Redensarten Lexikon
Gnadenschuß
Jemandem den Gnadenstoß geben: die Qualen eines Menschen oder Tieres durch schnelle Tötung abkürzen; die Redensart geht wohl auf die mittelalterliche Praxis zurück, nach der der Henker den Leiden eines Gefolterten durch einen raschen und gezielten Degenstich ein Ende bereitete. Sie hat in die Jäger- und die Soldatensprache Eingang gefunden, wo man wegen der heute gebräuchlichen Waffen jetzt allerdings häufiger vom ›Gnadenschuß‹ spricht. Vgl. niederländisch ›iemand (iets) de genadeslag geven‹; französisch ›donner le coup de grace à quelqu'un‹; ›la dague de la miséricorde‹; englisch ›to give a person the stroke of mercy‹ oder ›the death-blow‹; auch: ›Dagger of mercy‹.    Im übertragenen Sinne spricht man heutzutage von einem Ereignis oder auch von einer Bemerkung, die einen Menschen dazu bringt, daß er seine Fassung verliert: ›Das hat ihm den Gnadenstoß gegeben‹: besonders hart getroffen, niedergeschmettert, zur Aufgabe gezwungen. Vgl. ›Jemandem den Rest geben‹, Rest.

• L. H. und H. DE B.: ›La dague de la miséricorde‹ (Dagger of mercy), in: Notes & Queries 7,5 (1888), S. 184; J. BOUCHIER: ›La dague de la miséricorde (Dagger of mercy)‹, in: Notes & Que-
ries 7,7 (1889), S. 454; H.-J. UTHER: Artikel ›Letzte Gnade‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 1324-1331.
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