Redensarten Lexikon
Gichter
Die Gichter kriegen: sich sehr aufregen, in Schreikrämpfe verfallen, die Nerven verlieren, auch: ›Zustände kriegen‹. Das Wort ›Gichter‹ ist vor allem im mittleren und südlichen deutschen Sprachgebiet verbreitet als volkstümliche Bezeichnung von Krämpfen, Zuckungen und Lähmungen, zumeist von Kinderkrämpfen. Nach den Symptomen wurden verschiedene Erkrankungen auf die gleichen Dämonen, die Gichter, zurückgeführt, die sie angeblich verursacht haben sollten. In den Segens- und Zaubersprüchen wurden meist 9, 77 oder gar 99 Gichter genannt, um sie alle unschädlich zu machen. Im 19. Jahrhundert war der Ausdruck auch literarisch verbreitet, Schiller hat ihn sogar mehrfach verwendet, z.B. »Die Illusionen des Zuschauers, die Sympathie mit künstlichen Leidenschaften hat Schauer, Gichter und Ohnmachten gewirkt« (Sämtliche Werke [1840], I, 1629).    Bei drastischen Schilderungen warnt man volkstümlich noch heute: Gib acht (Vorsicht), sonst bekommt sie (er) noch die Gichter!
   Jemandem die Gichter einjagen}: ihn in großen Schrecken versetzen. Diese Wendung bewahrt noch etwas von dem Volksglauben an Krankheitsdämonen, die man böswillig einem anderen schicken kann.
• E. BARGHEER: Artikel ›Gicht, Gichter‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 836-841.
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