Redensarten Lexikon
Gedächtnis
Etwas im Gedächtnis bewahren: die Erinnerung lebendig erhalten, etwas niemals vergessen, sei es eine gute oder auch böse Erfahrung gewesen.    Jemanden in gutem Gedächtnis behalten: sich gern seiner Vorzüge dankbar erinnern.
   Die Worte Jesu beim letzten Abendmahl: »Tut dies zu meinem Gedächtnis« beruhen auf Lk 22,19: »Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, das tut zu meinem Gedächtnis«.
   Nach der Gottesdienstordnung wird dies jedesmal bei der Abendmahlsfeier und bei jedem Meßopfer gesprochen.
   Jemandem ein ehrenvolles Gedächtnis bewahren: voller Dankbarkeit eines Verstorbenen gedenken, dessen Leben und Wirken vorbildhaft war.
   Das Erinnerungsvermögen ist bei jedem Menschen anders gerichtet und verschieden ausgeprägt. Wer ein besonders gutes, ein scharfes oder zuverlässiges Gedächtnis besitzt, wird oft bewundert oder gar beneidet. Auch für einen Lügner oder Dieb soll es von Vorteil sein, worauf bereits Quintilian um 92 n. Chr. in seiner ›Institutio oratoria‹ (IV, 2, 91) hinwies: »Mendacem memorem esse oportet«, was auch Corneille 1644 in seinem Lustspiel ›Le Menteur‹ (IV, 5) literarisch aufgegriffen hat: »Il faut bonne mémoire après qu'on a menti« (Büchmann).
   In einem Wellerismus heißt es vom Dieb: »Ich habe ein gutes Gedächtnis«, sagte der Dieb, »ich fasse schnell, erinnere mich leicht und behalte lange«.
   Auf die mangelnde Zuverlässigkeit des Gedächtnisses, die viel häufiger zu beobachten und zu beklagen ist, weisen mehrere Wendungen: ein kurzes (schwaches) Gedächtnis haben oder im drastischen Vergleich: ein Gedächtnis haben wie ein Sieb: die Erinnerung (das Wissen) ist lückenhaft, nur das Wichtigste ist ›hängengeblieben‹.
   Etwas aus dem Gedächtnis verlieren: es völlig vergessen haben.
   Auf einen aktiven Vorgang weisen die Redensarten: etwas aus seinem Gedächtnis verdrängen wollen: es ganz bewußt ignorieren, und das Gegenteil: sich etwas ins Gedächtnis zurückrufen wollen: sich bemühen, längst Vergangenes wieder ins lebendige Bewußtsein zu bekommen, auch: früher Gelerntes zu reaktivieren.
   Unsicherheit verrät die Wendung: sich nicht immer (ganz) auf sein Gedächtnis verlassen können: vergeßlich werden, oft auch formelhaft angesprochen in der Einschränkung: Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht...
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