Redensarten Lexikon
Hering
steht in Redensarten öfters als Bild des Geringwertigen und Kleinen, z.B. Er brät den Hering um den Rogen: er bemüht sich um wenig oder nichts. Die Redensart stammt aus der Fischersprache und ist im Niederländischen als ›den haring om de kuit braden‹ weit verbreitet und bereits auf dem Sprichwörterbild v. P. Bruegel dargestellt. Er ist ein schmaler Hering: er ist mager, dürr; vgl. französisch ›Il est maigre comme un hareng‹; ähnlich Er ist wie ein ausgeweideter (ausgenommener) Hering: so hohl, so hungrig vom Fasten. Hier wird er keinen Hering braten: hier wird er nicht zum Zug, Erfolg kommen.    Er ist ein Hering vor Johannis, niederländisch ›Haring voor sint Jan‹. Gesetzlich durfte in Holland der Heringsfang erst am 24. Juni, dem Tage Johannes' des Täufers beginnen. Man kann sich also vor Johanni, d.i. bevor man den Hering im Netz hat, über den Fang nicht freuen.
   Der redensartliche Vergleich Aufeinandergepfercht wie Heringe: dicht gedrängt wie die gelagerten Heringe im Faß, findet sich schon bei Abraham a Sancta Clara (›Judas‹ IV, 390): »Gleich den Häringen aufeinander liegen«; ähnlich ›Wie die Ölsardinen‹; vgl. französisch ›être serrés comme des sardines en boîte‹ (wörtlich: so dicht nebeneinander stehen oder liegen wie die Sardinen in der Dose). Hering ist auch ein Verweis; wohl entstellt aus französisch ›harangue‹ = Ansprache, heftige Rügerede, mit Einfluß von französisch ›hareng‹ = Hering. Bei Friedrich II. meint ›harangue‹ soviel wie aufmunternde Worte; vgl. französisch ›haranguer‹ = abkanzeln.

• LEENDERTZ, P.: ›Den haring om de kuit braden‹, in: TNTL. 38 (1919), S. 316-320.
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