Redensarten Lexikon
Goldwaage
Die Goldwaage war früher eine empfindliche Waage zum Abwägen von Goldmünzen. Seine Worte (nicht) mit der Goldwaage wägen (oder auf die Goldwaage legen): seine Worte (nicht) genau prüfen, ob sie nicht etwa kränkend oder sonst befremdend wirken. Das Bild findet sich schon bei den Römern: In einem Fragment des Varro (Buch 2, Ausgabe Bücheler Nr. 419) kommt der Ausdruck in der Form »unumquodque verbum statera auraria pendere« (ein jedes Wort auf der Goldwaage wägen) vor. Cicero ›De oratore‹ (II, 38, 159) sagt: »aurificis statera ... examinantur« (sie werden auf der Waage des Goldarbeiters geprüft). In die deutsche Umgangssprache ist die Redensart aber durch Luthers Bibelübersetzung von Sir 21, 27 und 28, 29 gekommen: »Du wägest dein Gold und Silber ein; warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?« Seit dem 16. Jahrhundert ist die Redensart dann oft belegt; gebucht ist sie 1639 bei Lehmann S. 953 (Zweifeld 27): »Mancher wigt alles auf der Goldwag, vnd so das Gewicht gleich stehet, so weiß er doch nicht, was er wehlen sol«. Bismarck gebraucht die Wendung (Reden 3, 302): »Weil ich nicht glaubte, daß die Formfrage so genau auf die juristische Goldwaage gelegt werden würde, wie es schließlich geschehen ist«. Goethe hat die Redensart in ›Sprichwörtlich‹ geistreich ergänzt:
Das Glück deiner Tage
Wäge nicht mit der Goldwaage.
Wirst du die Krämerwaage nehmen,
So wirst du dich schämen und dich bequemen.
Vgl. französisch ›bien peser ses paroles‹ (wörtlich: seine Worte sorgfältig wägen).
Etwas auf die Goldwaage legen. Detail aus dem Gemälde ›Der Geldwechsler und seine Frau‹ von M. van Reymeswaele, 1537, Museo del Prado, Madrid.
Die Goldwaage war früher eine empfindliche Waage zum Abwägen von Goldmünzen. Seine Worte (nicht) mit der Goldwaage wägen (oder auf die Goldwaage legen): seine Worte (nicht) genau prüfen, ob sie nicht etwa kränkend oder sonst befremdend wirken. Das Bild findet sich schon bei den Römern: In einem Fragment des Varro (Buch 2, Ausgabe Bücheler Nr. 419) kommt der Ausdruck in der Form »unumquodque verbum statera auraria pendere« (ein jedes Wort auf der Goldwaage wägen) vor. Cicero ›De oratore‹ (II, 38, 159) sagt: »aurificis statera ... examinantur« (sie werden auf der Waage des Goldarbeiters geprüft). In die deutsche Umgangssprache ist die Redensart aber durch Luthers Bibelübersetzung von Sir 21, 27 und 28, 29 gekommen: »Du wägest dein Gold und Silber ein; warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?« Seit dem 16. Jahrhundert ist die Redensart dann oft belegt; gebucht ist sie 1639 bei Lehmann S. 953 (Zweifeld 27): »Mancher wigt alles auf der Goldwag, vnd so das Gewicht gleich stehet, so weiß er doch nicht, was er wehlen sol«. Bismarck gebraucht die Wendung (Reden 3, 302): »Weil ich nicht glaubte, daß die Formfrage so genau auf die juristische Goldwaage gelegt werden würde, wie es schließlich geschehen ist«. Goethe hat die Redensart in ›Sprichwörtlich‹ geistreich ergänzt:
Das Glück deiner Tage
Wäge nicht mit der Goldwaage.
Wirst du die Krämerwaage nehmen,
So wirst du dich schämen und dich bequemen.
Vgl. französisch ›bien peser ses paroles‹ (wörtlich: seine Worte sorgfältig wägen).
Etwas auf die Goldwaage legen. Detail aus dem Gemälde ›Der Geldwechsler und seine Frau‹ von M. van Reymeswaele, 1537, Museo del Prado, Madrid.