Redensarten Lexikon
Gefälle
Die noch heute im Oberdeutschen verbreitete Redensart Gefälle haben: Glück, Erfolg haben, geht auf sehr alte Wurzeln zurück. Schon in Gottfrieds von Straßburg ›Tristan‹ (V. 9924) steht ›guot gevelle‹ für ›Glück‹. Glück im Spiel heißt im gleichen Werk (V. 16438) ›spilgevelle‹, und noch in der Gegenwart gebraucht man die Wendung ›Gefälle haben‹ im Schwäbischen auch im Sinne von ›Glück im Spiel haben‹, außerdem bei guter Getreide- und Weinernte usw. Schweizerisch ›Ma mos au s' gfell ha‹, man muß auch vom Schicksal begünstigt sein.    Ein gutes Gefälle haben: scherzhaft für: ›einen guten Zug haben‹, tüchtig trinken können, ist erst aus dem 19. Jahrhundert belegt, besonders mitteldeutsch. In Berlin sagt man zu einem, der viel auf einmal trinkt ›Du hast 'n jutet Jefälle‹. In der Rheinpfalz spielt der Mann auf die Trinkfreudigkeit seiner Frau an: ›Mei Fraa is a Pälzerin, sie hat a guats Gefälle beim Woitrinke‹, im Oberharz auch in der Form ›ân guten Iwerfall ha'n‹. In Immermanns Roman ›Münchhausen‹ (erschienen 1839) heißt es (2,139): »ei, was hat der Schliffel ein Gefäll, rief Kernbeißer«. Das der Redensart zugrunde liegende Bild ist vom Bach übertragen, der durch sein Gefälle die Mühle treibt; daher noch sehr deutlich im Obersächsischen: ›Der hat aber e Gefälle, sei Vater is e Wassermüller‹; vgl. französisch ›avoir une bonne descente‹.
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