Redensarten Lexikon
Geruch
In keinem guten Geruch stehen: sich keiner Wertschätzung, keines guten Rufes erfreuen. Schon in einer geschichtlichen Urkunde aus Österreich aus dem Jahre 1517 (Fontes rer. Austr. I, 1, 128) ist belegt: »Wo aber die fürgenomen praut nyt aines gueten geruechs, so gibt der bischoff dem (diacon) die nit, sonder ain andere, die ain gueten namen hat«. Die Redensart geht auf Ex 5,21 zurück: »Der Herr ... richte es, daß ihr unsern Geruch habt stinkend gemacht«. Mit ›Gerücht‹ (das ursprünglich die niederdeutsche Form zu mittelhochdeutsch geruofte, gerüefte ist, somit zu ›rufen‹ gehört) hat diese Redensart nichts zu tun; sie geht vielmehr auf den biblischen Sprachgebrauch von dem Gott wohlgefälligen Geruch des Brandopfers zurück (vgl. Ex 29, 18). Die bildliche Anwendung des Ausdrucks Geruch zeigen auch die Worte des Don Carlos zu König Philipp (V. 4): »Dein Geruch ist Mord. Ich kann dich nicht umarmen«.
Gleichen Ursprungs dürfte die Redensart sein im Geruch der Heiligkeit stehen; sie erscheint bei Goethe (29,201): »ein Bettelmönch, der aber auch schon im Geruch der Heiligkeit stand«; englisch ›an odour of sanctity‹; französisch ›une odeur de sainteté‹: aber auch: ›Ne pas avoir quelqu'un en odeur de sainteté‹, im Sinne von: einen nicht gern haben.
Die Redensart geht auf den Volksglauben zurück, wonach die (später) geöffneten Gräber von Heiligen statt des zu erwartenden Verwesungsgeruchs einen besonders angenehmen, süßen Geruch verströmen. Entsprechende Berichte sind in zahlreichen Heiligenlegenden überliefert, u.a. von Alexius, Servatius, Englmar unter anderem Die einstmals ernsthaft gemeinte Redensart besitzt heute nur noch eine scherzhafte Bedeutung. Niederdeutsch kennt man auch die Wendung ›He hett dor Geruch vun kregen‹, Er hat davon Wind bekommen (⇨ Wind).
• M. HÖFLER: Der Geruch vom Standpunkte der Volkskunde, in: Zeitschrift für Volkskunde 3 (1893), S. 438-448; E. HOFFMANN-KRAYER: Geruch der Heiligkeit, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 23 (1920/23), S. 225-226; A. CORBIN: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs (Berlin 1984); CHR. DAXELMÜLLER: Artikel ›Geruch‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 1097-1102.
In keinem guten Geruch stehen: sich keiner Wertschätzung, keines guten Rufes erfreuen. Schon in einer geschichtlichen Urkunde aus Österreich aus dem Jahre 1517 (Fontes rer. Austr. I, 1, 128) ist belegt: »Wo aber die fürgenomen praut nyt aines gueten geruechs, so gibt der bischoff dem (diacon) die nit, sonder ain andere, die ain gueten namen hat«. Die Redensart geht auf Ex 5,21 zurück: »Der Herr ... richte es, daß ihr unsern Geruch habt stinkend gemacht«. Mit ›Gerücht‹ (das ursprünglich die niederdeutsche Form zu mittelhochdeutsch geruofte, gerüefte ist, somit zu ›rufen‹ gehört) hat diese Redensart nichts zu tun; sie geht vielmehr auf den biblischen Sprachgebrauch von dem Gott wohlgefälligen Geruch des Brandopfers zurück (vgl. Ex 29, 18). Die bildliche Anwendung des Ausdrucks Geruch zeigen auch die Worte des Don Carlos zu König Philipp (V. 4): »Dein Geruch ist Mord. Ich kann dich nicht umarmen«.
Gleichen Ursprungs dürfte die Redensart sein im Geruch der Heiligkeit stehen; sie erscheint bei Goethe (29,201): »ein Bettelmönch, der aber auch schon im Geruch der Heiligkeit stand«; englisch ›an odour of sanctity‹; französisch ›une odeur de sainteté‹: aber auch: ›Ne pas avoir quelqu'un en odeur de sainteté‹, im Sinne von: einen nicht gern haben.
Die Redensart geht auf den Volksglauben zurück, wonach die (später) geöffneten Gräber von Heiligen statt des zu erwartenden Verwesungsgeruchs einen besonders angenehmen, süßen Geruch verströmen. Entsprechende Berichte sind in zahlreichen Heiligenlegenden überliefert, u.a. von Alexius, Servatius, Englmar unter anderem Die einstmals ernsthaft gemeinte Redensart besitzt heute nur noch eine scherzhafte Bedeutung. Niederdeutsch kennt man auch die Wendung ›He hett dor Geruch vun kregen‹, Er hat davon Wind bekommen (⇨ Wind).
• M. HÖFLER: Der Geruch vom Standpunkte der Volkskunde, in: Zeitschrift für Volkskunde 3 (1893), S. 438-448; E. HOFFMANN-KRAYER: Geruch der Heiligkeit, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 23 (1920/23), S. 225-226; A. CORBIN: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs (Berlin 1984); CHR. DAXELMÜLLER: Artikel ›Geruch‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 1097-1102.