Redensarten Lexikon
Gesangbuch
Das falsche (verkehrte) Gesangbuch haben: eine andere Konfession besitzen, zu einer nur in der Minorität vorkommenden Religionsgemeinschaft gehören, in einer Berufsstellung nicht zum Zug kommen, weil man der entsprechenden kirchlichen oder politischen Protektion entbehren muß; ähnlich auch aus dem verkehrten Gesangbuch singen. Die Redensart hat sich erst ungefähr seit 1950 in den besonderen Verhältnissen Westdeutschlands ausgebildet und wird vor allem von Protestanten gebraucht, wenn sie eine Erklärung für ihre Benachteiligung suchen: ›Ich habe eben nicht das richtige Gesangbuch‹: meine Anstrengungen sind von vornherein zum Scheitern verurteilt.    Aus dem Gesangbuch mit 32 Blättern singen: Karten spielen. Die Redensart spielt auf die Volksvorstellung (vom verbotenen) Kartenspiel als des Teufels Gebet- oder Gesangbuch an.
   Im Schlesischen fragte man euphemistisch: ›Du warst wohl in der Kirche, wo das Gesangbuch Henkel hat?‹, d.h. im Gasthaus.
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