Redensarten Lexikon
Gardinenpredigt
Einem eine Gardinenpredigt halten: ihm eine Strafpredigt halten; diese Predigt ist eigentlich die Strafrede, die die Frau ihrem Manne hinter den Gardinen, d.h. den Bettvorhängen, hält. Schon Sebastian Brant nennt 1494 im ›Narrenschiff‹ (64. 27ff.) die nächtliche Strafrede der Gattin ›Predigt‹:
   Die ander kyflet (von ›keifen‹) an dem bett:
   Der eeman selten fryd do hett,
   Muosz hören predig ouch gar oft,
   So manch barfuszer lyt vnd schloft.

Die Vorstellung des Bettvorhangs tritt im 16. Jahrhundert hinzu; das Wort Gardinenpredigt ist nicht vor 1743 nachgewiesen. Gebucht wird es 1795 von Hupel im ›Livländischen Idiotikon‹ 72: »Verweis, welchen die Frau ihrem Gatten unter vier Augen, sonderlich bei dem Schlafengehen, giebt«. Ähnliche Ausdrücke in den skandinavischen Sprachen und im Englischen sind zum Teil früher belegt. Niederländisch heißt es von einer zanksüchtigen Frau: ›Zij heeft hem de gordijn-metten gelezen‹.

• F. ROBINSON: ›Curtain Lecture‹, in: American Notes & Queries 10 (1971/72), S. 40-41; R. KELLY: ›Curtain Lecture‹, in: American Notes & Queries 11 (1972/73), S. 24.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Gardinenpredigt