Redensarten Lexikon
Herkules
Ein wahrer Herkules sein: Übermächtiges leisten, ›Herkulische Kraft‹ haben.    Etwas ist eine Herkulesarbeit: ein ungeheures Pensum, das aufgearbeitet werden muß. Als Ursprung der Redensart gilt eine Erzählung von Diodor (um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.) in IV, 13, 3, in der – ebenso wie in Apollodors ›Bibliothek‹ (II,55) – von einer Kraftleistung des Herkules berichtet wird, die darin bestand, daß er des Augias, Königs von Elis, seit vielen Jahren nicht gesäuberten Rinderstall in einem Tage vom Dung befreite, indem er zwei Flüsse hindurchleitete. Augiasstall.
   Mit der Wendung ›Herkules am Scheidewege‹ wird dagegen auf einen Gewissenskonflikt hingewiesen, den zu lösen jemandem schwerfällt. In einer zu den aesopischen Fabeln gehörenden Erzählung in den ›Horen‹ des Sophisten Prodikos von Keos (um 430 v. Chr.) – die in Xenophons ›Denkwürdigkeiten‹ (II, 1, 21) durch den Mund des Sokrates überliefert ist – wird berichtet, wie Herkules als Jüngling in der Einöde zwei Wege vor sich sah – den zum freien, sinnlichen Lebensgenuß und den zur Tugend – und lange schwankte, welchen er einschlagen sollte (vgl. Cicero ›De officiis‹ I, 32, 118). Wenn jemand auf seinem Lebensweg an eine Gabelung kommt, die ihm zwei entgegengesetzte Wege eröffnet, wird daher die sprichwörtlich gewordene Wendung ›Herkules am Scheidewege‹ gern zitiert.

• J. ALPERS: Hercules in bivio (Diss. Göttingen 1912); E. Panoosty: ›Herkules am Scheidewege‹ und andere antike Bildstoffe in der neueren Kunst (Leipzig 1930).
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