Redensarten Lexikon
Glacéhandschuh
Der Ausdruck Glacéhandschuhe ist seit 1827 im Deutschen belegt; vorher sagte man (seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bezeugt) ›glacierte Handschuhe‹, nach französisch gants glacés.    Einen (oder etwas) mit Glacéhandschuhen anfassen: sehr zart anfassen, (über-)behutsam behandeln, ist seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts literarisch belegt, zuerst bei K.v. Holtei (›Erzählende Schriften‹ [Breslau 1861-66], 23, 220): »...den vorsichtigen, zurückhaltenden, jede Silbe abwägenden Richard, der ... alles mit Glacéhandschuhen angreift«.
   Auch Bismarck gebrauchte das Bild mehrfach: »Sobald von dem König die Rede ist, müssen die Herren ganz andre Glacéhandschuhe anziehen, wenn sie die Regierung herunterreißen wollen« (Reden 9, 239). Die Wendung ist dann auch schnell in die Umgangssprache eingegangen, z.B. berlinisch ›Dir darf man wol bloß mit Jlasees anfassen?‹ Vgl. auch französisch ›prendre quelqu'un avec des gants‹.
   Bisweilen wird die Redensart ›Das mag ich nur mit Glacéhandschuhen anfassen‹ auch in dem fast entgegengesetzten Sinne gebraucht: Diese unsaubere Angelegenheit mag ich nicht mit bloßen Fingern berühren. Auch in diesem Sinn hat Bismarck die Redensart bereits benutzt: »Überall, wo Fäulnis ist, stellt sich Leben ein, welches man nicht mit reinen Glacéhandschuhen anfassen kann« (Reden 4, 131).
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