Redensarten Lexikon
Gürtel
Den Gürtel anlegen: eine neue Würde übernehmen. Der Gürtel galt im Mittelalter als Symbol der Macht und der Herrschaft. Dagegen: Den Gürtel ablegen: sich unterwerfen, zum Sklaven oder Gefangenen werden. Den Gürtel verlieren: um Hab und Gut kommen. Den Gürtel auf das Grab legen: als Witwe nachteilige Folgen des Erbantritts vermeiden, ⇨ Schlüssel.
Der Gürtel war im Mittelalter auch Sinnbild für Jungfräulichkeit, Keuschheit und Reinheit (vgl. den Gürtel Mariens, den Braut- und Keuschheitsgürtel). Den Gürtel lösen (rauben): Die Ehe vollziehen, die Unschuld (gegen seinen Willen) verlieren. Literarisch ist dies im ›Nibelungenlied‹ gestaltet worden: Siegfried hat stellvertretend für den schwachen König Gunther in der Hochzeitsnacht Brünhild Ring und Gürtel abgerungen und diese dann seiner Frau Kriemhild geschenkt. Brünhild wird sich ihrer Schmach bewußt, als Kriemhild sie verhöhnt, und klagt:
Sî treit hie mînen gürtel den ich hân verlorn,
und m1in golt daz rôte. daz ich ie wart geborn,
daz riuwet mich vil sêre ...
(XIV. Aventiure, Strophe 854).
Der Gürtel wird damit zum Auslöser aller weiteren dramatischen Ereignisse.
Den Gürtel enger schnallen müssen: sich einschränken, fasten, hungern müssen. Durch das Einschnüren des Leibes kann das Hungergefühl vorübergehend erfolgreich unterdrückt werden. Auch die Abmagerung bei Krankheit und Not bedingt das Engerschnallen des Gürtels, der die Kleidung zusammen- bzw. die Hose oben hält.
• J. GRIMM, in: Deutsche Rechtsaltertümer I, S. 215ff.; G. JUNGBAUER: Artikel ›Gürtel‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 1210ff.; K.-S. KRAMER: Artikel ›Gürtel‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Spalte 1862-1863; U. MARZOLPH: Artikel ›Gürtel‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 311-315.}
Den Gürtel enger schnallen. Karikatur von Murschetz, aus: DIE ZEIT, Nr. 13, vom 21.3.1980.
Den Gürtel enger schnallen. Karikatur von Murschetz aus: DIE ZEIT, Nr. 19, vom 4.5.1979.
Den Gürtel anlegen: eine neue Würde übernehmen. Der Gürtel galt im Mittelalter als Symbol der Macht und der Herrschaft. Dagegen: Den Gürtel ablegen: sich unterwerfen, zum Sklaven oder Gefangenen werden. Den Gürtel verlieren: um Hab und Gut kommen. Den Gürtel auf das Grab legen: als Witwe nachteilige Folgen des Erbantritts vermeiden, ⇨ Schlüssel.
Der Gürtel war im Mittelalter auch Sinnbild für Jungfräulichkeit, Keuschheit und Reinheit (vgl. den Gürtel Mariens, den Braut- und Keuschheitsgürtel). Den Gürtel lösen (rauben): Die Ehe vollziehen, die Unschuld (gegen seinen Willen) verlieren. Literarisch ist dies im ›Nibelungenlied‹ gestaltet worden: Siegfried hat stellvertretend für den schwachen König Gunther in der Hochzeitsnacht Brünhild Ring und Gürtel abgerungen und diese dann seiner Frau Kriemhild geschenkt. Brünhild wird sich ihrer Schmach bewußt, als Kriemhild sie verhöhnt, und klagt:
Sî treit hie mînen gürtel den ich hân verlorn,
und m1in golt daz rôte. daz ich ie wart geborn,
daz riuwet mich vil sêre ...
(XIV. Aventiure, Strophe 854).
Der Gürtel wird damit zum Auslöser aller weiteren dramatischen Ereignisse.
Den Gürtel enger schnallen müssen: sich einschränken, fasten, hungern müssen. Durch das Einschnüren des Leibes kann das Hungergefühl vorübergehend erfolgreich unterdrückt werden. Auch die Abmagerung bei Krankheit und Not bedingt das Engerschnallen des Gürtels, der die Kleidung zusammen- bzw. die Hose oben hält.
• J. GRIMM, in: Deutsche Rechtsaltertümer I, S. 215ff.; G. JUNGBAUER: Artikel ›Gürtel‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 1210ff.; K.-S. KRAMER: Artikel ›Gürtel‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, Spalte 1862-1863; U. MARZOLPH: Artikel ›Gürtel‹, in: Enzyklopädie des Märchens VI, Spalte 311-315.}
Den Gürtel enger schnallen. Karikatur von Murschetz, aus: DIE ZEIT, Nr. 13, vom 21.3.1980.
Den Gürtel enger schnallen. Karikatur von Murschetz aus: DIE ZEIT, Nr. 19, vom 4.5.1979.