Redensarten Lexikon
Glückshaube
Mit einer Glückshaube geboren sein: vom Glück begünstigt sein. Die Redensart bezieht sich auf den recht seltenen Vorgang bei der Geburt, daß die Embryonalhaut oder nur Teile derselben am Neugeborenen hängenbleiben. Diese Haut wurde analog zum Organzauber im Volksglauben dem Glückszauber nutzbar gemacht. Sie wird als zum Kind gehörig betrachtet und hat selbst dann noch, wenn sie von ihm getrennt ist, teil an seiner Lebenskraft. Das Erscheinen der Glückshaube wird allgemein und keineswegs nur in Deutschland als gutes Vorzeichen angesehen. Zahlreich sind die Bezeichnungen für diese Erscheinung, so schon mittelhochdeutsch ›hüetelin‹ und ›westerhuot‹, daneben ›batwât‹ (Badegewand), ›afterhäutlein‹, ›vaselborse‹, ›kindbälgel‹, ›kindfel‹, ›kindsburtlin‹, ›westerwât‹; jünger ist der Name ›westerhemd‹, der sich wie ›westerhuot‹ an einen Vergleich mit der Taufkleidung anschließt, ferner die Bezeichnungen neueren Datums: ›Glückskäppele‹, ›Labhäublein‹, ›Wehmutterhäublein‹, ›Kindsnetzlein‹, ›Kapuze‹. Gelegentlich finden sich auch kriegerische Namen, wie ›Helm‹, ›Sturmhaub‹, norddeutsch ›Sieghaube‹, ›Sieghemd‹; vgl. niederländisch ›met de helm geboren zijn‹; französisch ›il est né (tout) coiffé‹ oder ›être né sous une bonne étoile‹, Stern; englisch ›he is born with a caul‹.    1714 sagt der Ochsenfurter Stadtphysikus Seitz: »man vermeint / daß diejenigen Kinder ... die mit einem Helmlein oder Labhaublein / wie man es nennet / auf die Welt gebohren / Zeit Lebens glückseelig leben werden. Darauf sich aber nicht zu verlassen; dann die Erfahrung das Widerspiel bringt« (›Trost der Armen‹, 84). Glück.

• BARGHEER: Artikel ›Glückshaube‹ in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 890-894.
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