Redensarten Lexikon
Furz
Aus einem Furz einen Donnerschlag machen: etwas Unwichtiges und Nebensächliches aufbauschen und übertreiben; zuerst 1616 bei Henisch (1315, 44) gebucht, 1691 bei Stieler in der Form »den furz zum Donner machen«, so auch noch in der siebenbürgisch- sächsischen Mundart des 19. Jahrhunderts ›Dî moacht gärn de Furz zem Danner‹. Auch in anderen Redensarten steht Furz für etwas Unbedeutendes, Unwichtiges. Rheinisch von einem Geizigen ›Der will mit einem Furz einen Morgen Land düngen‹, schweizerisch ›nid en Furz‹, nicht das geringste. ›Er macht sich keinen Furz daraus‹: er macht sich nichts daraus; ›Keinen Furz wert sein‹: ein Nichts sein; alemannisch: ›Sie het nit emol e Furz im e Lumpe‹: sie hat keine Mitgift; ›Bind e Furz dran, so isch's e Scheiß länger‹: wenn etwas zu kurz ist, z.B. eine Hose.    ›Man muß auch mal einen Furz verkneifen können‹: man muß auch mal den Mund halten können. ›Verlang von einem toten Mann einen Furz‹: etwas Unmögliches fordern; ›Du kriegst einen Furz auf dem Rost gebraten‹: du bekommst nichts zu essen; ›Ein gebackener Furz auf einer Gabel‹: eine Nichtigkeit. ›Mach keinen Furz‹: flunkere nicht!; ›Das ist unter allem Furz‹: das ist unter aller Kritik; ›Er hat ausgefurzt‹: es ist aus mit ihm; ›Der furzt im Schlaf‹: es gelingt ihm alles ohne Anstrengung, er hat Glück.
   Einen Furz im Kopfe (auch gefrühstück) haben: nicht ganz gescheit sein. Schwäbisch ›einen Furz auf ein Brett naglen‹, sprichwörtlich für eine unmögliche Aufgabe. (›Ma ka nit alles; ma ka koin Furz auf e Brett nagle‹). ›Der ka kein Furz verhebe‹: er plaudert jedes Geheimnis aus.
   Vergleichende Redensarten: auffahren wie ein Furz im Bade (z.B. sächsisch), 1645 in den ›Facetiae facetiarum‹ (486) belegt; wie ein Furz in der Laterne: unstet, unruhig; wie ein wilder Furz am Bindfaden: viel Lärm um Nichts; ›Verschwinde, wie der Furz im Winde‹: schnell und unauffällig. Ähnlich: ›Sinnlos herumlaufen wie ein Furz auf der Gardinenstange‹.
   In verbalen Ausdrücken wird das diskriminierte Wort meist ausgelassen, wie z.B.: ›Einen fahren (fliegen, gehen, streichen) lassen‹, oder es werden andere Ausdrücke doppeldeutig gebraucht: ›Seinem Herzen Luft machen‹, ›Gas geben‹, ›Aus dem letzten Loch pfeifen‹ etc.
   In der populären Umgangssprache gibt es zahlreiche Umschreibungen und Synonyma für ›Furz‹. Nur zum Teil entstammen sie dem Bemühen, das tabuierte Wort zu vermeiden (›Wind‹, ›Frosch im Bauch‹, ›Naturfagott‹, ›Pub(s)‹); nicht selten sind sie aber derb, unflätig und drastisch. Sie beziehen sich unter anderem auf Situation (›Bierfriedrich‹, ›Salonfurz‹), Lautstärke (›Bums‹, ›Kracher‹, ›Schleicher‹, ›Donner‹) (lateinisch ›crepitus‹), Geruch (›Stinker‹), oder kommen aus der Soldatensprache (›Kanonier‹, ›Rohrkrepierer‹).
   Das Sprichwort ›Ein feiger Arsch läßt keinen mutigen Furz‹ (nach anderen Quellen: ›Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz‹) wird Luther zugeschrieben.

• P. ENGLISCH: Das skatologische Element (Stuttgart 1928); H. BÄCHTOLD-STÄUBLI: Artikel ›Furz‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 223-224; A. LIMBACH: Der Furz (Köln 1980); CHR. DAXELMÜLLER: Artikel ›Furz‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, S. 593-600.
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