Redensarten Lexikon
Gnadenbrot
Jemandem das Gnadenbrot geben: aus Mitleid den Lebensunterhalt geben; gemeint ist hier die Unterstützung, die man alten, erwerbsunfähigen Menschen für den Rest ihres Lebens zusichert. Betagte Menschen sind häufig auf die Barmherzigkeit ihrer Kinder angewiesen, sie müssen das Gnadenbrot essen. Mit Bitterkeit vermerkt schon der Talmud (3. Jahrhundert): »Wer das Gnadenbrot seiner Nächsten essen muß, dem verfinstert sich die Welt«. In einem Gedicht Gottfr. Aug. Bürgers (›Mannstrotz‹, 1788) heißt es:
   Solang' ein edler Biedermann
   Mit Einem Glied sein Brot verdienen kann,
   So lange schäm' er sich, nach Gnadenbrot zu lungern!
   Doch tut ihm endlich keins mehr gut,
   So hab' er Stolz genug und Mut,
   Sich aus der Welt hinaus zu hungern.

Vgl. auch das Sprichwort ›Gnadenbrot schmeckt bitter‹. Die Redensart wird auch auf Tiere (besonders Pferde) angewendet, die dem Menschen jahrelang treu gedient haben.

• H. KRAUSE: Artikel ›Gnade‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, Spalte 1714-1719; H.-J. UTHER: Artikel ›Letzte Gnade‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 1324-1331.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Gnadenbrot