Redensarten Lexikon
Haube
Von der Haube als Kopfbedeckung des Kriegers (›Sturmhaube‹, ›Pickelhaube‹) leiten sich zahlreiche Redensarten her: Einem auf die Haube greifen (auch klopfen, fassen, kommen): einen kämpfend angreifen, ihn heftig verfolgen, ihm auf den Leib rücken. Schon Luther benutzt diese Redensart im übertragenen Sinne: »darumb soll die obrigkeit solchen auf die hauben greifen, das sie das maul zuhalten und merken, dasz es ernst sei«.    Einem auf der Haube sitzen (oder hocken): genau auf ihn achthaben, ihn scharf beobachten, ihm durch allzu große Nähe lästig werden; eine besonders im 16. und 17. Jahrhundert gebräuchliche, heute wohl verschollene Redensart. Rheinisch sagt man für jemanden schlagen: ›ihm die Haube bügeln‹, und vom schlecht Gelaunten heißt es: ›es ist ihm nicht gut in der Haube‹. Ein Nachklang dieser Redensarten ist mundartlich Haube für ›Ohrfeige‹, ähnlich wie ›Einem etwas auf die Kappe geben‹, ihn schlagen.
   In neuerer Sprache versteht man unter Haube gewöhnlich die früher übliche weibliche Kopfbedeckung, vorzüglich die der verheirateten Frau; daher Eine unter die Haube bringen: verheiraten. Am Hochzeitstage setzte die Braut zum erstenmal die Haube auf; Unter die Haube kommen: einen Mann bekommen, geheiratet werden. Schon bei den Römern war die Verhüllung des Haars ein Zeichen der verheirateten Frau. Nach germanischer Sitte durfte die verheiratete Frau das Haar nicht mehr lose tragen, sondern mußte das ›gebende‹ anlegen. Daher sprach man auch von einer ›gehaubten Braut‹ (1691 von Stieler gebucht). Bei Rückert heißt es:

   Und wenn ich mit Scherzen raube
   Ihren Kranz der Schäferin,
   Bring ich ihr dafür die Haube,
   Hält sie es noch für Gewinn.

Mit Haube werden oft die Frauen bezeichnet. Hier steht das Kleidungsstück für die Trägerin, wie es auch bei ›Schürze‹ der Fall ist. ›Er läuft den Hauben nach‹ sagt man im Rheinischen. Haubenlerche nennt man allgemein eine Nonne oder Krankenschwester; der Name des Vogels mit spitzer Federhaube wird auf die Haubenträgerin übertragen. ›Alte Haubenlerche‹ sagt man schlesisch von einem alten, verhutzelten Weiblein.
   Haubenstock steht oft bildlich für einen dummen, hohlköpfigen Menschen, wie etwa bei Platen: »Die Staatsperücke der Manierlichkeit bedeckt gewöhnlich einen Haubenstock statt eines witzigen Gehirns« (›Schatz des Rhampsinit‹). Der Haubenstock ist ein rundlicher Klotz, auf den man die Haube setzte, damit ihre Form erhalten blieb.
   Im technischen Zeitalter wird der Begriff ›Haube‹ dagegen in erster Linie mit der Autohaube verbunden. Das kommt auch zum Ausdruck in der Wendung ›... PS unter der Haube haben‹, womit durch Hinzufügung der PS-Zahl die Stärke des Motors angegeben wird.

• R. MERINGER: Die Haubung, in: Wörter und Sachen 5 (1913), S. 170f.; W. DANCKERT: Symbol, Metapher, Allegorie im Lied der Völker, Band II (Bonn-Bad Godesberg 1977), S. 814-815; weitere Literatur Hut.
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