Redensarten Lexikon
Galimathias
Galimathias reden: sinnlos schwätzen, verworren reden. Französisch galimatias, von neulateinisch gallimathia, gelehrte Zusammensetzung aus galli- und griechisch mátheia, war ursprünglich ein Fachausdruck in den Diskussionen an der Pariser Sorbonne (›Galli‹ waren die Prüflinge der Sorbonne und griechisch ›mátheia‹ ist das Wissen). Er gelangte Ende des 17. Jahrhunderts als Fachwort der Poetik ins Deutsche, wo es sich besonders als Schlagwort der literarischen Kritik gehalten hat und in die Umgangssprache und Mundarten Eingang fand. Mundartlich belegt ist schweizerisch ›Galli-Matteies‹, verworrenes Geschwätz, und schwäbisch ›Galimathias‹, dummer Mensch und dummes Geschwätz, Unsinn. Literarisch z.B. bei H.v. Hofmannsthal im ›Turm‹ (4. Aufz.): »Verdeutsch ihnen den Galimathias«.    Nur der Volksetymologie gehört die folgende Anekdote an, die die Entstehung des Wortes ›Gallimathias‹ zu erklären sucht: Ein französischer Advokat soll in einem lateinisch geführten Prozeß, in dem es sich um den Hahn eines Bauern namens Matthias handelte, statt ›gallus Matthiae‹ fortwährend gesagt haben ›galli Matthias‹, woher dann diese Art konfusen Sprechens ›Galimathias‹ genannt wurde. Nach der heutigen Witztheorie gehört zum Gallimathias vor allem das verballhornte Fremdwort, z.B. ›Beethovens Erotika‹, der ›Gang nach Casanova‹, der ›Schmus primae noctis‹, auch der ›Jux primae noctis‹, die ›Carmina Bonanza‹ oder Bachs ›zwei- und dreistimmige Investitionen‹ etc.

• K. FISCHER: Über den Witz, in: Kleine Schriften (Heidelberg 1896), S. 59; L. RÖHRICH: Der Witz (Stuttgart 1977), S. 54, 78.
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