Redensarten Lexikon
Heimweh
Ich hab so Heimweh nach'm Kurfürstendamm wird oft sprichwörtlich zitiert, wobei der Kurfürstendamm pars pro toto für Berlin steht. Die Zeile ist der Anfang eines Schlagers, der – aus unterschiedlichen politischen Anlässen – immer wieder aktualisiert worden ist:
   Ich hab so Heimweh nach'm Kurfürstendamm,
   hab so'ne Sehnsucht nach meinem Berlin
   Und seh ich auch in Frankfurt, München,
   Hamburg oder Wien
   die Leute sich bemühn,
   Berlin bleibt doch Berlin!
   (Rudolf Eberhard (Hrsg.): Fritze Bollmann wollte angeln [Berlin 1980], S. 83-84).

›Heimweh‹ wurde im 16. Jahrhundert zunächst als typische Eigenschaft der Schweizer Söldner angesehen, die ihnen den Aufenthalt in der Fremde erschwerte. Ihre oft übermäßige Sehnsucht nach der Heimat war so bekannt, daß man ›Heimweh‹ – 1569 erstmals in Luzern belegt – lange Zeit als Schweizer Dialektwort betrachtete und auch als ›Schweizerkrankheit‹ bezeichnete. Von dem Mülhauser Arzt Johann Hofer stammt die erste Untersuchung, eine ›Dissertatio de Nostalgia‹ von 1688, zu diesem psychologischen Phänomen. Im Zedlerschen Universal-Lexikon von 1735 wird versichert, das Heimweh oder die Heimsucht komme den Schweizersoldaten, weil sie die unreine, stickige Luft flacher Gegenden nicht ertragen mögen; sie seien die reine Luft hoher Berge gewohnt.

• BOETTE: Artikel ›Heimweh‹, in: Handbuch des Aberglaubens III, Spalte 1687-1692; F. ERNST: Vom Heimweh (Zürich 1949); I.-M. GREVEN'S: Heimweh und Tradition, in: Schweizer Archiv für Volkskunde 61 (1965),S. 1-31; E. MOSERRATH: ›Lustige Gesellschaft‹ (Stuttgart 1984), S. 228-229; Weitere Literatur Heimat.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Heimweh