Redensarten Lexikon
Hacke
Mit Hacke kann 1. das Werkzeug gemeint sein. Dazu gehören die Redensarten Er geht mit Hacke und Schüppe (= Schaufel) dran: er wendet völlig falsche (zu grobe) Mittel an, etwa mit der Kneifzange eine Uhr reparieren wollen; Der Hacke einen Stiel finden: eine schwierige Sache richtig anzufassen wissen, Ordnung in eine Angelegenheit bringen, auch: leicht einen Vorwand, einen Ausweg finden (im 17. Jahrhundert ganz gebräuchlich), z.B. bei Abraham a Sancta Clara: »Wie er dieser Hacken möchte ein Stihl finden« (›Judas‹ I, 136); »Hätte er der Hacken wohl einen andern Stiel gefunden« (›Gehab dich wohl‹, 409). Aber die Redensart ist schon ein Jahrhundert früher literarisch bezeugt, wie L. Schmidt nachweist: Christoph von Schallenberg (1561-97) widmete Zacharias Eyring ein Hochzeitsgedicht, mit sprachlichen Anspielungen auf ›Hacke‹, weil die Braut Eyrings eine ›Elisae cognomine de securi der von Hakke‹ war. Elisabeth von Hacke, brandenburgischen Geschlechtes, heiratete 1591 in Österreich ein, und Schallenbergs Hochzeitsgedicht fand es geistvoll, fortwährend mit Name und Begriff ›Hacke‹ bzw. ›securis‹ zu spielen. Am Ende des Gedichtes stehen die Verse:
Eiring hack hin zum rechten zil,
Der hackhen findt man leicht ein stil.
Die sexuelle Anspielung schien für ein Hochzeitscarmen besonders passend.
Die Redensart lebt im 17., 18. und 19. Jahrhundert weiter. Man findet sie bei Stranitzky, in der ›Ollapotrida des durchtriebenen Fuchsmundi‹, 1711, man kann sie aber auch noch bei Nestroy entdecken.
Ähnlich Er ist nicht Hack im Stiel: er ist nicht ganz gesund; Das ist eine Hacke auf deinen Stiel: es paßt genau in deine Pläne. Auf die alte Hacke!: schlesischer Trinkspruch, soviel wie: Auf die alte Treue und Redlichkeit!
›Auf die alte Hacke‹ muß im 17. Jahrhundert eine verbreitete Redensart gewesen sein, die in Literatur und Kunst eindringen konnte. ›Alte Hacke‹ hieß man damals mitunter die alte Welt, die alte Ordnung. Unter dieser Voraussetzung schrieb der Jesuit Franz Callenbach 1715 sein merkwürdiges sittenkritisches Schauspiel ›Uti ante hac / Auf die alte Hack./ Olim autem non sic / sive Revolutio Saeculorum / in deteriora ruentium: / Oder: / Die von den Todten erweckte / alte Welt verweist der Neuen ih- / ren verdächtigen Lebens- / Wandel. Gedruckt in der alten Welt, / Sub Signo Veritatis.‹ Das Lesedrama schließt mit einem bemerkenswerten ›Klaglied der teutschen Treu und Redtlichkeit‹, das sich zu Liedern mit dem gleichen Motiv im gleichen Zeitraum stellen läßt. Auf diese Stimmung bezieht sich auch eine gleichzeitige Arie des Hanswursts in Kurz-Bernardons ›Teutschen Arien.‹ Es heißt dort in der ›Comoedie‹, genannt: ›Der Grund-Stein der Stadt Wienn‹:
Wer sich durch die Welt will fressen,
Mußt stets schaun, auf andere Leut,
Man muß d'alte Hack vergessen,
Und sich richten nach der Zeit.
Daß diese Redensart auch als Trinkspruch verwendet wurde, läßt sich an entsprechenden Gegenständen aufzeigen, z.B. als Inschrift auf einem Trinkpokal.
Von der alten Hacke reden: immer wieder zum gleichen Thema zurückkehren; Die Hacke in den Winkel legen (oder auch Die Hacke unterstellen): nichts mehr tun. Nach Ph. Köhler geht die Redensart zurück auf eine Gewohnheit der Pferdekutscher, auf eine Zeit, in der man vorzugsweise zweirädrige Karren fuhr. Beim Anhalten dieser Karren war es üblich, den Tieren die Last abzunehmen, indem man die an jedem Karren befindliche Rodhacke unter die Deichsel oder Schere schob und sie damit abstützte. Das wurde bei jedem Anhalten so gehandhabt, am liebsten aber, wenn sich die Fuhrleute ins Wirtshaus begaben und ihr Fahrzeug draußen warten ließen. Darum sagte man in humorvoller Weise: ›Wir wollen einmal die Hacke unterstellen‹, auch wenn es weder Pferd noch Fuhrwerk zu versorgen gab und man sich nur einen ›genehmigen‹ wollte.
Mit Hacke kann 2. die Ferse gemeint sein. Dazu gehören die Redensarten: Sich die Hacken ablaufen: viele Wege machen; vgl. französisch ›éculer ses talons‹; Jemandem auf den Hacken sitzen: ihn verfolgen, ihn antreiben; vgl. französisch ›être aux trousses de quelqu'un‹ (als ›o'trousses‹ bezeichnet man im 16. Jahrhundert die Pluderhose); Die Hacken auf den Rücken nehmen: sich beeilen; Einem Hacken machen: ihn antreiben. Holsteinisch ›van den Hacken bet to'm Nacken (nichts dögen)‹, von den Füßen bis zum Kopf (nichts taugen).
Westfälisch: ›Flinke Backen, flinke Hacken‹: Schnelle Esser, schnelle Arbeiter.
• PH. KÖHLER: ›Die Hacke unterstellen‹, in: Hessische Blätter für Volkskunde 9 (1910), S. 142; L. SCHMIDT: Sprichwörtliche deutsche Redensarten ..., in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 77 (1974), S. 97f.
Eiring hack hin zum rechten zil,
Der hackhen findt man leicht ein stil.
Die sexuelle Anspielung schien für ein Hochzeitscarmen besonders passend.
Die Redensart lebt im 17., 18. und 19. Jahrhundert weiter. Man findet sie bei Stranitzky, in der ›Ollapotrida des durchtriebenen Fuchsmundi‹, 1711, man kann sie aber auch noch bei Nestroy entdecken.
Ähnlich Er ist nicht Hack im Stiel: er ist nicht ganz gesund; Das ist eine Hacke auf deinen Stiel: es paßt genau in deine Pläne. Auf die alte Hacke!: schlesischer Trinkspruch, soviel wie: Auf die alte Treue und Redlichkeit!
›Auf die alte Hacke‹ muß im 17. Jahrhundert eine verbreitete Redensart gewesen sein, die in Literatur und Kunst eindringen konnte. ›Alte Hacke‹ hieß man damals mitunter die alte Welt, die alte Ordnung. Unter dieser Voraussetzung schrieb der Jesuit Franz Callenbach 1715 sein merkwürdiges sittenkritisches Schauspiel ›Uti ante hac / Auf die alte Hack./ Olim autem non sic / sive Revolutio Saeculorum / in deteriora ruentium: / Oder: / Die von den Todten erweckte / alte Welt verweist der Neuen ih- / ren verdächtigen Lebens- / Wandel. Gedruckt in der alten Welt, / Sub Signo Veritatis.‹ Das Lesedrama schließt mit einem bemerkenswerten ›Klaglied der teutschen Treu und Redtlichkeit‹, das sich zu Liedern mit dem gleichen Motiv im gleichen Zeitraum stellen läßt. Auf diese Stimmung bezieht sich auch eine gleichzeitige Arie des Hanswursts in Kurz-Bernardons ›Teutschen Arien.‹ Es heißt dort in der ›Comoedie‹, genannt: ›Der Grund-Stein der Stadt Wienn‹:
Wer sich durch die Welt will fressen,
Mußt stets schaun, auf andere Leut,
Man muß d'alte Hack vergessen,
Und sich richten nach der Zeit.
Daß diese Redensart auch als Trinkspruch verwendet wurde, läßt sich an entsprechenden Gegenständen aufzeigen, z.B. als Inschrift auf einem Trinkpokal.
Von der alten Hacke reden: immer wieder zum gleichen Thema zurückkehren; Die Hacke in den Winkel legen (oder auch Die Hacke unterstellen): nichts mehr tun. Nach Ph. Köhler geht die Redensart zurück auf eine Gewohnheit der Pferdekutscher, auf eine Zeit, in der man vorzugsweise zweirädrige Karren fuhr. Beim Anhalten dieser Karren war es üblich, den Tieren die Last abzunehmen, indem man die an jedem Karren befindliche Rodhacke unter die Deichsel oder Schere schob und sie damit abstützte. Das wurde bei jedem Anhalten so gehandhabt, am liebsten aber, wenn sich die Fuhrleute ins Wirtshaus begaben und ihr Fahrzeug draußen warten ließen. Darum sagte man in humorvoller Weise: ›Wir wollen einmal die Hacke unterstellen‹, auch wenn es weder Pferd noch Fuhrwerk zu versorgen gab und man sich nur einen ›genehmigen‹ wollte.
Mit Hacke kann 2. die Ferse gemeint sein. Dazu gehören die Redensarten: Sich die Hacken ablaufen: viele Wege machen; vgl. französisch ›éculer ses talons‹; Jemandem auf den Hacken sitzen: ihn verfolgen, ihn antreiben; vgl. französisch ›être aux trousses de quelqu'un‹ (als ›o'trousses‹ bezeichnet man im 16. Jahrhundert die Pluderhose); Die Hacken auf den Rücken nehmen: sich beeilen; Einem Hacken machen: ihn antreiben. Holsteinisch ›van den Hacken bet to'm Nacken (nichts dögen)‹, von den Füßen bis zum Kopf (nichts taugen).
Westfälisch: ›Flinke Backen, flinke Hacken‹: Schnelle Esser, schnelle Arbeiter.
• PH. KÖHLER: ›Die Hacke unterstellen‹, in: Hessische Blätter für Volkskunde 9 (1910), S. 142; L. SCHMIDT: Sprichwörtliche deutsche Redensarten ..., in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 77 (1974), S. 97f.