und Inkonsequenz nur durch eine unterschiedliche Betonung erreicht. Konsequent ist: Heúte so – mórgen so. Inkonsequent ist: Heute só – morgen só.
• H. ROSENFELD: Der mittelalterliche Totentanz (Münster und Köln 1954); W. ROTZLER: Die Begegnung der drei Lebenden und der drei Toten (Winterthur 1961); R. HAMMERSTEIN: Tanz und Musik des Todes (Bern und München 1980); S. METKEN (Hrsg.): Die letzte Reise. Sterben, Tod und Trauersitten in Oberbayern (München 1984); G. CONDRAU: Der Mensch und sein Tod (Zürich 1984).