Redensarten Lexikon
Heide
Gemäß dem lateinisch ›paganus‹ ist der Heide der Landbewohner. Daraus hat sich vielleicht erst die Bedeutung ›Nichtchrist‹ entwickelt, weil die Christen zumeist in Städten wohnten, ist Heide keine Übersetzung, sondern germanischen Ursprungs und bedeutet ›wild‹, ›niedrigstehend‹, erst später ›Nichtchrist‹. Heide wurde dann zu einem Sammelwort für alle Erscheinungen, die außerhalb des Rahmens der Christenheit in räumlicher und zeitlicherer Hinsicht stehen.    Einen Heiden zu einem Christen machen: ein Kind aus der Taufe heben. ›En' Heiden han w'r fortgetroen, en Christen bringen w'r wieder‹ sagen niederdeutsch die Paten, wenn sie mit dem Täufling aus der Kirche zurückkommen. ›Die Heiden sint inebruoken‹ sagte man früher im Kreis Iserlohn, was bedeutete: Die Frau ist ins Wochenbett gekommen. Diese Redensart bezieht sich auf die kirchliche Aussegnung der Wöchnerin.
   Eine Heidenangst haben: große Angst haben wie die Christen vor den Ungläubigen, z.B. vor den Türken; Heiden ist hier objektiver Genetiv, wie ›Gottes‹ in ›Gottesfurcht‹. In mehreren Wortzusammensetzungen bedeutet ›Heiden-‹ eine Verstärkung, wie in den Ausdrücken ›Heidenarbeit‹ (mühsame, umfangreiche Arbeit), ›Heidenbammel‹ (große Angst), ›Heidengeld‹ (sehr große Geldsumme), ›Heidenkrach‹, ›Heidenlärm‹, ›Heidenspektakel‹ (großer Lärm, heftige Auseinandersetzung), ›Heidenspaß‹ (großer Spaß), ›Heidenmäßig‹ (sehr groß, sehr viel). Ähnlich auch in der Redensart ›Das möcht einen Heiden erbarmen‹, d.h. sogar einen Menschen, der nicht unter dem christlichen Gebot der Nächstenliebe steht. ›Heidenei‹ ist ein schwäbischer Ausdruck der Verwunderung.

• HOOPS: Die Heiden, in: Aufsätze zur Sprach- und Literatur-Geschichte Wilh. Braune dargebracht (Dortmund 1920); WINKLER: Artikel ›Heiden‹, in: Handbuch des Aberglaubens III, Spalte 1634-1653; C.G. DIEHL: Artikel ›Heidentum‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart III, Spalte 141-143; H. CONZELMANN: Artikel ›Heidenchristentum‹, in: Religion in Geschichte und Gegenwart III, Spalte 128-141; R. BEITL: Kinderbaum. Brauchtum und Glauben um Mutter und Kind (Berlin 1942); CHR. DAXELMÜLLER: Artikel ›Heiden‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 645454.
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