Redensarten Lexikon
Hälfte
Meine bessere Hälfte: scherzhafte Bezeichnung für die Ehefrau. So wird sie oft vom eigenen Ehemann vorgestellt oder in Gesprächen bezeichnet Die Wendung geht zurück auf das Bibelwort (Gen 2, 23f.; 1 Kor 6, 16u.a.), daß Mann und Weib zu einem Fleisch werden, jeder für sich also nur die Hälfte darstellt. Das kommt auch in zahlreichen literarischen Zeugnissen zum Ausdruck So heißt es z.B. bei H.A. Abschatz (›Vermischte Gedichte‹ [1704], S. 104):
   was folget, giebt sich selbst, wenn wir zu Witwern werden,
   und unser halbes Theil verscharren in die Erden.

Da es für den Mann jedoch ungleich schwerer ist, im Alltag ohne seine andere Hälfte, d.h. ohne seine Frau, auszukommen, wurde die Frau im Volksmund schon in früher Zeit als die ›bessere‹ Hälfte bezeichnet, wie unter anderem auch hervorgeht aus einem bei Büchmann vermerkten englischen Zitat aus dem Roman ›The Countess of Pembroke's Arcadia‹ (London 1590) von Sir Philip Sidney (1554-86), in dem es in Buch 3 heißt: »My better half.« In anderen englischen Quellen ist von der ›teureren Hälfte‹ die Rede. So sagt in Miltons ›Paradise Lost‹ (1667) 5,95 Adam zu Eva: »Best image of myself and dearer half«.
   Goethe pflegte die Braut oder die Ehefrau als (schönere) Hälfte zu bezeichnen: »seine reine Seele fühlte, daß sie die Hälfte, mehr als die Hälfte seiner selbst sei« (›Werke‹, Ausgabe letzter Hand, 18,44).

• K.E. MÜLLER: Die bessere und die schlechtere Hälfte (Frankfurt/M. – New York 1984).
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