Redensarten Lexikon
Gurke
Sich eine (große) Gurke herausnehmen: sich eine Freiheit erlauben, unverschämt sein; auch sich eine Gurke zuviel herausnehmen, eigentlich: aus der gemeinsamen Eßschüssel zuviel entnehmen; schon 1663 bei J.B. Schupp: »Sich bey jemandem eine Gurke zuviel herausnehmen«. In Mitteldeutschland häufig belegt, z.B. 1749 in Leipzig: »Es scheint, er nehme sich zu große Gurken raus«. So noch heute mundartlich, z.B. berlinisch ›Wat nimmt sich der Mensch for 'ne Jurke raus!‹; thüringisch ›Das ist eine alte Gurke‹, das ist nichts Neues; ›die Gurke ist alle‹, die Sache ist zu Ende; schlesisch ›eine Gurke voraushaben‹, eine Bevorzugung bei jemandem genießen; schlesisch ›Das bringt eine saure Gurke ums Leben!‹ Gurke nennt man umgangssprachlich die ⇨ Nase, die pars pro toto auch für den ganzen Menschen stehen kann, z.B. sächsisch ›enne putz'ge Gorke‹, ein Spaßvogel; ›enne verhauene Gorke‹, ein lebenslustiger, zu allen möglichen losen Streichen aufgelegter Mensch.
›Gurkenhandel‹ wird im Spott für ›Handlung, Verhandlung‹ gesagt, so obersächsisch ›Er sieht sich den Gurkenhandel eine Weile mit an‹; ›da hört der Gurkenhandel auf‹, da hört sich doch alles auf, das geht zu weit! ›Gurkensalat‹ steht redensartlich für eine Speise, die grober Geschmack nicht zu würdigen weiß; z.B. Was versteht der Bauer vom Gurkensalat, mundartlich in Schleswig-Holstein ›Wat fraagt de Buur na Gurkensalat‹, mit dem Zusatz: ›dat itt he mit de Mistfork (Heugawel)‹.
Der Ausdruck Sauregurkenzeit hat mit sauren Gurken nichts zu tun; er ist dem Rotwelsch entnommen, lautete ursprünglich ›zóress- und jókresszeit‹ (von hebräisch zarót und jakrút, jiddisch zoro und joker) und bezeichnet die Zeit der Leiden und der Teuerung. Bei ihm ist Sauregurkenzeit bedeutet: seine Geschäfte gehen z.Z. schlecht. Da das Bewußtsein um die Herkunft und die Bedeutung des Ausdrucks bald verlorenging, bildete sich die volksetymologische Deutung heraus, der Ausdruck bezöge sich auf die geschäftsarmen Sommermonate, in denen die Gurken reifen und eingelegt werden. Mit diesem Verständnis hat die ›Sauregurkenzeit‹ auch ins Niederländische Eingang gefunden: ›Het is in den komkommer-tijd‹. Heute bezieht sich die Redensart hauptsächlich auf die kulturelle und politische Flaute während der Parlamentsferien, auch ›Sommerloch‹ genannt.
• F. KLUGE: Wortforschung und Wortgeschichte (Leipzig 1912); N. NAIL: ›Zores in der Sauregurkenzeit‹, in: Der Sprachdienst 27 (1983), S. 105.
Sich eine (große) Gurke herausnehmen: sich eine Freiheit erlauben, unverschämt sein; auch sich eine Gurke zuviel herausnehmen, eigentlich: aus der gemeinsamen Eßschüssel zuviel entnehmen; schon 1663 bei J.B. Schupp: »Sich bey jemandem eine Gurke zuviel herausnehmen«. In Mitteldeutschland häufig belegt, z.B. 1749 in Leipzig: »Es scheint, er nehme sich zu große Gurken raus«. So noch heute mundartlich, z.B. berlinisch ›Wat nimmt sich der Mensch for 'ne Jurke raus!‹; thüringisch ›Das ist eine alte Gurke‹, das ist nichts Neues; ›die Gurke ist alle‹, die Sache ist zu Ende; schlesisch ›eine Gurke voraushaben‹, eine Bevorzugung bei jemandem genießen; schlesisch ›Das bringt eine saure Gurke ums Leben!‹ Gurke nennt man umgangssprachlich die ⇨ Nase, die pars pro toto auch für den ganzen Menschen stehen kann, z.B. sächsisch ›enne putz'ge Gorke‹, ein Spaßvogel; ›enne verhauene Gorke‹, ein lebenslustiger, zu allen möglichen losen Streichen aufgelegter Mensch.
›Gurkenhandel‹ wird im Spott für ›Handlung, Verhandlung‹ gesagt, so obersächsisch ›Er sieht sich den Gurkenhandel eine Weile mit an‹; ›da hört der Gurkenhandel auf‹, da hört sich doch alles auf, das geht zu weit! ›Gurkensalat‹ steht redensartlich für eine Speise, die grober Geschmack nicht zu würdigen weiß; z.B. Was versteht der Bauer vom Gurkensalat, mundartlich in Schleswig-Holstein ›Wat fraagt de Buur na Gurkensalat‹, mit dem Zusatz: ›dat itt he mit de Mistfork (Heugawel)‹.
Der Ausdruck Sauregurkenzeit hat mit sauren Gurken nichts zu tun; er ist dem Rotwelsch entnommen, lautete ursprünglich ›zóress- und jókresszeit‹ (von hebräisch zarót und jakrút, jiddisch zoro und joker) und bezeichnet die Zeit der Leiden und der Teuerung. Bei ihm ist Sauregurkenzeit bedeutet: seine Geschäfte gehen z.Z. schlecht. Da das Bewußtsein um die Herkunft und die Bedeutung des Ausdrucks bald verlorenging, bildete sich die volksetymologische Deutung heraus, der Ausdruck bezöge sich auf die geschäftsarmen Sommermonate, in denen die Gurken reifen und eingelegt werden. Mit diesem Verständnis hat die ›Sauregurkenzeit‹ auch ins Niederländische Eingang gefunden: ›Het is in den komkommer-tijd‹. Heute bezieht sich die Redensart hauptsächlich auf die kulturelle und politische Flaute während der Parlamentsferien, auch ›Sommerloch‹ genannt.
• F. KLUGE: Wortforschung und Wortgeschichte (Leipzig 1912); N. NAIL: ›Zores in der Sauregurkenzeit‹, in: Der Sprachdienst 27 (1983), S. 105.