Redensarten Lexikon
Gängelband
Einen am Gängelband führen: ihn nach seinem Willen leiten wie ein Kind, das noch nicht allein gehen kann; am Gängelband gehen: sich von fremdem Willen leiten lassen. Das Gängelband, im Deutschen seit 1716 lexikalisch gebucht, ist das Band, an dem Kinder beim Laufenlernen festgehalten werden. Es ist benannt nach dem seit Luther bezeugten Verbum ›gängeln‹ = ein Kind laufen lehren, was ebenfalls im übertragenen Sinne angewendet wird. Die Redensart erscheint seit dem 18. Jahrhundert, z.B. bei Graf L.v. Stolberg (1750-1819):
   Leite mich (Natur) an deiner Hand
   Wie ein Kind am Gängelband,

bei Schiller (›Fiesko‹ III, 2): »tief unten den geharnischten Riesen Gesetz am Gängelbande zu lenken«;

   Da ihr noch die schöne Welt regieret,
   An der Freude leichtem Gängelband
   Selige Geschlechter noch geführet
   (›Die Götter Griechenlands‹, V. 1ff.);

bei A.v. Platen (1796-1835): »daß Nicolette dich an ihrer Launen Gängelbande führt«. Vereinzelt steht für Gängelband auch ›Gängelriemen‹, so in der deutschen Übersetzung von Richardsons Roman ›Clarissa‹ (erschienen 1748, VII,531): »sie wollen mit mir umgehen, wie mit einem kleinen Kinde in einem Gängelriemen«. Auch in der rheinischen Mundart ist Gängelriemen gebräuchlich. Vgl. auch die Redensart ›Einen am Bändel herumführen‹, Band.

• I. WEBER-KELLERMANN: Die Kindheit (Frankfurt/M. 1979), S. 34-36.}

Am Gängelband führen. Carl Fürst von Liechtenstein mit Gemahlin und Sohn, Schabblatt vom Nik. Rhein, nach dem Gemälde von H. Füger, 1792. Aus: Hilde Spiel: Fanny von Arnstein oder Die Emanzipation. Ein Frauenleben an der Zeitenwende 1758-1818, Frankfurt a.M. 1962, Abbildung S. 216f..
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