Redensarten Lexikon
Geschirr
im Sinne von ›Riemenzeug der Zug- und Reittiere‹ ist in einer Anzahl bildlicher Redensarten seit frühneuhochdeutscher Zeit sprichwörtlich. Am ältesten ist bezeugt aus dem Geschirr schlagen (treten): aus der Art schlagen, untreu werden, besonders von Frauen gesagt; bereits 1541 in Sebastian Francks ›Sprichwörtersammlung‹ (I, 81b). »Eine Fraw, die auss dem Geschirr schlegt«; dann im ›Simplicissimus‹: »daß sie solche meine Treu mit Untreu belohnen und mir auß dem Geschirr schlagen wolte«. Schwäbisch heißt es noch heute ›aus dem Geschirr kommen‹, aus der Fassung geraten.    Jünger ist die Wendung ins Geschirr gehen, sich ins Geschirr legen, im Geschirre sein: angestrengt (im eigentlichen Sinne ›angesträngt‹) tätig sein, von den mit aller Kraft anziehenden Wagenpferden hergenommen (vgl. ›Sich ins Zeug legen‹), Zeug; diese Redensart ist seit dem 19. Jahrhundert literarisch zu belegen, z.B. bei G. Freytag (›Soll und Haben‹ 2, 105): »du gehst wieder zu sehr ins Geschirr«. Mundartlich ist sie sehr häufig vertreten, z.B. schleswig- holsteinisch ›Se is dormit (mit dem Kinderkriegen) je banni in't Geschirr‹, im Zuge; ›se kaamt sik in't Geschirr‹, sie geraten aneinander; schwäbisch ›hart ans Geschirr geraten‹: nur haarscharf einem Streit entgehen; ›kumm mi ni in't Geschirr‹, komm mir nicht zu nahe. Schwäbisch ›Den hat man net schlecht ins Geschirr genomme‹, man hat ihn streng behandelt, dagegen elsässisch ›einen ins Geschirr nehmen‹, jemanden verspotten.
   Geschirr in der Bedeutung ›Gerümpel, altes Gerät‹ war früher gebräuchlich in den Redensarten unter das alte Geschirr gerechnet (geworfen) werden, ins alte Geschirr schlagen: zu den alten Leuten gezählt werden; so 1669 im ›Simplicissimus‹ (3, 365): »und solte ich so lange (mit dem Heiraten) warten müssen, biß ich unter das alte Geschirr gerechnet würde«; vgl. ›altes Eisen‹.
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