Redensarten Lexikon
Harke
Einem zeigen, was eine Harke ist (›Ick wer dir zeigen, wat'ne Harke is‹): es ihm begreiflich machen in einer Weise, daß er daran denken soll; jemandem gründlich die Meinung, die Wahrheit sagen; den Standpunkt klarmachen, ihn derb und handgreiflich belehren. ›He kennt de Hark nig‹ (er kennt die Harke nicht) sagt man in Holstein von jemandem, der zu Hause so tut, als ob er fremd sei. Die Redensart ist schon im 16. Jahrhundert bezeugt: ›Itzt weistu, was ein harke heist‹ (J. Ackermann: ›Der ungerathene Sohn‹,1540, S. 116). Obwohl das Wort Harke = Rechen auf den Norden Deutschlands beschränkt ist, bezieht sich die Redensart deutlich auf einen weitverbreiteten Schwank von dem aus der Fremde heimkehrenden Sohn, der die Sprache seiner Angehörigen nicht mehr verstehen will und in fremden Zungen redet: Ein Bauernsohn stellt sich bei seiner Rückkehr aus der Stadt (aus dem Ausland, aus der Lateinschule) so, als ob er nicht mehr wisse, was eine Harke ist. Als er aber aus Versehen auf die Zinken tritt und die Harke ihm mit dem Stiel an den Kopf schlägt, ruft er aus: ›I du verflökte Hark!‹ (z.B. Firmenich: ›Germaniens Völkerstimmen‹ I,76f.). Ausführlich in dieser Form erzählt den Schwank zuerst Montanus in seiner ›Gartengesellschaft‹; doch ist er bereits 1512 in Murners ›Narrenbeschwörung‹ erwähnt: »Wa doch dyn vatter bzale das, Do soltu nit vil darnach fragen. Wolt er denn darüber clagen, So mach dir selber ein latinum: Mistelinum gebelinum!« Die Heimkehr des jungen Helmbrecht beweist (›Meier Helmbrecht‹ V. 697ff.), daß der Schwank auch im Mittelalter bereits bekannt und volkstümlich gewesen sein muß. Vgl. die obersächsische Redensart: ›Er kennt die Harke nicht mehr‹, er hat seine Muttersprache verlernt. Vgl. französisch ›Je lui montrerai comment je m'appelle‹ (wörtlich: Ich will ihm zeigen, wie ich heiße).
• G. POLIVKA: Eine alte Schulanekdote und ähnliche Volksgeschichten, in: Zeitschrift für Österreichische Volkskunde 11, S. 158-165; dazu Nachträge von J. BOLTE, in: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 16 (1906), S. 298; F. PANZER, Zum Meier Helmbrecht, in: Paul und Braunes Beiträge 33 (1908), S. 391-398; WANDER II, Spalte 361 (›Harke‹ 4); MÜLLER-FRAUREUTH I, 477; E. MOSER RATH: Artikel ›Der gelehrte Bauernsohn‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1350-1353.
Einem zeigen, was eine Harke ist (›Ick wer dir zeigen, wat'ne Harke is‹): es ihm begreiflich machen in einer Weise, daß er daran denken soll; jemandem gründlich die Meinung, die Wahrheit sagen; den Standpunkt klarmachen, ihn derb und handgreiflich belehren. ›He kennt de Hark nig‹ (er kennt die Harke nicht) sagt man in Holstein von jemandem, der zu Hause so tut, als ob er fremd sei. Die Redensart ist schon im 16. Jahrhundert bezeugt: ›Itzt weistu, was ein harke heist‹ (J. Ackermann: ›Der ungerathene Sohn‹,1540, S. 116). Obwohl das Wort Harke = Rechen auf den Norden Deutschlands beschränkt ist, bezieht sich die Redensart deutlich auf einen weitverbreiteten Schwank von dem aus der Fremde heimkehrenden Sohn, der die Sprache seiner Angehörigen nicht mehr verstehen will und in fremden Zungen redet: Ein Bauernsohn stellt sich bei seiner Rückkehr aus der Stadt (aus dem Ausland, aus der Lateinschule) so, als ob er nicht mehr wisse, was eine Harke ist. Als er aber aus Versehen auf die Zinken tritt und die Harke ihm mit dem Stiel an den Kopf schlägt, ruft er aus: ›I du verflökte Hark!‹ (z.B. Firmenich: ›Germaniens Völkerstimmen‹ I,76f.). Ausführlich in dieser Form erzählt den Schwank zuerst Montanus in seiner ›Gartengesellschaft‹; doch ist er bereits 1512 in Murners ›Narrenbeschwörung‹ erwähnt: »Wa doch dyn vatter bzale das, Do soltu nit vil darnach fragen. Wolt er denn darüber clagen, So mach dir selber ein latinum: Mistelinum gebelinum!« Die Heimkehr des jungen Helmbrecht beweist (›Meier Helmbrecht‹ V. 697ff.), daß der Schwank auch im Mittelalter bereits bekannt und volkstümlich gewesen sein muß. Vgl. die obersächsische Redensart: ›Er kennt die Harke nicht mehr‹, er hat seine Muttersprache verlernt. Vgl. französisch ›Je lui montrerai comment je m'appelle‹ (wörtlich: Ich will ihm zeigen, wie ich heiße).
• G. POLIVKA: Eine alte Schulanekdote und ähnliche Volksgeschichten, in: Zeitschrift für Österreichische Volkskunde 11, S. 158-165; dazu Nachträge von J. BOLTE, in: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 16 (1906), S. 298; F. PANZER, Zum Meier Helmbrecht, in: Paul und Braunes Beiträge 33 (1908), S. 391-398; WANDER II, Spalte 361 (›Harke‹ 4); MÜLLER-FRAUREUTH I, 477; E. MOSER RATH: Artikel ›Der gelehrte Bauernsohn‹, in: Enzyklopädie des Märchens I, Spalte 1350-1353.