Redensarten Lexikon
heim
Einen (m) heimgeigen: ihn derb abfertigen, ihm eine Abfuhr erteilen. Du kannst dich (dir) heimgeigen lassen: mach, daß du fortkommst! In früherer Zeit ließen sich angesehene Leute, die ihren Reichtum zeigen wollten, von einem Tanzvergnügen oder Gelage von spielenden Musikanten nach Hause begleiten. Aus Bayern kennen wir die Sitte der Bauernburschen, sich nach Tanzbelustigungen mit Musik nach Hause bringen zu lassen. Erst später verband man mit der Redensart den Sinn der derben Abfertigung und Zurechtweisung, denn auch zum Spott wurde einem kläglich Abziehenden eine Musik dargebracht. Als Wallenstein vergeblich Nürnberg belagert hatte und unverrichteter Dinge abzog, jubilierten und musizierten die Nürnberger und sangen und spotteten:
   Du kannst den Göcker (Hahn) nit krähen hören,
   Und willst der Nürnberger Stadt verstören?
   Geh, laß dich geigen heim!

Auf einen ähnlichen Ursprung ist die Redensart zurückzuführen: Einem heimleuchten: ihn zurechtweisen, nachdrücklich abweisen, hinauswerfen, verprügeln. Früher wurde einem späten Besucher ein Diener mit einer Laterne mitgegeben, um ihn nach Hause zu begleiten, da es keine Straßenbeleuchtung gab. Aus dieser friedlichbürgerlichen Sitte ist die Wendung wohl hervorgegangen, und der höhnische Sinn ist erst später hineingelegt worden. Immerhin ist die Wendung im 16. Jahrhundert schon ein Spottausdruck. Nach der Chronik von Wigand Lauze haben Fritzlarer Bürger Fackeln und Strohwische angezündet und dem vergeblichen Belagerer, dem Landgrafen Konrad von Thüringen, »zum Abzug geleuchtet« (Lange: Alte Geschichten aus dem Lande Hessen,1899).
   Einem etwas heimzahlen wurde zunächst im Sinne von ›zurückzahlen‹ gebraucht, dann aber zu der heutigen Bedeutung von ›rächend vergelten‹ umgeändert; vgl. bairisch ›'s kimmt der Greis wider ham‹, es wird dir vergolten. daheim.

• FR. SEILER: Deutsche Sprichwörterkunde (München 1922), S. 234; H. RÖLLEKE (Hrsg.): »Redensarten des Volkes, auf die ich immer horche« (Bern u.a. 1988), S. 17.}

Heimleuchten. Lucas van Leyden: ›Der Fackelträger‹, Rijksmuseum Amsterdam.
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