Redensarten Lexikon
Grütze
= Verstand, und entsprechend ›Grützkasten‹ = Kopf, Gehirn, Verstand, ist mundartlich weit verbreitet. Grütze heißen eigentlich die von den Hülsen, den Spelzen, befreiten und dann klein geschnittenen Getreidekörner; Grütze im Kopf haben: gescheit sein, ist also der Gegensatz zu ›Spreu, Stroh im Kopf haben‹. Die Redensart ist sehr anschaulich, denn sie meint: wer Grütze hat, besitzt den wertvollen Kern, hat also keine haltlose Spreu im Kopfe. So deutet die Wendung schon Joh. Christian Günther (›Gedichte‹ 1742, S. 374): »Ein Kopf, der von Natur mehr Spreu als Grütze führet«. Vgl. auch berlinisch ›Er hat Jrütze in' Kopp‹, er ist intelligent. (Im Niederdeutschen häufiger negativ gebraucht: ›Er hat woll 'n büschen wenig Grütze im Kopp‹).    In unseren Nachbarländern kennt man ähnliche Wendungen: französisch ›avoir quelque chose dans le ventre‹; niederländisch ›veel in zijn mars (Marktkorb) hebben‹ und englisch ›to have something in one's wallet‹.
   Rudolf Hildebrand (›Deutsches Wörterbuch‹, Bd. V, Spalte 2, 342) leitet die Redensart dagegen von ›Kritz‹ (zu ›kritzen‹, ›kratzen‹) ab; ›Kritz in der Nase‹ bedeutete zunächst ›Krabbeln in der Nase‹, dann Verstand, Scharfsinn, Witz. Bereits Sebastian Franck gebrauchte öfters die Wendung »vil Kritz in der Nasen haben« in der Bedeutung von Schlauheit, Vorwitz, naseweises Besserwissen. Besonders in Thüringen und Sachsen sind Redensarten wie ›Gritz oder Kritz im Kopfe haben‹ häufig. Die Wendung »Weder Witz noch Kritz« ist schon in Grimmelshausens ›Simplicissimus‹ belegt; die Anlehnung an Grütze = Gemahlenes wäre dann erst nachträglich erfolgt, und zwar zu Beginn des 18. Jahrhunderts, denn Rädlein bringt 1711 im ›Europäischen Sprachschatz‹ (415a) die Redensart Weder Grütz (Gritz) noch Witz haben: weder gicks noch gacks wissen; vgl. französisch ›Ne rien avoir dans la cervelle‹ (wörtlich übersetzt: nichts im Hirn haben).
   Große Grütze im Kopfe haben: sich viel einbilden, Graupen. Das seit dem 17. Jahrhundert bezeugte Substantiv ›Grützkopf‹ geht auf das ursprüngliche ›Kritzkopf‹ = kluger Kopf zurück und wurde mißverständlich in seiner Bedeutung ins Gegenteil zu Dummkopf verkehrt.
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