Redensarten Lexikon
Gehege
Einem ins Gehege kommen (oder gehen, früher auch fallen): eigentlich in sein umzäuntes Gebiet eindringen, übertragen: sich auf seinem Arbeits- oder Erwerbsfeld zu schaffen machen, überhaupt: ihm in die Quere kommen, besonders in Liebesangelegenheiten.    Die Redensart ist alt; der bisher früheste Beleg findet sich in der ›Sarepta‹ des Mathesius 1562: »und felt einer dem andern in sein vierung und gehege«. Von einem auswärtigen Bräutigam, der um ein Leipziger Mädchen freit, sagt Henrici (Picander) 1738:

   In Zukunft wird man solchen Leuten,
   Die uns nach unserm Brode stehn
   Und uns in das Gehege reiten,
   Flugs an dem Tor entgegengehn.

Ähnlich ist noch obersächsisch bezeugt: ›een' ins Gehäge laatschen‹, als Nebenbuhler auftreten.
   Als ›Gehege‹ bezeichnet man heute vor allem den umfriedeten Waldbezirk zur Wildpflege; vgl. französisch ›aller ...‹ oder ›marcher sur les brisées de quelqu'un‹. Als ›brisées‹ bezeichnet man die vor der Treibjagd geknickten Zweige, die der Wildspur folgten.
   Im Oberdeutschen ist diese Redensart mundartlich kaum belegt, dafür kennt man z.B. schwäbisch ›einem ins Gäu kommen (gehen)‹. ›Gäu‹ steht darin für freies, offenes, fruchtbares Land; von den Metzgern, die aufs Land gehen, um Vieh einzukaufen, sagt man: ›Sie gehen ins Gäu‹; in einer älteren schwäbischen Quelle wird von den Bettelorden berichtet: »Weil die Bettel-München oder Clöster jedes sein gewisses Göw angewiesen hatte, wo sie bettlen durften, so gab es öfters ärgerliche Schlägereyen unter ihnen, wann einer einen Mönchen aus einem andern Closter in seinem Göw antraffe«.

• L. RÖHRICH und G. MEINEL: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, in: Et multum et multa. Festgabe für Kurt Lindner (Berlin – New York 1971), S. 313-323.
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