Redensarten Lexikon
haben
Das Verb haben kann sehr Verschiedenes ausdrücken. Im Laufe der Zeit hat es einen Bedeutungswandel von ›fassen‹, ›packen‹, zu ›halten‹, ›besitzen‹ durchgemacht; in den Redensarten ist es ursprünglich Hilfsverb und erscheint nur durch die Verkürzung des Satzes wie ein Vollverb. Sich haben, vor allem in der Wendung Hab dich nicht so: zier dich nicht, gebärde dich nicht so auffallend, wurde früher im Sinne von ›sich verhalten‹ verwendet, ohne jegliche Wertung; so gebraucht es schon Hartmann von Aue (›Büchlein‹ 1, 101):
gein ir gruoze ich dicke neic
und het mich dô als einen man,
dem ein wîp ir hulde gan.
Ebenso auch noch im 18./19. Jahrhundert: »Der Junge hatte sich so züchtig, artig und mädchenhaft ...« (Zelter an Goethe).
Die beliebte Redensart (Es) hat sich was! findet sich schon im 17. Jahrhundert: »Es hat sich was zu Baronen und Edelmannen« (›Ehrliche Frau Schlampampe‹, S. 42); in dieser Redensart, die einen Ausdruck der Ablehnung darstellt, wird der Gedanke des ›Besitzens‹, den das ›haben‹ ausdrückt, ironisch zurückgewiesen. In neuerer Zeit wird die Wendung häufiger mit Verben als mit Substantiven gebildet, wobei der Infinitiv meist unterdrückt wird und aus dem vorangegangenen Satz zu ergänzen ist; Schiller: »Rat, Majestät? Hat sich da was zu raten!«, verkürzt bei Goethe (8, 175): »Wir sollen glauben, es sei um der Religion willen. Ja, es hat sich«.
Es hat ihn: er ist verrückt, er ist verliebt, er ist in der Klemme; verkürzt aus: ›Es hat ihn gepackt‹ oder ›ergriffen‹, nämlich die Verrücktheit oder die Liebe. ›Es‹ steht neutral-verhüllend für das Unangenehme, insbesondere bei den tabuierten Geisteskrankheiten, vgl. französisch ›Cela le tient‹. Im Niederdeutschen gibt es eine (abwehrende) Gegenfrage, die sehr schnell und flüchtig ausgestoßen wird und etwa klingt: ›Hasses oder krisses?‹ (Hast du es oder kriegst du es?): hat es dich schon erwischt oder kommt es erst über dich? – oder man fragt: ›Hast (kriegst) du's stärker als gewöhnlich?‹
Ähnlich Da haben wir es: das Unangenehme ist, wie erwartet, eingetroffen. Dieses ›es‹ oder ›etwas‹ kann aber auch für viele andere Substantive stehen; hier seien nur ein paar Redensarten herausgegriffen: Der hat's (der steht nicht wieder auf): er ist tot; Es haben: vermögend sein, ›es‹ steht hier für ›Geld‹; Eine Sache hat's auf sich: es ist etwas Besonderes an ihr, das ›etwas‹ wird in äußerlicher Weise gesehen; Es in sich haben (von Dingen): mehr sein als nach außenhin scheinen; Es mit jemandem haben: in heimlichen Liebesbeziehungen zu ihm stehen, ebenso auch Nichts mit jemandem haben, das aber zugleich heißen kann: keine Feindschaft zu ihm haben; Sich mit jemandem haben, hier ist zu ergänzen: ›In der Wolle‹, ⇨ Wolle; Noch zu haben sein: noch ledig sein; eigentlich ›noch verkäuflich sein‹, dann im Sinne von: noch zum Ehepartner zu haben sein; ähnlich auch die Redensarten Nicht zu haben sein für etwas, Für alles zu haben sein.
Damit hat sich's: mehr gibt es nicht, mehr wird nicht getan, das war das letzte. An dem hat man aber auch gar nichts: er ist ein langweiliger, zu nichts zu gebrauchender Mensch; hier wäre vielleicht zu ergänzen: man hat keinen Freund, keinen Gesellschafter, keinen Helfer an ihm.
Die Bezeichnung für ein schnelles, überstürztes Davonlaufen finden wir in den mehrfach variierten Redensarten Was hast du, was kannst du (obersächsisch ›was haste, was kannste‹), Hast du nicht gesehen; von Grimm (›Deutsches Wörterbuch‹) wird die Redensart auf ›hasten‹ zurückgeführt, was jedoch durch die gleichbedeutende Formel ›Was gibst du, was hast du‹ (rheinisch ›wat gefschte, wat haschte‹) fraglich scheint; ⇨ geben, ⇨ Hättich.
Einen zum besten haben ⇨ Beste.
Bekannt sind auch die parodistischen Verse über den ›Bruder Ärgerlich‹ (vgl. auch ›Hans im Schnookeloch‹, ⇨ Hans).
Ähnlich auch in dem von Miller 1776 gedichteten und von Mozart (und Neefe) komponierten Lied ›Zufriedenheit‹, in dem es heißt:
Je mehr er hat, je mehr er will,
Nie schweigen seine Klagen still.
Als Antwort auf das Drängeln von Kindern, die etwas haben wollen, das ›Bittesagen‹ aber vergessen, heißt es oft: ›Haben steht im Kochbuch‹. Die Wendung wird auch gebraucht, wenn man etwas dringend benötigt, es aber nicht hat. Wird man jedoch von anderen um etwas gebeten, das man nicht hat, dann heißt es lakonisch: ›Haben ein Gewehr‹. Es handelt sich dabei um eine Verkürzung oder Schwundform aus dem Vers des Kinderliedes: »Wer will unter die Soldaten, der muß haben ein Gewehr«, ⇨ Gewehr, ⇨ Hans.
gein ir gruoze ich dicke neic
und het mich dô als einen man,
dem ein wîp ir hulde gan.
Ebenso auch noch im 18./19. Jahrhundert: »Der Junge hatte sich so züchtig, artig und mädchenhaft ...« (Zelter an Goethe).
Die beliebte Redensart (Es) hat sich was! findet sich schon im 17. Jahrhundert: »Es hat sich was zu Baronen und Edelmannen« (›Ehrliche Frau Schlampampe‹, S. 42); in dieser Redensart, die einen Ausdruck der Ablehnung darstellt, wird der Gedanke des ›Besitzens‹, den das ›haben‹ ausdrückt, ironisch zurückgewiesen. In neuerer Zeit wird die Wendung häufiger mit Verben als mit Substantiven gebildet, wobei der Infinitiv meist unterdrückt wird und aus dem vorangegangenen Satz zu ergänzen ist; Schiller: »Rat, Majestät? Hat sich da was zu raten!«, verkürzt bei Goethe (8, 175): »Wir sollen glauben, es sei um der Religion willen. Ja, es hat sich«.
Es hat ihn: er ist verrückt, er ist verliebt, er ist in der Klemme; verkürzt aus: ›Es hat ihn gepackt‹ oder ›ergriffen‹, nämlich die Verrücktheit oder die Liebe. ›Es‹ steht neutral-verhüllend für das Unangenehme, insbesondere bei den tabuierten Geisteskrankheiten, vgl. französisch ›Cela le tient‹. Im Niederdeutschen gibt es eine (abwehrende) Gegenfrage, die sehr schnell und flüchtig ausgestoßen wird und etwa klingt: ›Hasses oder krisses?‹ (Hast du es oder kriegst du es?): hat es dich schon erwischt oder kommt es erst über dich? – oder man fragt: ›Hast (kriegst) du's stärker als gewöhnlich?‹
Ähnlich Da haben wir es: das Unangenehme ist, wie erwartet, eingetroffen. Dieses ›es‹ oder ›etwas‹ kann aber auch für viele andere Substantive stehen; hier seien nur ein paar Redensarten herausgegriffen: Der hat's (der steht nicht wieder auf): er ist tot; Es haben: vermögend sein, ›es‹ steht hier für ›Geld‹; Eine Sache hat's auf sich: es ist etwas Besonderes an ihr, das ›etwas‹ wird in äußerlicher Weise gesehen; Es in sich haben (von Dingen): mehr sein als nach außenhin scheinen; Es mit jemandem haben: in heimlichen Liebesbeziehungen zu ihm stehen, ebenso auch Nichts mit jemandem haben, das aber zugleich heißen kann: keine Feindschaft zu ihm haben; Sich mit jemandem haben, hier ist zu ergänzen: ›In der Wolle‹, ⇨ Wolle; Noch zu haben sein: noch ledig sein; eigentlich ›noch verkäuflich sein‹, dann im Sinne von: noch zum Ehepartner zu haben sein; ähnlich auch die Redensarten Nicht zu haben sein für etwas, Für alles zu haben sein.
Damit hat sich's: mehr gibt es nicht, mehr wird nicht getan, das war das letzte. An dem hat man aber auch gar nichts: er ist ein langweiliger, zu nichts zu gebrauchender Mensch; hier wäre vielleicht zu ergänzen: man hat keinen Freund, keinen Gesellschafter, keinen Helfer an ihm.
Die Bezeichnung für ein schnelles, überstürztes Davonlaufen finden wir in den mehrfach variierten Redensarten Was hast du, was kannst du (obersächsisch ›was haste, was kannste‹), Hast du nicht gesehen; von Grimm (›Deutsches Wörterbuch‹) wird die Redensart auf ›hasten‹ zurückgeführt, was jedoch durch die gleichbedeutende Formel ›Was gibst du, was hast du‹ (rheinisch ›wat gefschte, wat haschte‹) fraglich scheint; ⇨ geben, ⇨ Hättich.
Einen zum besten haben ⇨ Beste.
Bekannt sind auch die parodistischen Verse über den ›Bruder Ärgerlich‹ (vgl. auch ›Hans im Schnookeloch‹, ⇨ Hans).
Ähnlich auch in dem von Miller 1776 gedichteten und von Mozart (und Neefe) komponierten Lied ›Zufriedenheit‹, in dem es heißt:
Je mehr er hat, je mehr er will,
Nie schweigen seine Klagen still.
Als Antwort auf das Drängeln von Kindern, die etwas haben wollen, das ›Bittesagen‹ aber vergessen, heißt es oft: ›Haben steht im Kochbuch‹. Die Wendung wird auch gebraucht, wenn man etwas dringend benötigt, es aber nicht hat. Wird man jedoch von anderen um etwas gebeten, das man nicht hat, dann heißt es lakonisch: ›Haben ein Gewehr‹. Es handelt sich dabei um eine Verkürzung oder Schwundform aus dem Vers des Kinderliedes: »Wer will unter die Soldaten, der muß haben ein Gewehr«, ⇨ Gewehr, ⇨ Hans.