Redensarten Lexikon
Hagel
Die Vorstellung des zerstörenden Hagels liegt vielen Redensarten zugrunde: Der Hagel hat geschlagen: der Schaden ist geschehen, es ist aus mit etwas; schleswig-holsteinisch ›dat sleit hin as Hagel in't Finster‹; ›er chund wie der Hagel id' Haber‹ (schweizerisch) sowie auch Einen schlägt der Hagel her, drücken das Überraschende, Plötzliche eines Hagelwetters aus.    Kommt einer aber Wie der Hagel in die Stoppeln, so kommt er zu spät, vergebens, wenn kein Unheil mehr anzurichten ist; diese Redensart ist schon recht alt, wie die Stelle bei Murner (›Mühle von Schwindelsheim‹ 12, 16) zeigt: »der hagel kumbt in die stupffelen«, und auch Grimmelshausen kennt sie (›Simplicissimus‹ IV, 328, 20): »Gehe nur hin, du wirst willkommen seyn wie die Sau in eines Juden Hausz und so wenig richten als der Hagel in den Stupflen«.
   Beliebt sind die Redensarten, die die Überraschung und Bestürzung des Menschen über ein Hagelwetter zum Ausdruck bringen; von einem, der mürrisch oder verdutzt aussieht, sagt man: Dem ist wohl die Petersilie (der Weizen) verhagelt oder, im Rheinland, ›Et is em e Hagelwetter in de Erwes geschlah‹; ›nu sind em ower de Erzen (Erbsen) verhagelt‹ heißt es ebenfalls rheinisch, wenn einem die Freude verdorben ist; ganz ähnlich französisch ›La grèle est tombée sur son jardin‹.
   Der Hagel als bildliche Bezeichnung dessen, was dicht und schwer auf uns niederfällt, findet sich in den Ausdrücken vom Pfeil- oder Geschoßhagel sowie in den Wendungen Es hagelt Strafen (Prügel u.ä.). Den gleichen übertragenen Sinn hat mecklenburgisch ›Hüt hett 't in de Baud hagelt‹, heute hat es Schelte oder Prügel gegeben; anders dagegen in der Redensart Es hagelt einem in die Bude, hier soll die Dürftigkeit der Behausung ausgedrückt werden, also: es geht ihm schlecht.
   Hagel, Blitz und Donner sind Manifestationen Gottes oder des Teufels, daher werden diese Ausdrücke oft anstelle des tabuierten Gottes- oder Teufelsnamens genannt, vor allem in redensartlichen Flüchen, wie z.B. ›Der Hagel schlag ihn!‹, ›Daß der Hagel!‹, ›Da soll doch der Hagel 'nein schlagen‹; niederländisch ›Daar slaat de hagel door!‹, ›Daar zal nog hagel op volgen‹. Verblaßt zu einem bloßen Ausruf der Verwunderung in: ›Alle Hagel!‹ So erlangt das Wort auch die Bedeutung von Verwünschung überhaupt: Einem alle Hagel an den Hals fluchen, Den Hagel an den Hals wünschen. Hagel als Fluchwort war vor allem bei den Seeleuten beliebt, daher der Übername ›Jan Hagel‹, der seit dem 17. Jahrhundert das gemeine
(Boots-)Volk bezeichnete, später mit dem Zusatz ›un sin Maat‹.
   Einen Hagel sieden (kochen): ein Unheil zusammenbrauen; diese Redensart stammt aus der Zeit, in der man glaubte, die mit dem Teufel in Verbindung stehenden Hexen brauten das Wetter zusammen: »O koent ich jz ein Hagel kochen« (Fischart: ›Flöhhatz‹ [1577], S. 13/365).
   Hagel als Umschreibung für Unglück tritt uns auch in der elsässischen Redensart entgegen ›de Mann het dr Hagel im Hus‹, er hat das Unglück, eine verschwenderische Frau zu haben.
   Von den Verstorbenen heißt es mecklenburgisch ›dei möt snei un Hagel schrapen‹, wobei die kindliche Vorstellung zugrunde liegt, daß im Himmel Schnee und Hagel erst geformt werden müssen.
   Un wenn' s Katze hagelt sagt man, um einen entschiedenen Widerstand zu betonen, Katze.

• V. STEGEMANN: Artikel ›Hagel, Hagelzauber‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 1304-1320.
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