Redensarten Lexikon
Hahnenfuß
Einem den Hahnenfuß unterbreiten. Die Redensart kommt deutschsprachig nur in den mittelhochdeutschen Marienliedern des Bruder Hans, eines niederrheinischen Mystikers niederländischer Herkunft Ende des 14. Jahrhunderts, vor:
Gern wer is uysz der sunden putz gheleydet;
Nu hait die werelt menichfalt
Den hanenvoys ym leyder unrgebreydet.
Im Niederländischen gibt es dagegen mehrere Belege, so z.B. in G.A. Brederos ›Moortje‹ (1615): »de Hane- voet is myn ghebreyt« oder bei J. Westerbaen (1672): »de haenevoeten sijn mijn gebreydt«, und die Wendung dient offensichtlich zur Bezeichnung von Verstrickung in einer Situation. ›Hahnenfuß‹ ist im Deutschen ein Pflanzenname und bedeutet in übertragenem Sinne auch noch eine schlecht lesbare Schrift, die aussieht, ›Wie wenn die Hühner über das Papier gelaufen wären‹. Diese Bedeutung des Wortes macht jedoch die Redensart nicht verständlich. Auch eine Verbindung mit dem Teufel, der auf mittelalterlichen Bildern oft mit Hahnen-(Vogel-)Füßen abgebildet wurde, erklärt nicht das redensartliche Bild.
Die niederdeutsche Form des Ausdrucks ›Hanepoot‹ bedeutet in der Seemannssprache aber auch ein Schiffstau, das in mehreren Enden ausläuft und sich in Gestalt eines Hahnenfußes ausbreitet. Es dient zur Festbindung der Segel oder zur Verankerung des Schiffes bei starkem Wind oder Seegang. Die Redensart ›die Anker stehen im Hahnepoot‹ bedeutet, sie stehen schräg vor dem Schiff aus. Gallacher vermutet daher, daß der Ausdruck von der Seefahrt stamme, wobei ›breiden‹ für mittelhochdeutsch ›breien‹ = knoten, stricken, weben stehe. Dann würde die Redensart sinngemäß bedeuten: ich bin festgetaut, festgebunden, ›verstrickt‹. Dafür spräche auch, daß die Redensart sowohl in der Mehrzahl, wie bei Westerbaen, als auch in der Form ›de hanevoet is hem gestrooid‹ (bei Harrebomée) erscheint. Da im süddeutschen Raum ›Hahnenfuß‹ aber lediglich ein Pflanzenname ist, war das redensartliche Bild auch nicht verständlich und Bruder Hansens Wendung konnte sich nicht weiter verbreiten. In Schleswig-Holstein kennt man noch den Ausdruck ›Hahnpoten-ansläg‹ für ›seltsame Einfälle‹ und ›hahnpötig‹ für ›ungeschickt‹.
• R. MINZLOFF (Herausgeber): Bruder Hansens Marienlieder (Hannover 1863), S. 117; F. KLUGE: Seemannssprache (Halle 1911), S. 346f.; O. MENSING: Schleswig-holsteinisches Wörterbuch, Bd. II (Neumünster 1929), Spalte 564f.; H. MARZELL: Artikel ›Hahnenfuß‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 1338-1339; ST. A. GALLACHER: »Einem den Hahnenfuß unterbreiten«, in: Modern Language Notes 55 (Baltimore 1940), S. 366-373.
Einem den Hahnenfuß unterbreiten. Die Redensart kommt deutschsprachig nur in den mittelhochdeutschen Marienliedern des Bruder Hans, eines niederrheinischen Mystikers niederländischer Herkunft Ende des 14. Jahrhunderts, vor:
Gern wer is uysz der sunden putz gheleydet;
Nu hait die werelt menichfalt
Den hanenvoys ym leyder unrgebreydet.
Im Niederländischen gibt es dagegen mehrere Belege, so z.B. in G.A. Brederos ›Moortje‹ (1615): »de Hane- voet is myn ghebreyt« oder bei J. Westerbaen (1672): »de haenevoeten sijn mijn gebreydt«, und die Wendung dient offensichtlich zur Bezeichnung von Verstrickung in einer Situation. ›Hahnenfuß‹ ist im Deutschen ein Pflanzenname und bedeutet in übertragenem Sinne auch noch eine schlecht lesbare Schrift, die aussieht, ›Wie wenn die Hühner über das Papier gelaufen wären‹. Diese Bedeutung des Wortes macht jedoch die Redensart nicht verständlich. Auch eine Verbindung mit dem Teufel, der auf mittelalterlichen Bildern oft mit Hahnen-(Vogel-)Füßen abgebildet wurde, erklärt nicht das redensartliche Bild.
Die niederdeutsche Form des Ausdrucks ›Hanepoot‹ bedeutet in der Seemannssprache aber auch ein Schiffstau, das in mehreren Enden ausläuft und sich in Gestalt eines Hahnenfußes ausbreitet. Es dient zur Festbindung der Segel oder zur Verankerung des Schiffes bei starkem Wind oder Seegang. Die Redensart ›die Anker stehen im Hahnepoot‹ bedeutet, sie stehen schräg vor dem Schiff aus. Gallacher vermutet daher, daß der Ausdruck von der Seefahrt stamme, wobei ›breiden‹ für mittelhochdeutsch ›breien‹ = knoten, stricken, weben stehe. Dann würde die Redensart sinngemäß bedeuten: ich bin festgetaut, festgebunden, ›verstrickt‹. Dafür spräche auch, daß die Redensart sowohl in der Mehrzahl, wie bei Westerbaen, als auch in der Form ›de hanevoet is hem gestrooid‹ (bei Harrebomée) erscheint. Da im süddeutschen Raum ›Hahnenfuß‹ aber lediglich ein Pflanzenname ist, war das redensartliche Bild auch nicht verständlich und Bruder Hansens Wendung konnte sich nicht weiter verbreiten. In Schleswig-Holstein kennt man noch den Ausdruck ›Hahnpoten-ansläg‹ für ›seltsame Einfälle‹ und ›hahnpötig‹ für ›ungeschickt‹.
• R. MINZLOFF (Herausgeber): Bruder Hansens Marienlieder (Hannover 1863), S. 117; F. KLUGE: Seemannssprache (Halle 1911), S. 346f.; O. MENSING: Schleswig-holsteinisches Wörterbuch, Bd. II (Neumünster 1929), Spalte 564f.; H. MARZELL: Artikel ›Hahnenfuß‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 1338-1339; ST. A. GALLACHER: »Einem den Hahnenfuß unterbreiten«, in: Modern Language Notes 55 (Baltimore 1940), S. 366-373.