Redensarten Lexikon
hecheln
Einen durch die Hechel ziehen (ihn durchhecheln): in seiner Abwesenheit seine schlechten Eigenschaften bereden, ihn ›Durch den Kakao ziehen‹, ⇨ Kakao; verstärkt: ›Ihn durch eine belgische Hechel ziehen‹ (so bei Jeremias Gotthelf), in älterer Sprache auch: ›Einen über die Hechel laufen lassen‹. Niederländisch ›Iemand over de hekel halen‹; englisch ›to heckle‹; französisch ›déchirer quelqu'un à belles dents‹. Die Hechel ist ein kammartiges Werkzeug mit Drahtspitzen zur Flachsbearbeitung, durch das die verwirrten Fäden geglättet und geradegezogen und vom kürzeren und gröberen Werg gesondert werden. Literarisch schon bei Luther: »Das wörtlein mein will ich durch der schwermer hechel ziehen auf das ja kein bein an dem text ganz und ungemartert bleibe«, und in seinen ›Tischreden‹ heißt es: »er sei denn wol versucht vnd durch die hechel gezogen«. Grimmelshausens ›Simplicissimus‹ berichtet von alten Weibern, die »allerlei leut, ledige und verheirathe ... durch die hechel zogen«. Im Sinne von ›scharf tadeln, verurteilen‹ heißt es bei Logau: »der nun mehr ist als ein Mensch, mag mich durch die Hechel ziehen«. Heute spricht man meist nur noch von Hecheln oder Durchhecheln, so wie es etwa Keller in seinen ›Leuten von Seldwyla‹ (1856) benutzt: »Obgleich sie sattsam durchgehechelt wurde in der Stadt, so flößte sie doch Achtung ein, wo sie erschien«. Das Durchhecheln ist also ein Klatschen über andere in deren Abwesenheit, oft zum Schaden des guten Rufes der ›Durchgehechelten‹. In diesem Sinne prägte der Nationalsozialismus für den alten Reichstag das Wort ›Hechelmaschine‹.
Seit 1910 gebucht ist Hechelkränzchen für die Lehrerkonferenz; vorher wurde dieser Ausdruck schon für die Tee- und Kaffeekränzchen der Frauen benutzt.
Das ›Hecheln‹ ist auch bekannt als Rügebrauch zur Fastnacht, vor allem im süddeutschen Raum. So wird der Ausdruck in Donaueschingen z.B. als Bezeichnung für das sonst übliche ›Schnurren‹ und ›Strählen‹ gebraucht. Außerdem wird es hin und wieder zur Illustration von Übereile verwendet, wenn es z.B. heißt: Er hechelte wie ein Hund, oder Er hechelte an: er kam mit hängender Zunge an.
Alte oder böse Hechel nennt man eine unverträgliche, zänkische Frau, die unaufhörlich über andere herzieht.
Sächsisch wird ›durchhecheln‹ zu einer auch positiven Aussage im Sinne von: etwas genau nehmen, z.B. ›die alte Scharteke müssen mer mal durchhecheln‹, ganz genau durchlesen.
Der Ausdruck Ein gehechelter Mensch entsprach um 1600 der heutigen Wendung ›geschniegelt und gebügelt‹.
Bairisch sagt man, wenn einem etwas wenig Angenehmes begegnet im redensartlichen Vergleich: ›Das freut mich wie den Hund das Hechellecken‹.
Thüringisch ›aufpassen wie ein Hechelmann (Heftelsmann)‹ beruht wohl auf einer Verwechslung mit ⇨ Heftelmacher.
Wie auf Hecheln sitzen: Wie auf glühenden Kohlen sitzen, ⇨ Kohle. Eine Realisierung erfährt das redensartliche Bild in Hans Sachsens Gestaltung des Märchenstoffes von den drei Wünschen ›Die wuenschent pewrin mit der hechel‹, worin der Bauer seiner unvernünftigen Frau die Hechel in das Hinterteil wünscht:
Ich wolt, das dir die hechel doch
Zw hinterst steck in dem arsloch!
Die hechel, weil er redet noch,
Ir in der kerben stacke.
Hechel hieß auch ein oben tellerförmig mit Eisen- und Drahtstiften versehener Kirchenkerzenstock, der angeblich zur Bestrafung böser Kinder benutzt wurde. ›Wart, du kommst auf die Hechel‹ oder ›Man setzt dich auf die Hechel‹ sagte man daher in Schwaben, wenn ein Bube unartig war oder zur Beichte ging.
In der älteren Sprache heißt die Hechel auch ›Riffel‹; daher auch: ›Ihn durch die Riffel ziehen‹. Von dem Verbum ›rüffeln‹ ist dann im 19. Jahrhundert das neue Substantiv ›Rüffel‹ = scharfer Verweis abgeleitet worden. Dem gleichen Vorstellungskreis ist die 1639 bei Lehmann S. 81 (›Beschwerden‹ 24) vermerkte Redensart entsprungen: »Wer mit Beschwernissen geplagt wird, von dem wird gesagt: ›Man hat ihn wüst abgestrelt‹«.
• H. SIUTS: Bäuerliche u. handwerkliche Arbeitsgeräte in Westfalen (Münster 1982).}
Hechel. Hechel, nach W. Bomann: Bäuerliches Hauswesen und Tagewerk im alten Niedersachsen, Weimar o.J., (1926), S. 230.
›Durchhecheln‹ (Flachshecheln). Guillaume de la Perrière: La Morosophie, Lyon 1533, Nr. 58.
Seit 1910 gebucht ist Hechelkränzchen für die Lehrerkonferenz; vorher wurde dieser Ausdruck schon für die Tee- und Kaffeekränzchen der Frauen benutzt.
Das ›Hecheln‹ ist auch bekannt als Rügebrauch zur Fastnacht, vor allem im süddeutschen Raum. So wird der Ausdruck in Donaueschingen z.B. als Bezeichnung für das sonst übliche ›Schnurren‹ und ›Strählen‹ gebraucht. Außerdem wird es hin und wieder zur Illustration von Übereile verwendet, wenn es z.B. heißt: Er hechelte wie ein Hund, oder Er hechelte an: er kam mit hängender Zunge an.
Alte oder böse Hechel nennt man eine unverträgliche, zänkische Frau, die unaufhörlich über andere herzieht.
Sächsisch wird ›durchhecheln‹ zu einer auch positiven Aussage im Sinne von: etwas genau nehmen, z.B. ›die alte Scharteke müssen mer mal durchhecheln‹, ganz genau durchlesen.
Der Ausdruck Ein gehechelter Mensch entsprach um 1600 der heutigen Wendung ›geschniegelt und gebügelt‹.
Bairisch sagt man, wenn einem etwas wenig Angenehmes begegnet im redensartlichen Vergleich: ›Das freut mich wie den Hund das Hechellecken‹.
Thüringisch ›aufpassen wie ein Hechelmann (Heftelsmann)‹ beruht wohl auf einer Verwechslung mit ⇨ Heftelmacher.
Wie auf Hecheln sitzen: Wie auf glühenden Kohlen sitzen, ⇨ Kohle. Eine Realisierung erfährt das redensartliche Bild in Hans Sachsens Gestaltung des Märchenstoffes von den drei Wünschen ›Die wuenschent pewrin mit der hechel‹, worin der Bauer seiner unvernünftigen Frau die Hechel in das Hinterteil wünscht:
Ich wolt, das dir die hechel doch
Zw hinterst steck in dem arsloch!
Die hechel, weil er redet noch,
Ir in der kerben stacke.
Hechel hieß auch ein oben tellerförmig mit Eisen- und Drahtstiften versehener Kirchenkerzenstock, der angeblich zur Bestrafung böser Kinder benutzt wurde. ›Wart, du kommst auf die Hechel‹ oder ›Man setzt dich auf die Hechel‹ sagte man daher in Schwaben, wenn ein Bube unartig war oder zur Beichte ging.
In der älteren Sprache heißt die Hechel auch ›Riffel‹; daher auch: ›Ihn durch die Riffel ziehen‹. Von dem Verbum ›rüffeln‹ ist dann im 19. Jahrhundert das neue Substantiv ›Rüffel‹ = scharfer Verweis abgeleitet worden. Dem gleichen Vorstellungskreis ist die 1639 bei Lehmann S. 81 (›Beschwerden‹ 24) vermerkte Redensart entsprungen: »Wer mit Beschwernissen geplagt wird, von dem wird gesagt: ›Man hat ihn wüst abgestrelt‹«.
• H. SIUTS: Bäuerliche u. handwerkliche Arbeitsgeräte in Westfalen (Münster 1982).}
Hechel. Hechel, nach W. Bomann: Bäuerliches Hauswesen und Tagewerk im alten Niedersachsen, Weimar o.J., (1926), S. 230.
›Durchhecheln‹ (Flachshecheln). Guillaume de la Perrière: La Morosophie, Lyon 1533, Nr. 58.