Redensarten Lexikon
Haarbeutel
nannte man im 18. Jahrhundert den Beutel, dessen sich die Männer bedienten, um die langen Hinterkopfhaare darin zusammenzufassen, woraus sich dann der künstliche Zopf des friderizianischen Zeitalters entwickelte. Mit dem Gewicht dieses Beutels wurde im Scherz die Empfindung des schweren Hinterkopfes verglichen, die man bei einem Rausch hat, daher Einen Haarbeutel haben: einen Rausch haben (auch ›Zopf‹ kommt in der Bedeutung ›Rausch‹ vor). Vielleicht ist die Redensart auch gekürzt aus ›Einen unter dem Haarbeutel haben‹. Nach Adelung (›Versuch eines grammatisch-kritischen Wörterbuches‹ [1775], Bd. 2, Spalte 866) soll die Redensart Sich einen Haarbeutel trinken: »eine Anspielung auf einen gewissen Major bey der alliirten Armee im letzten Kriege sein, der den Trunk liebte, und alsdann gemeiniglich in einem Haarbeutel, an statt des Zopfes, vor dem commandirenden Generale erschien«; doch dürfte diese Anekdote erst nachträglich und ätiologisch zur Erklärung der Redensart entstanden sein. Von Joh. Peter Hebel (1760-1826) stammt das Rätsel:
   Ratet, lieber Leser, was hab' ich im Sinn?
   Einer hat's am Kopfe, ein andrer hat's drin.

Wilhelm Busch hat 1878 eine seiner Dichtungen ›Die Haarbeutel‹ betitelt. Heute ist die Redensart nur noch mundartlich, besonders in Schleswig-Holstein, geläufig.
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