Redensarten Lexikon
Gift
Gift und Galle zur Bezeichnung von großem Ärger oder Haß ist eine Redensart biblischen Ursprungs. Dtn 32, 33 heißt es: »Ihr Wein ist Drachengift und wütiger Ottern Galle«. Die Redensart hat sich aus dem Bibelzitat durch Verkürzung ergeben, z.B. Gift und Galle speien (spucken): sehr zornig, ärgerlich, geladen sein, Galle. Die Redensart begegnet auch im Märchen ›Jorinde und Joringel‹ (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 69).    Luther gebraucht daneben die Wendung ›Gift und Geifer‹. Vgl. auch die Redensart sich giften: sich heimlich ärgern. Ähnlich voller Gift sein: voller Zorn und Bösartigkeit; vgl. französisch ›être plein de fiel‹ (voller Galle sein), dazu auch die Feststellung: Der (die) hat aber Gift: jemand hat einen bösartigen Groll. Auch mundartlich, z.B. holsteinisch ›He kreeg dat mit de Gift‹, er wurde wütend.
   Gift sein mit jemandem: uneinig sein, jemanden nicht mehr leiden können, eine besonders im Obersächsischen häufige Redensart
   Jemandem (etwas) das Gift nehmen: eine Person (Sache) unschädlich machen, die Wendung bezieht sich ursprünglich auf die Schlange, der man das Gift entnehmen kann. Die Wendung ist auch mundartlich verbreitet, z.B. heißt es im Oberdeutschen ›einem 's Gift nehmen‹ oder ›einem die Giftzähne ziehen‹.
   Darauf kannst du Gift nehmen: darauf kannst du dich verlassen, die Richtigkeit der Aussage ist verbürgt. Diese Beteuerungsformel ist sehr jung und literarisch erst seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bezeugt. Man hat sie auf die Gottesurteile des Mittelalters zurückführen wollen ( Abendmahl), doch sind Giftordalien im germanischen Bereich nirgends bezeugt. Wahrscheinlicher ist die Herkunft vom ärztlichen Rezept her, auf das hin der Kranke getrost eine gifthaltige Arznei einnehmen kann, ohne einen Nachteil befürchten zu müssen. Als Vorstufe der Redensart führt das Deutsche Wörterbuch (4. Bd., 1. Abteilung., 4. Teil, Spalte 7432) aus dem Jahre 1670 den Beleg an: »Ja, sagt sie, wanns nicht wahr ist, so soll dieser Trunck Gifft werden in mir« (Agyrtas: ›Grillenvertreiber‹ [1670] 75). Die Wendung ist auch mundartlich verbreitet, z.B. heißt es schleswig-holsteinisch ›Dor kannst du Gift op nehmen‹. Vgl. auch niederländisch ›Daar kun je donder op zeggen‹ und englisch ›You can lay your shirt on it‹.
   Neuere redensartliche Vergleiche sind: wie Gift kleben: unablösbar haften; wie Gift schneiden: sehr scharf sein (von Messern gesagt), rheinisch ›dat mess schneid wie gift‹.
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