Redensarten Lexikon
Harfe
Die Harfe spielen in der Mühlen: ältere Redensart für: etwas Vergebliches tun. Ähnlich wird es schon von Neidhart von Reuental (um 1190-1246) in seinen Liedern (69,38) ausgedrückt: »swaz ich ir gesinge deist gehärpfet in der Mül, si verstêt es minder wort«.    K. Simrock (335) führt auf: ›In der Mühle ist übel harfen‹ (wegen des dort alles übertönenden Geräusches).
   Im Mittelalter war die Harfe vor allem als Begleitinstrument zum Gesang bekannt, wurde darüber hinaus aber auch ohne Gesang zum Tanz gespielt. Später wurde sie von der Geige verdrängt, zur Liedbegleitung jedoch auch weiterhin verwendet. Das Bild von der Harfe begegnet schon an zahlreichen Stellen in der Bibel (Hiob 21,12; 30,31; Ps 98,5 etc.) u.a. in der Übersetzung Luthers. Luther (Briefe, 2,62) kennt auch den sprichwörtlichen Vergleich Geschickt als der Esel zur Harfe; es ist vergebliche Mühe, dem Esel das Harfenspiel beizubringen. Schon das mittelhochdeutsche »Ein man mac sich wol selben touben (betouben = betören), der ein esel wil harpfen lêren«. Statt des Esels erscheint auch der Bär als Schüler: »So mac man einen wilden bern noch sanfter herpfen lêren«. Dazu gehört das warnende Sprichwort: ›Wer die Harfe nicht spielen kann, greife nicht hinein‹ ( Esel).
   Nachdem die Harfe im 16./17. Jahrhundert entsprechend ihres selteneren Gebrauchs auch im Sprachgebrauch kaum noch begegnete, lebte ihr Bild durch die allgemeine Hinwendung zur Antike im 18. Jahrhundert wieder auf, jetzt freilich in der gehobenen Sprache, hochstilisiert zur Äolsharfe, Wind- und Geisterharfe in Verbindung mit hochpoetischen Zitaten wie: »Der Wind harft in den Bäumen«. Klassische und romantische Autoren äußerten sich überschwenglich über die Harfe:

   Wie Harfentöne ineinander spielen
   zu der himmelvollen Harmonie
   (Schiller: ›Räuber‹ 3,1); Noch bei E.M. Arndt heißt es:

   Auch klingt es oft wie Harfenton,
   wie Geisterflüstern drein
   (Gedichte,1840,173).


• M. WILLBERG: Die Musik im Sprachgebrauch, in: Die Muttersprache (1963), S. 201-221.
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