Redensarten Lexikon
geschniegelt
Geschniegelt und gebügelt: geckenhaft aufgeputzt, sehr sorgfältig frisiert, stutzerhaft gekleidet, ein Reimpaar, das erst in jüngerer Zeit zustande gekommen ist als volkstümliche Form der Steigerung, indem einem Wort ein zweites, gleichklingendes – wenn auch nicht unbedingt gleichermaßen sinnvolles – hinzugefügt wurde. Geschniegelt geht zurück auf das mittelhochdeutsche Wort snegel = Schnecke, das zu ostmitteldeutsch schnîchl wurde und in frühneuhochdeutscher Zeit die Bedeutung ›Haarlocke‹ annahm. Zu dem Substantiv stellt sich ›schniegeln‹ als Zeitwort. Zuerst spricht Georg Ritzsch 1625 in seinem ›Hoffahrtsspiegel des Leipzigischen Frauenzimmers‹ (V. 31) von einem »schnieglicht Angesicht«, womit er ein geputztes Haupt meint. 1642 heißt es bei Mengering (›Gewissensrüge‹, S. 648): »sich schniegeln, spiegeln und gleich den Frawen einhertreten«. Bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wird schniegeln als Synonym für kämmen verwendet, danach setzt sich die allgemeinere Bedeutung durch: sich ausputzen, sich allgemein zu verschönern trachten. Entsprechend der Entwicklung in Mitteldeutschland tritt zu bairisch Schneckl = Haarlocke auch das Zeitwort schneckln = putzen. Vgl. französisch ›tiré à quatre épingles‹.    An die Stelle von ›gebügelt‹ können auch andere sich auf geschniegelt reimende Wörter treten, z.B. ›gespiegelt‹ oder ›gestriegelt‹; Trier: ›er ös geschniegelt o gestriegelt‹.
   Die aus der Schriftsprache stammende Redensart ist in den Mundarten nicht recht heimisch geworden. Sie wird fast ausschließlich in der Partizipialform angewendet und ist vorwiegend in Städten gebräuchlich.
   Vermutlich geht die moderne Wendung auf geschniegelt und gestriegelt zurück, so daß der Zusatz ›gebügelt‹ als sekundär zu betrachten ist. Beim Putzen des Pferdes unterscheidet man nämlich das ›Striegeln‹ und das ›Schniegeln‹. Mit dem Striegel wird das Fell ›bearbeitet‹, beim Schniegeln werden Mähne und Schwanz mit dem Kamm geglättet. Die Redensart ›geschniegelt und gestriegelt‹ wurde vom Pferd auf den Reiter übertragen und erhielt später allgemein Geltung für den überaus sorgfältig Gepflegten.
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